25. August 2020

Neues Italienisch-Lehrmittel für Uri

«Hello» und «Buongiorno» heisst es heute an den Urner Primarschulen. «Bonjour» lernen sie erst auf der Oberstufe. Seit 1994 wird im Kanton Uri auf der Primarschulstufe Italienisch unterrichtet. Zuerst war der Unterricht in der 5. und 6. Klasse obligatorisch. Seit der Einführung von Frühenglisch ab der 3. Klasse auf das Schuljahr 2005/2006 kann Italienisch freiwillig als so genanntes Wahlpflichtfach in der 5. und 6. Klasse besucht werden. Der Unterricht in Französisch beginnt in Uri in der Oberstufe.

Urner Schüler lernen mit neuem Italienisch-Lehrmittel, Luzerner Zeitung, 24.8. von Markus Zwyssig

Urner Kinder, die ab der fünften Primarklasse den Italienisch-Unterricht besuchen, lernen neue Kolleginnen und Kollegen kennen. Es sind Kinder und Jugendliche aus dem Tessin, die Urner Schüler auf eine virtuelle Reise durch die italienisch-sprachige Schweiz begleiten. Die Mädchen und Buben begegnen ihnen im neuen Italienisch-Lehrmittel. «A Spasso con noi» heisst es und ist auf den Kanton Uri quasi massgeschneidert. Der Gotthardkanton fährt, was Fremdsprachen betrifft, einen Extra-Zug. Während die meisten anderen Kantone zuerst mit Frühfranzösisch beginnen, gibt es in Uri in der fünften und sechsten Primarklasse die Möglichkeit, Italienisch zu lernen. Rund 100 Kinder nutzen jedes Jahr das Angebot.

 

Knapp 200'000 Franken kostet das neue Lehrmittel

«Der Kanton hat sich bereits in den 1990er-Jahren zur Sprache seines Nachbarn bekannt», sagte Regierungsrat Beat Jörg, Bildungs- und Kulturdirektor des Kantons Uri, am Montag in Flüelen vor den Medien. «Das Bekenntnis zur italienischen Sprache führen wir auch künftig fort. Darum haben wir ein neues Italienisch-Lehrmittel für unsere Schulen erarbeitet.» Knapp 200'000 Franken hat das neue Lehrmittel gekostet. In die Erarbeitung involviert waren nebst dem Kanton Uri die Pädagogischen Hochschulen Schwyz und Tessin sowie der Bund, und zwar im Rahmen des Bundesgesetzes über die Landessprachen und die Verständigung zwischen den Sprachgemeinschaften. Sie alle beteiligen sich denn auch an den Kosten.

Projektleiterin Annett Uhlemann von der Pädagogischen Hochschule Schwyz betonte, dass das neue Lehrmittel altersgerechter ist als das bisherige. Die Inhalte des Lehrmittels orientieren sich am Lehrplan 21. Auch die Vermittlung der Kultur der italienischsprachigen Schweiz war wichtig, wie die beiden Co-Autorinnen Daniela Kappler von der Fachhochschule der italienischen Schweiz und Illya Arnet-Clark von der Pädagogischen Hochschule Schwyz aufzeigten. Erarbeitet wurde das Lehrbuch in Zusammenarbeit mit Tessiner Lehrpersonen.

Die Schulen steuerten einige personelle Ressourcen bei. So haben Absolventen einer Bachelor-Klasse der School of Design der Fachhochschule der italienischen Schweiz das Layout gestaltet. Die Videos wurden an der International Academy of Audiovisual Sciences produziert. Neben dem Buch ist ist für die Kinder die Webseite eine wichtige Quelle für das Lernen der italienischen Sprache. Die verschiedenen Videos tragen dazu bei, dass die Urner Schulkinder ihre Tessiner Kolleginnen und Kollegen besser kennen lernen.

 

Die ersten Erfahrungen sind positiv

Bereits im vergangenen Schuljahr konnten zwei Urner Italienischklassen das neue Lehrmittel mittels Vorabdruck erproben. Neben Wädi Wipfli in Attinghausen hat auch Susanne Feser in Flüelen gute Erfahrungen damit gemacht. «Die Kinder lernen die Kultur des Tessins und verschiedene Örtlichkeiten kennen.» Das Lehrmittel spreche die Schüler an. «Es ist eine Reise über den Gotthard ins Tessin.» Dabei lernen die Kinder nicht nur das Tessin, sondern auch Teile des Kantons Graubünden kennen, in denen Italienisch gesprochen wird. Susanne Feser hat denn auch geplant, falls es die Schutzmassnahmen zulassen, mit den Schülern einmal ins Tessin zu reisen und die Schlösser von Bellinzona zu besuchen.

Trotz Corona-bedingter Verzögerungen konnte der erste Band für die 5. Klasse nun im August 2020 gedruckt und ausgeliefert werden. Noch dieses Schuljahr wird der zweite Band erprobt; er dürfte in einem Jahr für alle verfügbar sein. Die Bücher würden aber bewusst in Uri und in kleiner Stückzahl gedruckt. Dadurch werden kleinere Anpassungen immer wieder möglich.

Gut eingebettet ins Urner Fremdsprachenkonzept

Eine im Jahr 2012 durchgeführte Vernehmlassung zum Urner Fremdsprachenkonzept bekräftigte den Weg des Kantons Uri . «Das zeigt sehr schön, dass für uns und die Schulen in Uri alle Landessprachen wichtig sind», sagt Beat Jörg. Damit gerade der Italienisch-Unterricht in Uri über ein geeignetes Lehrmittel verfügt, wurde Anfang der 1990er-Jahre das Lehrmittel «Verso Sud» erstellt. Ab 2013 wurde dieses durch ein Lehrmittel aus Italien abgelöst. «Dieses hatte aber den Nachteil, dass es nicht altersgerecht war und dass der Bezug zur Schweiz fehlte», so Annett Uhlemann. Mit «A Spasso Con Noi» werde dies nun behoben, waren sich die Verantwortlichen gestern einig. «Der Italienisch-Unterricht wird zeitgemässer und bezieht die digitalen Medien mit ein. Zudem soll eine Fremdsprache lernen auch Spass machen», so Uhlemann.

 

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