5. Mai 2020

Kritik an EDK


Die Wiederaufnahme des Schulbetriebes sei zu einem föderalistischen Flickenteppich geworden: Parteien von links bis rechts haben am Montag im Zürcher Kantonsrat gemeinsam die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) harsch kritisiert.
Zürcher Parteien kritisieren "Flickenteppich" beim Schulstart, sda 4.5.

Die EDK habe unter der Führung der Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP) in den letzten Wochen versagt, erklärten SP, FDP, SVP, GLP und AL in einer gemeinsamen Fraktionserklärung. Es sei nicht gelungen, gemeinsame Eckwerte für einen geordneten Übergang zum Präsenzunterricht zu vereinbaren.

Die EDK habe offensichtlich kapituliert «vor dem überbordenden Eigensinn der kantonal Erziehungsdirektorinnen und -direktoren», sagte der Sprecher der fünf Parteien, Markus Späth (SP, Feuerthalen). Der entstandene Flickenteppich trage wenig bei zu einer geordneten Normalisierung.

Zudem überzeuge es keineswegs, wie der Kanton Zürich diesen föderalistischen Spielraum nutze. Der Start mit Halbklassen sei nicht durchdacht und die kommunale Regelung der schulergänzenden Kinderbetreuung lebensfremd. «Das wird viele Familien erneut vor unlösbare Probleme stellen», warnen die Fraktionen.
Die Regelung der Kinderbetreuung müsse korrigiert werden, fordern sie. Ohne gesicherte Kinderbetreuung sei die wirtschaftliche Lockerung nicht zu haben.

Chaos bei Maturitätsprüfungen

Besonders krass zeige sich das Versagen der EDK bei den Maturitätsprüfungen, meinen SP, FDP, SVP, GLP und AL. Jeder Kanton mache, was er wolle und jeder etwas anderes. «Es herrscht Chaos pur auf engstem Raum», lautete das Fazit.

Die Entscheidung des Kantons Zürich, gar keine Maturitätsprüfungen abzuhalten, sei ohne Not erfolgt und unverhältnismässig. Es wäre unverantwortlich, den Sinn und die Notwendigkeit der Maturitätsprüfung kleinzureden. «Wir verurteilen diese Kapitulation vor dem Virus scharf», erklärte Sprecher Späth.

Inakzeptabel sei zudem, dass die Zürcher Maturitätsklassen nicht mehr an die Schulen zurückkehren sollen und gar keinen Präsenzunterricht mehr erhalten sollen. Deren Schulzeit würde de facto praktisch um ein ganzes Semester verkürzt.

Die fünf Parteien fordern für die Maturklassen noch einmal Unterricht während der letzten Semesterwochen und Gelegenheit in allen Fächern einen Leistungsnachweis zu erbringen. Sie wollen eine Benachteiligung von Zürcher Maturanden beim Eintritt ins Studium verhindern.

Die Bildungsdirektion habe während der letzten Wochen der Corona-Krise die Kommunikation mit dem Parlament praktisch eingestellt, kritisierten die Fraktionen. Nun zeige sich, wohin es führe, wenn Entscheidungen ohne politische Diskussion gefällt würden. «Wir erwarten von der Bildungsdirektion und der Regierung, die nötigen Korrekturen umgehend vorzunehmen», lautete die gemeinsame Forderung.


1 Kommentar:

  1. Die ersten Lockerungen haben offensichtlich dazu geführt, dass viele glauben, der Virus sei jetzt verschwunden und man könne einfach zum Zustand von vorher zurückkommen. Nur so kann die nervöse Diskussion um die Klassengrösse verstanden werden. Kantone und alle die mit den Experten zusammen vorsichtiger sind, sind wohl gut beraten.
    Grundsätzlich gilt die Kantonshoheit im Bildungswesen und der Bundesrat nimmt offenbar Rücksicht darauf, nach dem er anfänglich nicht auf den Hilferuf aus dem Tessin reagiert hatte. Die Wissenschaftler und die nationale Covid-Task-Force mahnen eher zur Vorsicht, weil es noch keine erhärteten wissenschaftlichen Daten gibt. Einige Kanton haben die vorsichtigere Variante mit den Halbklassen gewählt. Es sind vorallem die Kantone, die stärker betroffen waren. Eine föderalistische Lösung kann die unterschiedlichen Verhältnisse besser berücksichtigen. Das Wort "Flickenteppich" ist ebenso Blödsinn wie "Röstigraben" und "Harmonisierung" und ein Ausfluss des Zentralismus und nicht der pluralistischen Demokratie, auf der unser nationaler Zusammenhalt beruht.

    Nach dem Subsidiaritästprinzip ist es besser, wenn sich Bundesrat und EDK zurück halten.

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