7. Januar 2020

BERNbilingue fordert Abbruch der Passepartout-Nachbesserungen


Seit ihrer Einführung im Jahr 2011 ebbt die Kritik an den Lehrmittel Mille feuilles und Clin d’oeil nicht ab. Im Auftrag von BERNbilingue hat das Institut für Mehrsprachigkeit Freiburg vier Studien und neun Berichte ausfindig gemacht und analysiert. Der Befund bestätigt leider die Befürchtungen.
Neuer Anlauf nötig für Französisch als Fremdsprache in den Passepartout-Kantonen, Bieler Tagblatt, 7.1.


Welche Erkenntnisse liegen aktuell zum schulischen Französischunterricht mit den Lehrmitteln Mille feuilles und Clin d’oeil in der Passepartout-Region (Aargau, Bern, Basel-Stadt, Basel-Land, Solothurn, Wallis) vor?

Das Institut für Mehrsprachigkeit Freiburg hat im Auftrag von BERNbilingue Ergebnisse aus den einschlägigen wissenschaftlichen Studien systematisch zusammengetragen. Ein wichtiger Befund betrifft die Sprachkompetenzen am Ende der Primarschule: Die von der EDK festgelegten Grundkompetenzen, die von allen Schülerinnen und Schülern zu erreichen sind, werden weder im Hör- noch im Leseverstehen erreicht (87 % resp. 62 %). Die höher angesetzten Lernziele des Passepartout-Lehrplans werden von deutlich weniger Schüler und Schülerinnen erreicht (Hören 57 %, Lesen 33 %). Beim Sprechen erreicht in beiden Fällen nur eine kleine Minderheit die Lernziele (Grundkompetenzen 42.5 %; höhere Passepartout-Lernziele 11 %). Die Schreib-Kompetenzen wurden bisher erst gar nicht erhoben. Die Einschätzung des Lehrwerks Mille feuilles durch die Beteiligten fällt durchmischt aus.

Fakt ist also, dass selbst die Grundkompetenzen am Ende der Primarschule nur teilweise erreicht werden. Das ist klar ungenügend und zeigt, dass die gesetzten Ziele mit den Passepartouts-Lehrmitteln nicht erreichbar sind. Mindestens die Grundkompetenzen des Lehrplan 21 müssten von allen Schülerinnen und Schülern erreicht werden.

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Dazu gehört die mangelhafte Gewichtung der produktiven Sprachkompetenzen. Das Konzept der «Immersion» kann im Rahmen des ordentlichen Schulunterrichtes nicht das systematische Wortschatzarbeiten ersetzen. Wortschatz und Sprachstruktur lernt man nicht «en passant».

Nicht nur das Lehrmittel «Mille feuilles / Clin d’oeil», sondern auch der zugrundeliegende Passepartout-Lehrplan sind grundsätzlich in Frage zu stellen. Hör- und Leseverstehen, Schreiben sowie Sprechen werden zwar im Passepartout-Lehrplan als Kompetenzbereiche erwähnt, für die zu überprüfenden Kompetenzen werden allerdings keine Kriterien formuliert. Das ist zum einen eine grobe, nicht erklärbare Unterlassung.

BERNbilingue stellt aufgrund dieser Befunde fest, dass ein neuer Anlauf erforderlich ist, um die Ziele im Französisch als Fremdsprache zu erreichen. Dafür stellt BERNbilingue Forderungen an die Erziehungsdirektion des Kantons Bern, aber auch an die Bildungsdirektoren aller Passepartout-Kantone. Die Bemühungen um Nachbesserungen an den kritisierten Lehrmitteln sind abzubrechen und stattdessen das Wahlobligatorium bei den Lehrmitteln ab Sommer 2020 auch im Kanton Bern einzuführen. Weiter ist der Passepartout-Lehrplan endlich an den Lernplan 21 anzupassen. Sodann soll der Auftrag von Regierungsrätin Christine Häsler an die Arbeitsgruppe «Französisch in der Schule» veröffentlicht werden. Schliesslich ist einerseits, um der Nachfrage gerecht zu werden, das bilinguale Unterrichtsangebot im Kanton Bern auszubauen, sowie anderseits der Schulaustausch mit der Westschweiz zu fördern.


1 Kommentar:

  1. Nun wird es also auch im Kanton Bern eng für die Passepartout-Ideologie. Mit Bern bilingue kündigt ein wichtiger Verbündeter die Treue.
    https://www.srf.ch/news/regional/bern-freiburg-wallis/umstrittenes-lehrmittel-kommt-im-kanton-bern-bald-das-aus-von-mille-feuilles

    AntwortenLöschen