Die Starke Schule beider
Basel geht auf Konfrontationskurs zu Bildungsdirektorin Monica Gschwind und
lanciert zwei neue Volksinitiativen. Mit den zwei formulierten
Gesetzesinitiativen will das Komitee die heute obligatorischen Lehrmittel für
die Frühfremdsprachen aus den Schulzimmern verbannen und die Kompetenzbeschreibungen
im Volksschul-Lehrplan einschränken. In beiden Fällen handelt es sich indirekt
um eine Kampfansage an die Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion von
Regierungsrätin Gschwind. Der Direktion wird vorgeworfen, frühere Volksbegehren
nicht korrekt umzusetzen. Noch bei den Wahlen 2015 hatte die Starke Schule die
heutige Regierungsrätin Gschwind ausdrücklich zur Wahl empfohlen.
Neuer Ärger für Monica Gschwind, Basler Zeitung, 27.9. von Thomas Dähler
Dass das Einvernehmen zwischen der von Landrat Jürg Wiedemann (GU)
angeführten Starken Schule und der von Monica Gschwind geleiteten Bildungsdirektion
gestört ist, kann aus der gestern verbreiteten Medienmitteilung der Starken
Schule beider Basel geschlossen werden. Da ist von einem «faulen Trick» und von
nicht eingehaltenen Versprechen die Rede. Wiedemann dementiert jedoch:
Abgesehen von der jetzigen Kritik unterstütze man Gschwind weiter.
Konfrontation
im Wahlkampf
Die jetzige Konfrontation ist aber brisant, erfolgt sie doch im
eben erst angelaufenen kantonalen Wahlkampf, bei dem sich die freisinnige
Bildungsdirektorin zur Wiederwahl stellt. Ihre Wahl in die Regierung hatte
Gschwind 2015 auch dank aktiver Unterstützung der Starken Schule geschafft, die
damals mit einer eigenen Plakatkampagne für eine Wahl Gschwinds geworben hatte.
Gschwind hatte zuvor mehrere Volksinitiativen der Starken Schule unterstützt,
teilweise sogar im Initiativkomitee. Auch wenn Gschwind «insgesamt eine gute
Regierungsarbeit leistet», schreibt die Starke Schule jetzt, «bleibt betreffend
Passepartout und Lehrplan Volksschule Baselland weiterhin Handlungsbedarf».
Mit «Passepartout» ist das heutige Konzept der Frühfremdsprachen
gemeint, das sechs Kantone beschlossen und bis Juli 2018 umgesetzt haben. Der
Baselbieter Landrat hat einer nicht formulierten Initiative der Starken Schule
zugestimmt, mit der ein Verbot für die Fremdsprachen-Lehrmittel Mille feuilles,
Clin d′Oeil und New World gefordert wurde. Die Bildungsdirektion und die
Initianten einigten sich in der Folge darauf, dass der gesetzliche Spielraum
ausgenützt und Lehrmittelfreiheit verankert werden sollte.
Jetzt bezeichnet die Starke Schule aber die absehbare konkrete
Ausgestaltung der Lehrmittelfreiheit als «Trick». Sie befürchtet, dass der
Bildungsrat international anerkannte Sprachlehrmittel als Leitlehrmittel nicht
zulassen werde, damit weiterhin die bisherigen, umstrittenen Lehrmittel den
Vorzug erhielten. Deshalb lanciert die Starke Schule eine Art
Durchsetzungs-Initiative.
Mit der neuen Initiative würden die umstrittenen heutigen
Lehrmittel ausdrücklich nicht weiter zugelassen. Neu müssten zwingend Lehrmittel
verwendet werden, die «aufbauend strukturiert» sind, «von einfach zu schwierig»
– ein Konzept, das Mille feuilles, Clin d′Oeil und New World nicht verfolgen.
Schafft es die Starke Schule, ihre neue Initiative einzureichen, stünde das
Baselbiet vor zwei Volksabstimmungen zu den Frühfremdsprachen. Entschieden
werden müsste erst über die Lehrmittelfreiheit und dann über das Verbot der
umstrittenen Lehrmittel.
Volksentscheid
korrigieren?
Mit der Initiative zum Volksschul-Lehrplan vollzieht die Starke
Schule ebenfalls einen Kurswechsel. Inzwischen hat nämlich das Stimmvolk
bereits einem Gegenvorschlag zur einstigen Initiative zugestimmt. «Die
Stufenlehrpläne der Primarstufe und der Sekundarstufe I enthalten Stoffinhalte,
Themen und Kompetenzbeschreibungen», steht seit vergangenem Juni im
Bildungsgesetz. Diese Paragrafen will die Starke Schule mit einer neuen
Initiative bereits wieder abändern.
Neu soll es im Gesetz heissen: «Die Stufenlehrpläne der
Primarstufe und der Sekundarstufe I bestehen aus klar definierten Stoffinhalten
und Themen sowie aus für beide Schulstufen zusammengezählt maximal 1000
einzelnen Kompetenzbeschreibungen jeglicher Art». Damit würde der heutige
Katalog der 3500 verlangten Kompetenzen ausgedünnt. Grund für den Sinneswandel
ist das gebrochene Versprechen, im Lehrplan Stoffinhalte und
Kompetenzbeschreibungen gleich zu gewichten. In Tat und Wahrheit würden jetzt
aber die 3500 Kompetenzbeschreibungen den Lehrplan dominieren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen