15. August 2019

Kantone rüsten sich für den Ernstfall

Amokläufe an Schulen im Ausland mit Dutzenden von Toten haben die Schulbehörden in der Schweiz über die Jahre sensibilisiert. Der Kanton St. Gallen hat in seinen Berufsschulen und Gymnasien gerade eben ein Notfall-System eingeführt. Via Handy-App können Lehrkräfte dort unter anderemauch im Bedrohungsfall Alarm schlagen.
In Basel-Stadt wurden Sicherheitskästchen mit Alarmknöpfen montiert. Der Kanton Zürich ist seit über zehn Jahren daran, eine interne Alarmierungs-Anlage aufzubauen. Auch in der bernischen Gemeinde Köniz, am Gymnasium Lerbermatt zum Beispiel, gibt es seit April ein spezielles Amok-Alarm-System.
Schweizer Schulen wappnen sich gegen Amokläufe, SRF, von Ruth Wittwer

1700 Alarmhandys in der Stadt Bern
Die Stadt Bern setzt schon länger auf Mobiltelefone, etwa 1700 Alarmhandys wurden in rund 50 Schulanlagen installiert. Jörg Moor vom Schulamt Bern erklärt das System: «Nach einer Alarmauslösung werden alle anderen Mobiltelefone mit einer Sprachnachricht und einem Piepston alarmiert und es wird den Leuten mitgeteilt, wie sie sich zu verhalten haben.»

Die Alarm-Handys seien anfangs nicht gut angekommen, sagt Moor weiter, erst im Laufe der Jahre habe sich die Akzeptanz verbessert.

Psychologe Allan Guggenbühl ist Experte für Jugendgewalt. Als Leiter des Instituts für Konfliktmanagement unterstützt er unter anderem Schulen im Umgang mit Aggressionen und Gewalt. Für Guggenbühl sind diese Amok-Alarm-Massnahmen in den Schulen völlig übertrieben.

Die Sicherheitsfirmen würden die kollektive Angst der Menschen ausnützen. Mit Alarmsystemen könne man höchstens seine eigene Angst abwehren. «Der Amokknopf ist eine Möglichkeit, diese Angst zu kanalisieren, abzuwehren und sich der Illusion hinzugeben: Ich habe etwas getan und bin geschützt.» Das sei jedoch eine völlige Illusion.

Für den Ernstfall bereit sein
Zur Zeit gebe es keine reale Bedrohung durch Amokläufer in der Schweiz, sagt der Experte für Jugendgewalt. Und wenn es eine gäbe, müsste man die Notfallsyteme mindestens alle drei Monate testen.

In den angefragten Kantonen ist man sich bewusst, dass die Gefahr eines Amoklaufs wohl eher gering ist. Dennoch wolle man für den Ernstfall gewappnet sein, betonen die Vertreter der Schulbehörden.

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