Viele Städte und Gemeinden stossen bei der Digitalisierung ihrer Schulen
an Grenzen: Die Einführung digitaler Lehrmittel erfolgt wenig systematisch und
holprig. Es mangelt sowohl an der infrastrukturellen Grundausstattung wie an
Standards. Der Städteverband will dies ändern. Er erhöht den finanziellen
Einsatz und präsentiert einen praktischen Leitfaden, der
auf die städtischen Bedürfnisse zugeschnitten ist, der aber auch für kleinere
Schulgemeinden nützliche Anleitung bietet.
Die Städte rüsten die Schulen digital auf, NZZ, 18.6. von Jörg Krummenacher
Wiederkehrende Investitionen
«Wir befinden uns am Beginn eines Digitalisierungsschubs an der Schule»,
sagt der Winterthurer Stadtrat Jürg Altwegg, der die Städteinitiative Bildung
präsidiert. Sie vertritt als Sektion des Schweizerischen Städteverbandes 25
Städte. Diese sehen vor, in den nächsten fünf Jahren rund 1600 Franken pro Schulkind in die
Digitalisierung zu stecken. Zum Vergleich: In den letzten fünf Jahren waren es
durchschnittlich 600 Franken pro Kind.
Als Grund dafür, dass die Mittel mehr als verdoppelt werden, nennt die
Städteinitiative die Notwendigkeit erheblicher wiederkehrender Investitionen
innert relativ kurzer Zyklen. Es reiche nicht, Computer, Tablets, Smartphones
und interaktive Lernplattformen in die Klassenzimmer zu bringen. Notwendig
seien auch eine kontinuierliche Schulung von Lehrpersonen und die
Sicherstellung des Supports, was einen kontinuierlichen
Finanzierungsmechanismus für regelmässige Erneuerung unabdingbar mache.
Politische Forderungen
Der neue Lehrplan 21 bringt für die Informatik einen eigenen Bereich mit
klar formulierten Kompetenzen über alle Schulstufen hinweg. Was aber noch
fehlt, sind laut Jürg Altwegg «konkrete technische Leitlinien und geeignete
Rahmenbedingungen, die Innovationen und die technische Ausstattung in den
Schulen ermöglichen». In ihrem Leitfaden fordert die Städteinitiative die
Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren deshalb auf, im Dialog
Mindeststandards und Empfehlungen zu entwickeln. Diese sollen mithelfen,
Fehlinvestitionen zu vermeiden und das herrschende digitale Ungleichgewicht
zwischen den Schulgemeinden abzubauen. Heute seien manche Gemeinden gut
ausgestattet, während andere kaum genügend Computer und Laptops hätten.
«Gerade weil die Digitalisierung derart grossen Finanzbedarf auslöst,
darf es nicht sein, dass reiche Städte und Gemeinden ihren Schulen bessere
Bedingungen bieten können als ärmere», sagt Altwegg. Die Städteinitiative
verknüpft ihr Engagement mit einer Reihe weiterer Forderungen an Bund, Kantone
und weitere Akteure im Bildungswesen: Notwendig seien klare kantonale
Standards, ebenso klare Vorgaben zum Datenschutz, sichere Cloud-Dienste und
passende digitale Lehrmittel. Das Angebot an letzteren sei heute noch recht
dünn. In ihrem Papier warnen die Städte zudem vor Abhängigkeiten von den
digitalen Anbietern.
Technik folgt Pädagogik
Die technischen Aspekte der Digitalisierung dürften aber letztlich nicht
dazu führen, didaktische und pädagogische Fragen hintanzustellen, hält die
Städteinitiative fest. Als übergreifendes Motto hat sie deshalb «Technik folgt
Pädagogik» gewählt. Statt bei der technischen Ausstattung pionierhaft mittun zu
wollen, sollten die Schulbehörden «besser auf kluge pädagogische Lösungen
setzen».
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