7. Januar 2021

Zu viele Mittelschüler senken das Niveau

Im Kanton Basel-Stadt, in dem die Realitätsverweigerung schon als Kunstform durchgeht, würde man sich nie in solchen Worten ausdrücken, weil man sich gern ziert und lieber herumdruckst, als ein Problem als solches zu benennen – so muss es halt das Baselbiet sagen: Die Stadt hat dem Land einen «akuten Notfall» in der Fachmaturitätsschule (FMS) gemeldet, da diese aus allen Nähten platzt. 

Viele wären in einer Lehre besser aufgehoben, Basler Zeitung, 7.1. von Sebastian Briellmann

Die Folge: Schrittweise wird Basel-Stadt nun von Schülern aus den Nordwestschweizer Partnerkantonen (Baselland, Aargau, Solothurn) befreit, da der Raum zu knapp wird. 

Das ist sowohl bildungspolitisches als auch partnerschaftliches Versagen. Die Verantwortung dafür trägt das Basler Erziehungsdepartement. Wer über Jahre die Quoten der Mittelschüler ausufern lässt, muss sich nicht wundern, wenn immer weniger nach der offiziellen Schulzeit eine Lehre antreten. Das führt dazu, dass viele Ungeeignete das Niveau drücken: Und dieses ist – sagen wir, wie es ist – miserabel. 

Viele Basler Schüler, die in einer Lehre besser aufgehoben wären und auch eine Stelle finden würden, quälen sich stattdessen durch eine Mittelschule – und kriegen danach oft keinen Job, weil die Qualifikation auf diesem Level dann doch nicht ganz ausreicht. Fast tragisch: Die geeigneten (und bei Arbeitgebern viel beliebteren) Schüler aus den Partnerkantonen dürfen in Zukunft gar nicht mehr kommen. Verlierer sind alle. 

Erziehungsdirektor Conradin Cramer steht in der Pflicht: Er muss endlich die Übertritte ins Gymnasium und in die FMS drücken. Die Maturitätsquote von knapp 40 Prozent ist bei unseren pitoyablen Leistungen ein Hohn. Studien belegen, dass Basler ihr Studium am häufigsten abbrechen. Würde Cramer dies umsetzen, löste sich das Platzproblem von allein. Zweifel, ob das geschehen wird, sind angebracht: Radikale und auch unangenehme Massnahmen, die dafür nötig wären, lösten Protest und Gegenwind aus. Und darauf reagiert man in Basel ja ziemlich allergisch – da flüchtet man sich lieber in schöne Wortschöpfungen. 

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