27. September 2018

Kampfansage an Monica Gschwind


Die Starke Schule beider Basel geht auf Konfrontationskurs zu Bildungsdirektorin Monica Gschwind und lanciert zwei neue Volksinitiativen. Mit den zwei formulierten Gesetzesinitiativen will das Komitee die heute obligatorischen Lehrmittel für die Frühfremdsprachen aus den Schulzimmern verbannen und die Kompetenzbeschreibungen im Volksschul-Lehrplan einschränken. In beiden Fällen handelt es sich indirekt um eine Kampfansage an die Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion von Regierungsrätin Gschwind. Der Direktion wird vorgeworfen, frühere Volksbegehren nicht korrekt umzusetzen. Noch bei den Wahlen 2015 hatte die Starke Schule die heutige Regierungsrätin Gschwind ausdrücklich zur Wahl empfohlen.
Neuer Ärger für Monica Gschwind, Basler Zeitung, 27.9. von Thomas Dähler


Dass das Einvernehmen zwischen der von Landrat Jürg Wiedemann (GU) angeführten Starken Schule und der von Monica Gschwind geleiteten Bildungsdirektion gestört ist, kann aus der gestern verbreiteten Medienmitteilung der Starken Schule beider Basel geschlossen werden. Da ist von einem «faulen Trick» und von nicht eingehaltenen Versprechen die Rede. Wiedemann dementiert jedoch: Abgesehen von der jetzigen Kritik unterstütze man Gschwind weiter.
Konfrontation im Wahlkampf
Die jetzige Konfrontation ist aber brisant, erfolgt sie doch im eben erst angelaufenen kantonalen Wahlkampf, bei dem sich die freisinnige Bildungsdirektorin zur Wiederwahl stellt. Ihre Wahl in die Regierung hatte Gschwind 2015 auch dank aktiver Unterstützung der Starken Schule geschafft, die damals mit einer eigenen Plakatkampagne für eine Wahl Gschwinds geworben hatte. Gschwind hatte zuvor mehrere Volksinitiativen der Starken Schule unterstützt, teilweise sogar im Initiativkomitee. Auch wenn Gschwind «insgesamt eine gute Regierungsarbeit leistet», schreibt die Starke Schule jetzt, «bleibt betreffend Passepartout und Lehrplan Volksschule Baselland weiterhin Handlungsbedarf».

Mit «Passepartout» ist das heutige Konzept der Frühfremdsprachen gemeint, das sechs Kantone beschlossen und bis Juli 2018 umgesetzt haben. Der Baselbieter Landrat hat einer nicht formulierten Initiative der Starken Schule zugestimmt, mit der ein Verbot für die Fremdsprachen-Lehrmittel Mille feuilles, Clin d′Oeil und New World gefordert wurde. Die Bildungsdirektion und die Initianten einigten sich in der Folge darauf, dass der gesetzliche Spielraum ausgenützt und Lehrmittelfreiheit verankert werden sollte.

Jetzt bezeichnet die Starke Schule aber die absehbare konkrete Ausgestaltung der Lehrmittelfreiheit als «Trick». Sie befürchtet, dass der Bildungsrat international anerkannte Sprachlehrmittel als Leitlehrmittel nicht zulassen werde, damit weiterhin die bisherigen, umstrittenen Lehrmittel den Vorzug erhielten. Deshalb lanciert die Starke Schule eine Art Durchsetzungs-Initiative.

Mit der neuen Initiative würden die umstrittenen heutigen Lehrmittel ausdrücklich nicht weiter zugelassen. Neu müssten zwingend Lehrmittel verwendet werden, die «aufbauend strukturiert» sind, «von einfach zu schwierig» – ein Konzept, das Mille feuilles, Clin d′Oeil und New World nicht verfolgen. Schafft es die Starke Schule, ihre neue Initiative einzureichen, stünde das Baselbiet vor zwei Volksabstimmungen zu den Frühfremdsprachen. Entschieden werden müsste erst über die Lehrmittelfreiheit und dann über das Verbot der umstrittenen Lehrmittel.
Volksentscheid korrigieren?
Mit der Initiative zum Volksschul-Lehrplan vollzieht die Starke Schule ebenfalls einen Kurswechsel. Inzwischen hat nämlich das Stimmvolk bereits einem Gegenvorschlag zur einstigen Initiative zugestimmt. «Die Stufenlehrpläne der Primarstufe und der Sekundarstufe I enthalten Stoffinhalte, Themen und Kompetenzbeschreibungen», steht seit vergangenem Juni im Bildungsgesetz. Diese Paragrafen will die Starke Schule mit einer neuen Initiative bereits wieder abändern.

Neu soll es im Gesetz heissen: «Die Stufenlehrpläne der Primarstufe und der Sekundarstufe I bestehen aus klar definierten Stoffinhalten und Themen sowie aus für beide Schulstufen zusammengezählt maximal 1000 einzelnen Kompetenzbeschreibungen jeglicher Art». Damit würde der heutige Katalog der 3500 verlangten Kompetenzen ausgedünnt. Grund für den Sinneswandel ist das gebrochene Versprechen, im Lehrplan Stoffinhalte und Kompetenzbeschreibungen gleich zu gewichten. In Tat und Wahrheit würden jetzt aber die 3500 Kompetenzbeschreibungen den Lehrplan dominieren.


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