In der Reportage über die Primarschule
Hugelshofen werden 1. – 6. Klässler im
gleichen Raum unterrichtet. Diese sogenannte
„Gesamtschule“ ist jedoch entgegen dem Titel keine Mehrklassenschule von einst.
Das Schulmodell von Hugelshofen ist das Altersdurchmischte Lernen (AdL).
Gesamtschule oder AdL, 3.6. von Barbara Schur
Das Altersdurchmischte Lernen und die
Mehrklassenschule sind zwei Welten, auch wenn sie auf den ersten Blick fast
gleich scheinen mögen. In
Mehrklassenschulen, wie sie auch heute noch in kleinen Dörfern existieren, sind
2, 3 oder mehr Klassen in einem Raum bei einem Lehrer. Jede Klasse hat, so weit
möglich, ihren eigenen Stoffplan. Während der Lehrer z.B. den 4. Klässlern
etwas erklärt, sind die 5. und 6. Klässler mit Stillarbeit beschäftigt. Der
Lehrer plant, führt und organisiert den gesamten Unterricht und gibt den Stoff
und die Aufgaben vor.
Im AdL hingegen
werden die Klassen bewusst gemischt und die Jahresziele teilweise aufgehoben.
Es ist ein Kennzeichen des AdL, dass das Lernen individualisiert
wird. Dies geschieht oft in Kleingruppen oder mit individualisierten
Arbeitsaufträgen.
Im Gegensatz zur Darstellung
im Bericht steht gerade nicht das gemeinschaftliche
Lernen im Vordergrund. Im AdL wird oft mit SOL (Selbstorganisiertes Lernen)
gearbeitet, welches projektartig orientiert ist. Die Themen werden aufgeteilt,
und jede Kleingruppe (oder jeder Schüler) arbeitet an einem eigenen Thema. Dies
bedeutet, dass dem Lehrer bewusst eine andere Rolle zugedacht wird.
Im AdL wird Schule „neu
gedacht“. Traditionelle Rollen werden aufgebrochen. Die Rolle des Lehrers
verschiebt sich in Richtung Lernbegleitung/Lerncoach. Ähnlich wie im Lehrplan
21 rücken Kompetenzen in den Vordergrund. Das Beherrschen eines gemeinsamen
vorgegebenen Stoffes wird zweitrangig.
Der Text von Barbara Schur ist eine Reaktion auf die Reportage "Schule von einst wieder gefragt", erschienen in der Thurgauer Zeitung vom 19.5.
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