27. März 2015

Die Sorgen kleiner Schulen

Daniel Vetterli macht auf Probleme der kleinen Thurgauer Schulen aufmerksam. Er selber ist Schulleiter und Schulpräsident in Personalunion.






Unklare Haltung der Regierung gegenüber kleinen Schulen, Bild: Reto Martin


Kleine Schulen, grosse Sorgen, St. Galler Tagblatt, 26.3. von Silvan Meile



An den Thurgauer Schulen ist die Trennung der strategischen und der operativen Führung nicht überall gewährleistet. Das Gesetz über die Volksschulen aus dem Jahr 2007 sieht vor, dass die Schulen im Kanton «in der Regel» eine Person zur Leitung der Schule einsetzen. Auf Gesuch hin darf aber von der Regel abgewichen werden. Kleine Schulen können somit von einem Mitglied der Schulbehörden geleitet werden. Solche behördengeleitete Schulen gibt es derzeit vier im Kanton, wie aus der Beantwortung einer Interpellation von Kantonsrat Daniel Vetterli (SVP, Rheinklingen) hervorgeht. Das sind Amlikon-Holzhäusern, Regio Märwil, Tobel-Tägerschen und Wagenhausen-Kaltenbach.

Fusionen nicht erzwingen

«Behördengeleitete Schulen sind weiterhin möglich», sagt Regierungsrätin Monika Knill, Chefin des Departements für Erziehung und Kultur, am Mittwoch in der Diskussion zu Vetterlis Interpellation. Die Qualitätsanforderungen und Rahmenbedingungen würden aber von allen Thurgauer Schulen gleich – unabhängig ihrer Grösse – eingefordert, fügt Knill hinzu. Und ein spezielles Augenmerk müsse eben auf mögliche Zuständigkeitskonflikte durch Personalunionen gelegt werden. Hier brauche es Entflechtung. Eine Lösung nennt Knill auch: Fusionen. Doch das sei Sache in den Gemeinden. Die Kantonsregierung begrüsse entsprechende Vorstösse, gebe aber nicht den Anstoss dazu.

Nicht nur verständnisvoll

Kantonsrat Daniel Vetterli hat sich allenfalls mehr Unterstützung von der Regierungsrätin erwünscht. Denn er kennt die Schwierigkeiten einer behördengeleiteten Schule. In der Primarschulgemeinde Wagenhausen-Kaltenbach ist er nämlich Schulpräsident und Schulleiter in Personalunion. Doch nicht alle Parlamentarier brachten gleich viel Verständnis für die Sorgen der kleinsten Schulen auf. Walter Hugentobler (SP, Matzingen) sah in der Diskussion gar ein typisches Thurgauer Phänomen: «Zuerst pochen die kleinsten Gebilde auf ihre Eigenständigkeit und dann rufen sie nach kantonaler Unterstützung.»
Keine Fraktion sah in der derzeitigen Situation, in welcher der Kanton zwar die Bildung grösserer Schulgemeinden empfiehlt, kleinste aber weiterhin toleriert, Handlungsbedarf. Josef Brägger (Grüne, Amriswil) vermisst aber ein klares Bekenntnis des Regierungsrates zur einen oder der anderen Seite.

Pensum klein, Fluktuation gross

Das Modell mit Schulleitung bereitet nicht nur den vier behördengeleiteten Schulen Sorgen. Für Interpellant Vetterli sei vor allem auch bei jenen Schulen, die einen Schulleiter mit einem kleineren Pensum als 50 Prozent haben, der Wurm drin, was sich beispielsweise durch häufige Wechsel der Schulleitung zeige. Die kantonale Statistik über die Fluktuationsrate kann diese Aussage aber nicht untermauern. Demnach liegt die Fluktuation bei den kleinsten Schulen nur leicht höher.


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