2. September 2011

Schulen wehren sich gegen Einmischung durch die Politik

Jetzt wird's schwierig für mich. Ich muss eine Stellungnahme des obersten Schweizer Lehrers kommentieren. Beat Zemp, Präsident des LCH, macht den Parteien den Vorwurf, die Schule parteipolitisch zu missbrauchen (Schulen wehren sich gegen Missbrauch durch Parteipolitik, Basler Zeitung, 2.9.). Ich kann da meinem Kollegen nicht ganz folgen. Was ist falsch daran, wenn sich die Parteien in Schulfragen positionieren? Was schadet es der Schule, wenn die Leute hinstehen und sagen, wofür sie einstehen und welche Positionen sie vertreten. Von mir aus könnte das noch viel öfter geschehen. Zemp irrt, wenn er sagt, das schade der Schule. Vielleicht fürchtet sich Zemp aber auch vor der plötzlich entstandenen Transparenz. Diese macht sichtbar, dass der LCH massgeblich daran beteiligt war, Harmos einzuführen. Einerseits rudert man tüchtig mit dem Bildungsfilz in allen möglichen kantonalen Booten, andererseits versucht man sich selbst politisch in Stellung zu bringen, indem man die selbstsüchtigen Kapitäne auf gemeinsame Ziele einschwört. Ich möchte kurz darstellen, wozu dies im Sprachunterricht geführt hat. 
Die Schweiz, ist ein kleines Land, die Deutschschweiz ein Teil davon. Innerhalb der Deutschschweiz haben wir seit Harmos fünf(!) unterschiedliche Kategorien von Deutschschweizern. Die Berner mit Frühfranzösisch, die Zürcher mit Englisch ab der 2. Primar, die St. Galler mit Englisch ab der 3. Primar, die Appenzeller mit Französisch ab der 1. Oberstufe und die Deutschbündner mit Italienisch ab der 3. Primar. Und als dieses Werk vollbracht war, nannte man es Harmonisierung! Wenn es eine Harmonisierung in einem einzigen Bereich benötigte, dann wäre das bei den Fremdsprachen. 
Die Forderung des LCH nach einem Kernlehrplan, tönt aus dieser Perspektive und mit diesem Hintergrund einfach unglaubwürdig. Ein Kernlehrplan würde nämlich bedeuten, dass man den selbstherrlichen kantonalen Erziehungschefs ein paar Dossiers aus den Händen nehmen müsste. Ist der LCH dazu wirklich willig und auch fähig? Hier wäre die Unterstützung und sogar die Einmischung von politischen Pareien höchst willkommen.
Freut sich über das gestiegene Interesse an der Schule: Beat Zemp vom Lehrerdachverband. (Archivbild)  
Beat Zemp, Zentralpräsident LCH. Geht seine Taktik auf? (Bild keystone)
Schule will nicht Spielball der Politik sein Tagesschau SF, 2.9.

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