Es muss immer alles mess- und bewertbar sein und was nicht messbar ist, wird so gebogen, dass es bewertbar wird. Wie kann eine solch individuelle Sache wie der Lernfortschritt anhand von Checks (also Momentaufnahmen) gemessen werden? Wenn verglichen wird, dann müssten die Voraussetzungen auch gleich sein. Das heisst jedes Jahr müssten genau die gleiche Anzahl Kinder mit dem genau gleichen Hintergrund verglichen werden. Es müsste die Zeit, die Eltern aufwenden, um beim Lernen zu helfen, in die Statistik einfliessen. Das Freizeitverhalten, die Anzahl Geschwister, die Freundeskreise, die Arbeit der Eltern, und vieles mehr spielen eine Rolle und müssen in die Statistik einbezogen werden – das würde eine wochenlange Recherche bedeuten und immer noch keinen Sinn machen. Zum Glück sind wir Individuen und daher nicht wirklich vermessbar. DAZ, Deutsch als Zweitsprache, das hat der Schullockdown gezeigt, funktioniert nur, wenn diese Stunden sehr regelmässig stattfinden und Anreiz bieten. Die Eltern und andere Erwachsene müssen mitmachen und diesen speziellen Unterricht voll unterstützen, dann funktioniert es auch. Vielleicht sollten wir diese ungenaue Vermessung von Kindern einfach sein lassen und akzeptieren, dass es Unterschiede gibt. Es gibt genug Beispiele von erfolgreichen Menschen, die schulschwach waren und erst danach durchgestartet sind.
Basler Zeitung, 8.10. Leserbrief von Philip Karger
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