20. Juni 2016

Vom Unterschied zwischen Mehrklassenschule und AdL

In der Reportage über die Primarschule Hugelshofen  werden 1. – 6. Klässler im gleichen Raum unterrichtet. Diese sogenannte „Gesamtschule“ ist jedoch entgegen dem Titel keine Mehrklassenschule von einst. Das Schulmodell von Hugelshofen ist das Altersdurchmischte Lernen (AdL).
Gesamtschule oder AdL, 3.6. von Barbara Schur

Das Altersdurchmischte Lernen und die Mehrklassenschule sind zwei Welten, auch wenn sie auf den ersten Blick fast gleich scheinen mögen. In Mehrklassenschulen, wie sie auch heute noch in kleinen Dörfern existieren, sind 2, 3 oder mehr Klassen in einem Raum bei einem Lehrer. Jede Klasse hat, so weit möglich, ihren eigenen Stoffplan. Während der Lehrer z.B. den 4. Klässlern etwas erklärt, sind die 5. und 6. Klässler mit Stillarbeit beschäftigt. Der Lehrer plant, führt und organisiert den gesamten Unterricht und gibt den Stoff und die Aufgaben vor.

Im AdL hingegen werden die Klassen bewusst gemischt und die Jahresziele teilweise aufgehoben. Es ist ein Kennzeichen des AdL, dass das Lernen individualisiert wird. Dies geschieht oft in Kleingruppen oder mit individualisierten Arbeitsaufträgen. 

Im Gegensatz zur Darstellung im Bericht steht gerade nicht das gemeinschaftliche Lernen im Vordergrund. Im AdL wird oft mit SOL (Selbstorganisiertes Lernen) gearbeitet, welches projektartig orientiert ist. Die Themen werden aufgeteilt, und jede Kleingruppe (oder jeder Schüler) arbeitet an einem eigenen Thema. Dies bedeutet, dass dem Lehrer bewusst eine andere Rolle zugedacht wird.

Im AdL wird Schule „neu gedacht“. Traditionelle Rollen werden aufgebrochen. Die Rolle des Lehrers verschiebt sich in Richtung Lernbegleitung/Lerncoach. Ähnlich wie im Lehrplan 21 rücken Kompetenzen in den Vordergrund. Das Beherrschen eines gemeinsamen vorgegebenen Stoffes wird zweitrangig.

1 Kommentar:

  1. Der Text von Barbara Schur ist eine Reaktion auf die Reportage "Schule von einst wieder gefragt", erschienen in der Thurgauer Zeitung vom 19.5.

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