Beat
Zemp, Präsident des Schweizer Lehrerverbands, über die Resultate des ersten
nationalen Schulvergleichs.
"Das Ergebnis ist schwach". Schweiz am Wochenende, 26.5. von Yannick Nock
Nur 62
Prozent der Schüler erreichen am Ende der Schulzeit in der Mathematik die
gesteckten Lernziele. Welche Note würden Sie einem Schüler für ein solches
Resultat geben?
Sicher eine ungenügende. Das ist viel zu wenig, 90 Prozent
waren eigentlich das Ziel. Allerdings waren einige Textaufgaben wohl doch schwieriger
als gedacht. Es handelte sich nicht immer nur um die Basics.
Jugendliche
in Basel-Stadt erreichten lediglich 43 Prozent. Das kann nicht nur an der
Aufgabenstellung liegen.
Ja, das Ergebnis ist schwach. BaselStadt hat sicher
Handlungsbedarf. Das gilt auch für Baselland. Dort hat die Regierungsrätin
angekündigt, die Ergebnisse zu analysieren und zu handeln. Eine Option wären
mehr Ressourcen für den Unterricht.
Liegt es
an der unterschiedlichen Anzahl der Lektionen?
Nicht nur, aber die Unterschiede
sind schon beträchtlich. So haben beispielsweise Jugendliche aus dem Kanton
Solothurn über 420 Lektionen weniger Mathematik als ihre Gspänli in Schwyz oder
Appenzell Innerhoden, die überdurchschnittliche Ergebnisse erzielten. Zudem
spielt auch der familiäre Hintergrund der Schüler eine Rolle.
Machen es
sich die Lehrer zu einfach, wenn sie sich auf die Unterrichtszeit beziehen und
nicht auf die Qualität des Unterrichts?
Wir fordern schon lange, dass auch
Primarlehrer einen Master machen sollten, damit genügend Zeit da ist, um alle
Fächer als Generalist auf hohem Niveau unterrichten zu können.
Schweizer
Schüler belegten in der letzten Pisa-Studie 2015 in der Mathematik einen
Spitzenplatz. Warum dieser Absturz?
Die beiden Test sind nicht vergleichbar. Es
gibt bei Pisa keinen weltweiten Lehrplan, der festlegt, was Schüler können
müssen. Das ist bei uns anders. Vielleicht sind wir in der Schweiz auch
anspruchsvoller, wir arbeiten sehr viel und fordern viel von uns und den
Jugendlichen. (YNO)
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