Die Gemeinde
Kriens hat in der Zentralschweiz eine alte Diskussion angestossen: Sie hat die
Hausaufgaben als solches abgeschafft – beziehungsweise das Erledigen dieser in
die Schulstunden integriert. Damit sollen alle Kinder dieselben Voraussetzungen
haben und in ihrer Freizeit entlastet werden.
"Ufzgi" sind in Zug fest verankert, Luzerner Zeitung, 20.3. von Zoe Gwerder
Im Kanton Zug
sieht Bildungsdirektor Stephan Schleiss keinen Handlungsbedarf – im Gegenteil.
Er bezeichnet es als «völlig unnötige Diskussion». «Die Kunst ist es,
Hausaufgaben richtig zu erteilen». Der Schlüssel sei, dass es die
Kinder selbstständig erledigen könnten, so Schleiss. «So kann man die Kinder
ans eigenständige Arbeiten heranführen und sie lernen auch etwas machen zu
müssen, obwohl sie lieber etwas anderes tun würden.
In Kriens wurde damit argumentiert, dass die Kinder mit
der neuen Stundentafel bereits ausreichend in der Schule wären, und in ihrer
Freizeit auch viel beschäftigt seien, weshalb man die Hausaufgaben in die
Unterrichtszeit integriere. Schleiss sieht hier hingegen weniger die Schule in
der Pflicht. «Ich finde auch, dass Freizeit wichtig ist.» Aus seiner Sicht ist
es aber nicht Sache der Schule für noch mehr Freizeit zu sorgen, sondern eher
jene der Eltern. «Viele Kinder werden mit so vielen zusätzlichen Terminen
verbucht, sei es Nachhilfe, Sport, Pfadi oder Musik, dass sie kaum noch
Freizeit haben.»
Anders als im Kanton Luzern wäre das Abschaffen der Hausaufgaben im Kanton Zug mit dem
geltenden Gesetz wohl nicht möglich, so Schleiss. «Wir gehen im Moment davon
aus, dass die Gemeinden das nicht dürfen.» Denn im Reglement ist das Erteilen
von Hausaufgaben festgeschrieben. «Aber es heisst auch nicht, dass man
Hausaufgaben erteilen muss. Trotzdem gehört es zum Schulauftrag.» Zudem sei die
neue Stundentafel des Lehrplans 21 nicht auf Hausaufgaben während des
Unterrichts ausgerichtet. «Alle Stunden sind für den Unterricht oder für
begleitetes Studium reserviert.»
Abschaffen drängt offenbar nicht
Eine Umfrage bei mehreren Schulen im Kanton Zug ergibt dann auch, dass die Abschaffung der
Hausaufgaben nicht zur Diskussion steht. Wenn es Diskussionen gebe, dann eher
über die Dauer und den Inhalt jener, so der Tenor.
Der Lehrerinnen- und Lehrerverein des Kantons Zug würde hingegen einer Änderung der
Hausaufgabenpraxis positiv gegenüberstehen – auch wenn es dabei nicht direkt
ums Abschaffen der «Ufzgi» geht. Der Verein stellt sich hinter die Position des
Schweizer Lehrer Dachverbandes «LCH». Dieser plädiert für die Einführung einer
kostenlosen Hausaufgabenbetreuung, welche durch «fachlich und pädagogisch
kompetente Personen» begleitet wird, wie es im Positionsschreiben heisst. Der
Besuch dieser Betreuung soll freiwillig sein – mit der Ausnahme, dass Lehrer
bei unzureichendem Schulerfolg einen Schüler für das Angebot verpflichten kann.
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