1. Juni 2011

Vorbereitungskurse für Gymnasien? Es besteht Handlungsbedarf

Ist ein Platz am Gymnasium käuflich? Das fragt sich Walter Bernet in der NZZ (31.5.2011). Es geht um die Frage der Vorbereitungs-Kurse für Aufnahmeprüfungen an die Gymnasien. Sind sie überhaupt notwendig? Verzerren teure Kurse die Chancengerechtigkeit?

Ohne gezieltes Training geht es nicht
Immer wieder beteuern Schulämter und sogar Lehrkräfte, dass eine spezielle Vorbereitung auf eine Aufnahmeprüfung nicht notwendig sei. Welch ein Blödsinn! Wer sich nicht seriös vorbereitet, hat bei den speziellen Prüfungsformaten keine Chance – unabhängig, ob man den Stoff kann oder nicht. Es geht dabei vor allem darum, die Art der Aufgabenstellungen zu kennen und zu wissen, wie man sich „prüfungsschlau“ verhält. Auch das Zeitmanagement ist ein wichtiger Faktor. All dies kommt im Unterricht normalerweise zu kurz.


Vorbereitung ja, aber welche?
Es hat sich bei den Eltern also herumgesprochen, dass ein Vorbereitungskurs sehr wichtig für den Prüfungserfolg ist. In der Regel besucht ein Grossteil der Kinder und Jugendlichen solche Kurse, die somit zu einem wichtigen wirtschaftlichen Standbein von privaten Anbietern geworden sind. Doch es ist auch an öffentlichen Schulen immer häufiger möglich, spezielle Prüfungsvorbereitungskurse zu besuchen. Allerdings nur gegen Bezahlung und ausserhalb der Schulzeit. Nun könnte man sich mit Recht fragen, ob es nicht Aufgabe der Volksschule ist, die interessierten Schüler während der Schulzeit kostenlos auf den Übertritt an eine Mittelschule vorzubereiten. Es sollte doch im Interesse aller sein, dass die guten Schüler, unabhängig vom Einkommen der Eltern, den Weg an ein Gymnasium schaffen. Wenn man zum Vergleich das Angebot von Stützkursen für spezifische Schulschwächen beachtet, erstaunt es doch, wie man die besten Schüler bei dieser wichtigen Weichenstellung einfach hängen lässt.

Stadt Zürich macht vorwärts
In Zürich hat man die Brisanz des Themas offenbar entdeckt: Ab kommendem Schuljahr erhalten alle Schüler die Möglichkeit sich zwei Lektionen pro Woche dafür vorzubereiten. Und zwar von Beginn des Schuljahrs bis zur Aufnahmeprüfung. Kostenlos für die Eltern – kostenneutral (!) für die Schule. Von dieser Massnahme verspricht man sich in Zürich mehr Chancengerechtigkeit.

Es ist störend, wenn das Geld der Eltern über den Schulerfolg entscheidet. Der Bodenpreis des Wohnortes ist noch immer der aussagekräftigste Wert zur Zuteilung von Jugendlichen an die Gymnasien. Gerade im Bereich der Mittelschulen ist das Missverhältnis zwischen den verschiedenen Schichten eklatant. Und falls man durchfällt, gibt es noch immer die Privatschulen, welche zahlungskräftige Sprösslinge mit offenen Armen empfangen. Die wichtigste Ressource unseres Landes sei die Bildung. Es tut weh zu sehen, wie viel Potential dabei ungenutzt bleibt. Die Frage ist, wie lange wir uns in Zeiten der Globalisierung eine solche Selektion noch leisten können. 

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