Seit ihrer Einführung im Jahr 2011 ebbt die Kritik an den Lehrmittel
Mille feuilles und Clin d’oeil nicht ab. Im Auftrag von BERNbilingue hat das
Institut für Mehrsprachigkeit Freiburg vier Studien und neun Berichte ausfindig
gemacht und analysiert. Der Befund bestätigt leider die Befürchtungen.
Neuer Anlauf nötig für Französisch als Fremdsprache in den Passepartout-Kantonen, Bieler Tagblatt, 7.1.
Welche
Erkenntnisse liegen aktuell zum schulischen Französischunterricht mit den
Lehrmitteln Mille feuilles und Clin d’oeil in der Passepartout-Region (Aargau,
Bern, Basel-Stadt, Basel-Land, Solothurn, Wallis) vor?
Das Institut
für Mehrsprachigkeit Freiburg hat im Auftrag von BERNbilingue Ergebnisse aus
den einschlägigen wissenschaftlichen Studien systematisch zusammengetragen. Ein
wichtiger Befund betrifft die Sprachkompetenzen am Ende der Primarschule: Die
von der EDK festgelegten Grundkompetenzen, die von allen Schülerinnen und
Schülern zu erreichen sind, werden weder im Hör- noch im Leseverstehen erreicht
(87 % resp. 62 %). Die höher angesetzten Lernziele des Passepartout-Lehrplans
werden von deutlich weniger Schüler und Schülerinnen erreicht (Hören 57 %,
Lesen 33 %). Beim Sprechen erreicht in beiden Fällen nur eine kleine Minderheit
die Lernziele (Grundkompetenzen 42.5 %; höhere Passepartout-Lernziele 11 %).
Die Schreib-Kompetenzen wurden bisher erst gar nicht erhoben. Die Einschätzung
des Lehrwerks Mille feuilles durch die Beteiligten fällt durchmischt aus.
Fakt ist
also, dass selbst die Grundkompetenzen am Ende der Primarschule nur teilweise
erreicht werden. Das ist klar ungenügend und zeigt, dass die gesetzten Ziele mit
den Passepartouts-Lehrmitteln nicht erreichbar sind. Mindestens die
Grundkompetenzen des Lehrplan 21 müssten von allen Schülerinnen und Schülern
erreicht werden.
Dafür
gibt es verschiedene Gründe. Dazu gehört die mangelhafte Gewichtung der
produktiven Sprachkompetenzen. Das Konzept der «Immersion» kann im Rahmen des
ordentlichen Schulunterrichtes nicht das systematische Wortschatzarbeiten
ersetzen. Wortschatz und Sprachstruktur lernt man nicht «en passant».
Nicht nur
das Lehrmittel «Mille feuilles / Clin d’oeil», sondern auch der
zugrundeliegende Passepartout-Lehrplan sind grundsätzlich in Frage zu stellen.
Hör- und Leseverstehen, Schreiben sowie Sprechen werden zwar im
Passepartout-Lehrplan als Kompetenzbereiche erwähnt, für die zu überprüfenden
Kompetenzen werden allerdings keine Kriterien formuliert. Das ist zum einen
eine grobe, nicht erklärbare Unterlassung.
BERNbilingue
stellt aufgrund dieser Befunde fest, dass ein neuer Anlauf erforderlich ist, um
die Ziele im Französisch als Fremdsprache zu erreichen. Dafür stellt
BERNbilingue Forderungen an die Erziehungsdirektion des Kantons Bern, aber auch
an die Bildungsdirektoren aller Passepartout-Kantone. Die Bemühungen um
Nachbesserungen an den kritisierten Lehrmitteln sind abzubrechen und
stattdessen das Wahlobligatorium bei den Lehrmitteln ab Sommer 2020 auch im
Kanton Bern einzuführen. Weiter ist der Passepartout-Lehrplan endlich an den
Lernplan 21 anzupassen. Sodann soll der Auftrag von Regierungsrätin Christine
Häsler an die Arbeitsgruppe «Französisch in der Schule» veröffentlicht werden.
Schliesslich ist einerseits, um der Nachfrage gerecht zu werden, das bilinguale
Unterrichtsangebot im Kanton Bern auszubauen, sowie anderseits der
Schulaustausch mit der Westschweiz zu fördern.
Nun wird es also auch im Kanton Bern eng für die Passepartout-Ideologie. Mit Bern bilingue kündigt ein wichtiger Verbündeter die Treue.
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