Die Wiederaufnahme des
Schulbetriebes sei zu einem föderalistischen Flickenteppich geworden: Parteien
von links bis rechts haben am Montag im Zürcher Kantonsrat gemeinsam die
Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) harsch kritisiert.
Zürcher Parteien kritisieren "Flickenteppich" beim Schulstart, sda 4.5.
Die EDK habe unter der
Führung der Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP) in den letzten
Wochen versagt, erklärten SP, FDP, SVP, GLP und AL in einer gemeinsamen
Fraktionserklärung. Es sei nicht gelungen, gemeinsame Eckwerte für einen
geordneten Übergang zum Präsenzunterricht zu vereinbaren.
Die EDK habe
offensichtlich kapituliert «vor dem überbordenden Eigensinn der kantonal
Erziehungsdirektorinnen und -direktoren», sagte der Sprecher der fünf Parteien,
Markus Späth (SP, Feuerthalen). Der entstandene Flickenteppich trage wenig bei
zu einer geordneten Normalisierung.
Zudem überzeuge es
keineswegs, wie der Kanton Zürich diesen föderalistischen Spielraum nutze. Der
Start mit Halbklassen sei nicht durchdacht und die kommunale Regelung der
schulergänzenden Kinderbetreuung lebensfremd. «Das wird viele Familien erneut
vor unlösbare Probleme stellen», warnen die Fraktionen.
Die Regelung der
Kinderbetreuung müsse korrigiert werden, fordern sie. Ohne gesicherte
Kinderbetreuung sei die wirtschaftliche Lockerung nicht zu haben.
Chaos bei Maturitätsprüfungen
Besonders krass zeige sich
das Versagen der EDK bei den Maturitätsprüfungen, meinen SP, FDP, SVP, GLP und
AL. Jeder Kanton mache, was er wolle und jeder etwas anderes. «Es herrscht
Chaos pur auf engstem Raum», lautete das Fazit.
Die Entscheidung des
Kantons Zürich, gar keine Maturitätsprüfungen abzuhalten, sei ohne Not erfolgt
und unverhältnismässig. Es wäre unverantwortlich, den Sinn und die
Notwendigkeit der Maturitätsprüfung kleinzureden. «Wir verurteilen diese
Kapitulation vor dem Virus scharf», erklärte Sprecher Späth.
Inakzeptabel sei zudem,
dass die Zürcher Maturitätsklassen nicht mehr an die Schulen zurückkehren
sollen und gar keinen Präsenzunterricht mehr erhalten sollen. Deren Schulzeit
würde de facto praktisch um ein ganzes Semester verkürzt.
Die fünf Parteien fordern
für die Maturklassen noch einmal Unterricht während der letzten Semesterwochen
und Gelegenheit in allen Fächern einen Leistungsnachweis zu erbringen. Sie
wollen eine Benachteiligung von Zürcher Maturanden beim Eintritt ins Studium
verhindern.
Die Bildungsdirektion habe
während der letzten Wochen der Corona-Krise die Kommunikation mit dem Parlament
praktisch eingestellt, kritisierten die Fraktionen. Nun zeige sich, wohin es
führe, wenn Entscheidungen ohne politische Diskussion gefällt würden. «Wir
erwarten von der Bildungsdirektion und der Regierung, die nötigen Korrekturen
umgehend vorzunehmen», lautete die gemeinsame Forderung.
Die ersten Lockerungen haben offensichtlich dazu geführt, dass viele glauben, der Virus sei jetzt verschwunden und man könne einfach zum Zustand von vorher zurückkommen. Nur so kann die nervöse Diskussion um die Klassengrösse verstanden werden. Kantone und alle die mit den Experten zusammen vorsichtiger sind, sind wohl gut beraten.
AntwortenLöschenGrundsätzlich gilt die Kantonshoheit im Bildungswesen und der Bundesrat nimmt offenbar Rücksicht darauf, nach dem er anfänglich nicht auf den Hilferuf aus dem Tessin reagiert hatte. Die Wissenschaftler und die nationale Covid-Task-Force mahnen eher zur Vorsicht, weil es noch keine erhärteten wissenschaftlichen Daten gibt. Einige Kanton haben die vorsichtigere Variante mit den Halbklassen gewählt. Es sind vorallem die Kantone, die stärker betroffen waren. Eine föderalistische Lösung kann die unterschiedlichen Verhältnisse besser berücksichtigen. Das Wort "Flickenteppich" ist ebenso Blödsinn wie "Röstigraben" und "Harmonisierung" und ein Ausfluss des Zentralismus und nicht der pluralistischen Demokratie, auf der unser nationaler Zusammenhalt beruht.
Nach dem Subsidiaritästprinzip ist es besser, wenn sich Bundesrat und EDK zurück halten.