26. Januar 2020

Chancengleichheit als Fata Morgana


Als Gouverneur im südlichen Russland soll der Feldherr Grigori Alexandrowitsch Potemkin (1739–1791) seine Soldaten angewiesen haben, entlang von Strassen Kulissendörfer zu errichten. Dies, um Katharina der Grossen (1729–1796) Fortschritte bei der Besiedelung vorzutäuschen, als sie sich auf einer Inspektionsreise durch die neuen Provinzen befand. Diese Geschichte ist allerdings erfunden, eine pure Legende, die Potemkin von Neidern am Zarenhof angedichtet wurde.
Doch das geflügelte Wort von den «Potemkinschen Dörfern» ist geblieben und steht bis heute für die Vorspiegelung falscher Tatsachen. Nun ist das Bedürfnis nach einer Verschönerung von Sachverhalten ja nie aus der Mode gekommen. Es wird heute sogar ziemlich exzessiv ausgelebt – nicht zuletzt im Bildungsbereich. Genauer betrachtet ist dieser mittlerweile ein einziges grosses Potemkinsches Dorf, und eine Hauptgasse dieser Kulissensiedlung soll hier besichtigt werden: die Verpflichtung der Volksschule, in einer scharf auf Konkurrenz angelegten Gesellschaft Chancengleichheit herzustellen.

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