Rund 50 Fachleute – unter anderem Schulleiter, Luft- und
Energiespezialisten, Hauswarte und Ingenieure – fanden sich kürzlich zum Event
«Raumluft macht Schule» in Weinfelden ein, zu welcher die Initiative «Meine
Raumluft» eingeladen hatte. Dabei diskutierte man die Frage, wie die
Luftqualität in den Schulen positiv beeinflusst werden könnte.
Es diskutierten (vlnr): Martin Müller, Peter Störchli Thomas Wieland und Wolfgang Bosshart. Bild: Christoph Lampart
An Thurgauer Schulen gibt es noch viel zu tun, um die Luftqualität zu verbessern, St. Galler Tagblatt, 1.3. von Christoph Lampart
Beim von Danielle Lalive d’Epinay moderierten Talk suchten Thomas
Wieland (Präsident Primarschule Weinfelden), Martin Müller (Energieberatung in
der Abteilung Energie), Peter Störchli (Leiter Bauten Mittelschul- und
Berufsbildungsamt Kanton Zürich) sowie Wolfgang Bosshard (Leiter Ausführung
Primarschulzentrum Elisabetha Hess) nach Lösungen.
Für eine lange Zeit gute Luft garantieren
Thomas Wieland legte dar, welchen zeitlichen Spagat eine moderne Schule
in Sachen Luftqualität heute vollbringen müsse.
«Wir müssen die Luftqualität so halten, dass nicht nur die Schüler gute
Leistungen erbringen können, sondern auch die Lehrkräfte.»
Denn diese seien oft noch in der Schule, wenn die Kinder schon wieder zu
Hause sind – also schon einmal zehn Stunden oder mehr.
Die Bedürfnisse seien also klar, bei der konkreten Umsetzung hapere es
dann aber doch an der einen oder anderen Stelle. Zwar seien die meisten
Schulgemeinden im Thurgau autonom in Sachen eigener Raumplanung, doch
scheiterten visionäre Projekte oft an den Kosten oder sonstigen Widerständen.
Sechs Grad Unterschied von Innen und Aussen
Immerhin habe man beim Neubau des Primarschulzentrums Martin Haffter
seitens der Behörde die Vorgabe durchgesetzt, dass die Innentemperatur
mindestens sechs Grad kühler sein müsse als die Aussentemperatur, so Wieland.
Wenn draussen 30 Grad Celsius gemessen werden, darf die Luft im Schulzimmer nur
24 Grad betragen. «Das ist technologisch ein anspruchsvolles Ziel, aber machbar
und in den Zeiten des Klimawandels unbedingt ein Muss», erklärte Wieland.
Die Krux für die Planer bestehe nun darin, dass man für die Kühlung der
Luft mehr Energie brauche, was im Grunde genommen jedoch den Klimazielen des
Bundes widerspreche. Doch könne man die benötigte Energie herstellen, indem man
auf dem Schuldach auf Fotovoltaik setze, so Wieland.
Auch bei den Sanierungen alter Schulhäuser läge viel Potenzial drin,
zeigte sich Martin Müller überzeugt: «Wenn eine Sanierung wirklich erfolgreich
sein soll, dann müssen die Behörden hinstehen und zuerst einmal genau sagen,
was sie erreichen wollen. Steht dies fest, dann kann man das Energie-Ziel auch
mit viel Kreativität und Durchsetzungsvermögen auch erreichen», so der Energieexperte.
Viel erreichen in Sachen Luftqualität kann man schon mit wenigen
Schritten – wie das wiederholte Lüften des Schulzimmers, weshalb Peter Störchli
betonte, dass «das Allerwichtigste bei einer nicht so guten Luftqualität das
Benutzerverhalten ist – und zwar vom Hauswart über die Lehrer bis hin zu den
Schülern. Wenn alle mitziehen, dann kann man auch einmal sich gut über die Zeit
retten, bis eine neue Lüftung installiert wird». Für Schulen, bei welche keine
Sanierung ansteht, hatte Störchli einen ganz einfachen Kühlungstipp:
«Lasst im Sommer die Storen unten. Das ist dann zwar nicht lässig, aber
sehr effektiv.»
Dem Bauunternehmer sind die Hände gebunden
Wenig machen, ausser auf die Qualität der anstehenden Arbeiten zu
achten, kann in Sachen Luftqualität beim Neubau eines Schulhauses der
Bauunternehmer. Bosshard sagt:
«Uns sind da in der Regel die Hände gebunden, da wir vom Bauherrn in der
Regel klare Vorgaben haben.»
Dennoch hat der Baufachmann einen konkreten Wunsch: «Man sollte genug
Zeit einplanen, damit sich bei der Inbetriebnahme alles einspielen kann, bevor
die Schule dann wieder auf Hochtouren läuft.»
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen