Zuerst
meinen Dank an Alain Lamassoure und den Europarat für die Initiative für eine
Beobachtungsstelle des Geschichtsunterrichts in Europa (NZZ 27.11. 19). Es ist
in der Tat an der Zeit, der gesellschaftswissenschaftlichen Bildung – in
Ergänzung zur naturwissenschaftlichen Bildung – mehr Aufmerksamkeit zu
schenken.Vielversprechend ist, dass die Politik wieder
ihreVerantwortungerkenntundgewilltist,denGeschichtsunterricht in den Blick zu
nehmen,international zu vergleichen –und dann entsprechend zu handeln. Bis
anhin ist es leider so,dass in der Schweizdasumfangreichewissenschaftliche
Wissen der Geschichtsdidaktik über Geschichtsunterricht und
gesellschaftswissenschaftliche Bildung wenig Auswirkungen gehabt hat auf politische
Strukturentscheide.So ist bekannt,dass erstens die gesellschaftswissenschaftliche
Bildung auf der Primarstufe dringend verbessert werden müsste.
NZZ, 10.12. Leserbrief von Peter Gautschi
Die Lehrpersonen
sind stark gefordert, mit der Vielzahl der vorhandenen, disparaten
Unterrichtsmaterialien eine sinnvolle und kohärente gesellschaftswissenschaftliche
Bildung anzubieten, die über Heimatkunde hinausgeht. Zweitens muss der
fachspezifische Unterricht auf den Sekundarstufen gestärkt werden. Zur
geschichtlichen und geografischen Perspektive gehört politische Bildung zwingend
dazu. Das geht aber nicht mit gleichbleibender Stundendotation, auch weil die
Gesellschaftswissenschaften in den letzten Jahren zugunsten der Sprachen und Naturwissenschaften
Lernzeit verloren haben und im Vergleich mit anderen Ländern hinterherhinken.
Zur Lösung der grossen Probleme unserer Zeit tragen die Naturwissenschaftenz
weifellosb ei. Aber wenn es nicht gelingt,für die
vorhandenen Lösungen in den Gesellschaften Mehrheiten zu erreichen und wenn die
Minderheiten bei gesellschaftlichen Entwicklungen nicht einbezogen
werden,nützt das vorhandene naturwissenschaftliche Wissen wenig. Die Initiative des
Europarats macht also einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung und kann
zu einer Stärkung der gesellschaftswissenschaftlichen Bildung und des
Geschichtsunterrichts in der Schweiz führen.Das ist dringend notwendig!
Peter
Gautschi, Professor für Geschichtsdidaktik an der Pädagogischen Hochschule
Luzern und Honorarprofessor an der Pädagogischen Hochschule Freiburg i.
Br./Deutschland
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen