11. Juni 2019

Wallis: "Waren in Sachen Mille feuilles zu optimistisch"


Kinder sollen mit dem Lehrmittel "Mille Feuilles" Französisch spielerisch erkunden, sich Taktiken aneignen, schwierige Texte zu verstehen. Nun übt sich der Kanton in Selbstkritik.

Wallis: Kritik an Lehrmittel "Mille feuilles", Radio Rottu, 11.6.


Ein konkret grammatikalischer Aufbau, konsequentes Konjugieren von Verben in Präsens, Präteritum oder Futur, und ein sich gezieltes und systematisches Aneignen des Wortschatzes. Eigentlich unabdingbare Ressourcen für den Erwerb von Sprachkompetenzen. Doch beim umstrittenen Lehrmittel für Französisch "Mille Feuilles", welches im Rahmen des Lehrplans 21 in den Schulaltag verankert wurde, sind die genannten Kriterien kaum vorhanden. Stattdessen ein paar Wörter hier, ein paar andere Wörter da. Das Verstehen von französischen Gesprächsinhalten und Hörtexten wird im Lehrplan zwar als Lernziel gefordert, doch wie Mütter verschiedener Primarschüler gegenüber rro sagten, könnten die wenigsten Schüler den Gesprächen auf Französisch wie verlangt folgen.

Marcel Blumenthal, Adjunkt und stellvertretender Chef des Unterrichtswesens beim Kanton reflektiert: "Wir müssen sehr selbstkritisch sein. Am Anfang waren wir beim Projektstart zu optimistisch." Man musste Korrekturen vornehmen, innerhalb des Kantons einen roten Faden aufziehen, Zusatzmaterial nachliefern, das in Richtung Wortschatz und Grammatik geht. "Nach wie vor ist in den sechs Passepartout-Kantonen bezüglich Lehrmittel viel Bewegung drin", sagt Blumenthal. Wenn das "Mille Feuilles" in Zukunft keinen Nutzen bringe, müsse der Kanton auf die Suche nach einer Alternative gehen. 

Sechs Kantone an der franzsösisch-deutschen Sprachgrenze, darunter - Bern, Basel-Land, Basel-Stadt, Solothurn, Freiburg und letztendlich und das Wallis - hatten sich sich 2004 zum Projekt Passepartout zusammengeschlossen, um den Fremdsprachenunterricht an der Volksschule von Grund auf zu erneuern. 

Derzeit stehen an den Schulen im Oberwallis Jahresprüfungen an. Der grosse Teil der Schüler und Lehrer des Kantons dürfte sich jedoch allgemein wie auch spezifisch im Fach Französisch nicht allzu viele Sorgen machen. Erst Ende Mai kam heraus, dass die Walliser Schüler zu den besten des Landes gehören. Die Konferenz der Erziehungsdirektoren hatte die am Ende eines Schulzyklus zu erwartenden Grundkompetenzen überprüft. Die Walliser schnitten dabei sehr gut ab. Staatsrat und Bildungsminister Christophe Darbellay freuts: "Das Resultat ist fantastisch schön!" Das Ergebnis sei auf das Engagement des ganzen Netzwerks der Walliser Schule zurückzuführen. Das kompetenzorientierte Lernen und das Verstehen seien wichtig, ist sich der Bildungsminister sicher. Dabei müssten Schüler wie auch Eltern Verantwortung übernehmen. Vor allem Letztere seien gefordert. "Die Schule ist für die Erziehung nicht zuständig. Wenn die Eltern sich nicht auch engagieren, dann ist das schwierig für die Schule."


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