Seit seiner Einführung an der Solothurner Oberstufe steht das Lehrmittel
«Clin d'oeil» in der Kritik. Derzeit wird das Obligatorium - und eine mögliche
Abschaffung dessen - überprüft. Trotzdem führte das Lehrmittel zu einer
ausgiebigen Diskussion im Parlament.
Ankli kündigte an, dass im Bildungsdepartement durchaus auch ins Auge gefasst
werde, künftig das Obligatorium aufzuheben und Konkurrenzlehrmittel zuzulassen.
Die Lehrer hätten dann die Wahlfreiheit. Bevor aber Entscheide getroffen
würden, werde noch genauer überprüft, wie es um das Lehrmittel stehe. «Es hat
keinen Wert, dass wir die Sache überstürzen. 2021 wird ein neuer Entscheid
vorliegen», so Ankli. Bis dahin seien die Lehrkräfte «imstande, damit
umzugehen, auch wenn das Buch nicht optimal ist».
Tatsächlich hat der Bildungsdirektor schon früher einen Entscheid getroffen.
Auf Sek-P-Stufe hat Ankli das Obligatorium nämlich bereits aufgehoben,
da das Buch zu wenig auf die gymnasialen Anforderungen vorbereitet (wir
berichteten). «Es ist kein schöner Zustand, dass wir nicht alle Sek-Stufen
gleich behandeln», so Ankli.
«Ein Desaster»
Im Kantonsrat kam das Buch unter massive Kritik.
«Gelinde gesagt weniger als suboptimal» sei das Lehrbuch, kritisierte
FDP-Sprecher Andreas Schibli. «Die Aufhebung des Lehrmittelzwangs wäre
wünschenswert.» Ein «ziemlich ernüchterndes Fazit» zog auch Grünen-Sprecher
Felix Wettstein (Olten). Und noch «zu viele Baustellen» beim
Französischunterricht sah die Sprecherin der CVP-EVP-BDP-GLP-Fraktion, Marie
Therese Widmer (CVP, Steinhof). «Wir sind nicht zufrieden.»
Als er am Morgen über den Passwang gefahren
sei, habe er gewusst, dass er im Kantonsrat kritisiert werden würde, sagte
Bildungsdirektor Remo Ankli. Wie heftig die Kritik dann von
SVP-Bildungspolitiker Beat Künzli (Laupersdorf) kam, erstaunte den Schwarzbuben
Ankli aber doch. Künzli rechnete mit dem Buch - und dem Solothurner
Fremdsprachenkonzept – ab. «Einmal mehr haben wir eine grosse Baustelle.» Die
Lehrpersonen müssten ausbaden, was der Regierungsrat «strukturmässig versaut»
habe. Dass Ankli noch zuwarten will mit einem Entscheid zum Lehrmittel, dafür
hatte Künzli dann gar kein Verständnis. «Obwohl man schon jetzt von einem
Desaster reden kann, will der Regierungsrat die Ergebnisse abwarten.»
Support erhielt der Bildungsdirektor vor
allem von Mathias Stricker, SP-Kantonsrat und designierter Präsident des
Solothurner Lehrerverbandes. Zwar habe der Verlag kritische Anliegen zum Buch
tatsächlich zu wenig ernst genommen, so Stricker. Trotzdem sei eine seriöse
Auswertung des Lehrmittels abzuwarten. «Jedes neue Lehrmittel stösst auf
Widerstand.» Und verbessere der Verlag das Buch nicht, so Stricker, werde dies
der Markt richten. Lehrer würden dann andere Bücher verwenden.
Das Lehrmittel war, wie andere Französisch-
und Englischlehrmittel, im Rahmen des Projektes Passepartout eingeführt worden.
Bei diesem hatte sich Solothurn mit fünf anderen Kantonen darauf geeinigt,
Französisch ab der 3. und Englisch ab der 5. Klasse zu unterrichten – mit
einheitlichen Lehrmitteln und Lehrplänen. An diesem Konzept des
Fremdsprachenunterrichts wollten die Kantonsräte aber, mit Ausnahme der SVP,
keine Kritik üben. «Es geht um ein Lehrmittel und nicht um eine
Strukturdiskussion», so Stricker.
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