Kaum hat das Schuljahr begonnen, sorgt eine neue
Datenbank für Aufregung. Darin speichert die Stadtzürcher Volksschule
Informationen von rund 32'000 Schülerinnen und Schülern. Weder die Kinder und
Jugendlichen noch ihre Eltern haben Kenntnis davon.
Wirbel um neue Datenbank der Stadtzürcher Volksschule, Beobachter, 19.9. von Lukas Lippert
Zürcher Schulen brandmarken Kinder in Datenbank, Blick, 20.9.
Zürcher Schulen brandmarken Kinder in Datenbank, Blick, 20.9.
Einem von sieben Schulkreisen der Stadt Zürich ist
das Datensammeln bereits zu bunt geworden. Die Kreisschulbehörde Limmattal
weist in einer internen Rundmail, die dem Beobachter vorliegt, ihre
Lehrpersonen an, keine Schülerinformationen mehr in die Datenbank einzutragen.
«Es ist ein Skandal, wie unvorsichtig mit sensiblen Schülerinformationen
umgegangen wird», sagt eine mit dem Vorgang vertraute Person.
Das Zürcher Schuldepartement begründet das
Datensammeln mit dem gesetzlichen Auftrag der Schulleitungen und Behörden,
für optimal durchmischte
Klassen zu sorgen. Da die Datenbank lediglich
diesem Zweck diene, brauche es auch keine Einwilligung der Eltern. Wer wissen
möchte, was in der Datenbank über sein Kind eingetragen wurde, muss sich mit
einem Gesuch an die zuständige Kreisschulbehörde wenden.
Datenschützer
wird nun aktiv
Doch so ganz wohl ist es dem Zürcher
Schuldepartement dabei nicht. Dem Beobachter schreibt es, dass man
«Verbesserungspotenzial» erkannt habe und daran sei, die Datenbank
«weiterzuentwickeln». Das ist bitter nötig. In den Schülerprofilen finden sich
Kommentare wie «K. ist Einzelkind», «T. hat einen sehr tiefen IQ» oder «Mutter
von F. ist alleinerziehend». «Dass solche Informationen, die teilweise Jahre
zurückliegen, für die Klassenbildung benötigt werden, ist Augenwischerei», sagt
ein Insider. Es ist zudem unklar, wer die Verantwortung trägt, wenn solche
Einträge Fehlinterpretationen oder eine Stigmatisierung auslösen.
Weil die Daten nicht gelöscht werden sollen, besteht die Gefahr, dass solche
Beurteilungen ein ganzes Schulleben an den Betroffenen hängen bleiben.
Auch wie die Daten gesammelt werden, wirft Fragen
auf. Entgegen der Darstellung des Schuldepartements ist in der Datenbank nicht
ersichtlich, wer die Einträge verfasst hat. Auch ihre Qualität wird nicht
überprüft. So ist es beispielsweise möglich, unerkannt nachträglich das Datum
zu ändern, Noten anzupassen oder Kommentare zu verändern oder sogar zu löschen.
Der Stadtzürcher Datenschützer Marcel Studer hat
erst durch den Beobachter von der neuen Datenbank erfahren; dies, obwohl bei
einem Projekt mit sensiblen Daten eine Meldepflicht besteht. Er wird die
Datenbank nun einer datenschutzrechtlichen Prüfung unterziehen.
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