Jedes Jahr schliessen
über 12'000 Jugendliche im Kanton Zürich einen Lehrvertrag ab. Ein Fünftel von
ihnen wird die Stifti aber früher oder später abbrechen. Das zeigt eine Entwicklungsstudie
zur Berufsbildung, welche die Bildungsdirektion heute Dienstagmorgen den Medien
vorstellte.
Einer von fünf Zürcher Lehrlingen bricht seine Lehre ab, Tages Anzeiger, 27.2. von Helene Arnet
Grundsätzlich
stellt sie dem Zürcher Berufsbildungssystem aber ein gutes Zeugnis aus. Die
Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Bildung funktioniert, und der Kanton
Zürich ist insbesondere bei der höheren Berufsbildung und den Fachhochschulen
ein Magnet auch für junge Menschen aus anderen Kantonen.
Zweijährige
Grundausbildung bewährt sich
Als
Erfolgsmodell hat sich die neu eingeführte zweijährige berufliche
Grundausbildung mit Berufsattest (EBA) herausgestellt. Sie ermöglicht vor allem
eher praktisch begabten Jugendlichen den Erwerb eines eidgenössisch anerkannten
Titels.
So ist der
Anteil derjenigen, welche von der obligatorischen Schule direkt in die Berufsbildung
übertreten, seit 2008 von 60 auf heute 65 Prozent gestiegen. 8 Prozent treten
in die Mittelschule über – dieser Prozentsatz ist konstant geblieben. Von 5 auf
3,5 Prozent zurückgegangen ist der Anteil der Jugendlichen ohne
Anschlussmöglichkeit.
Der Bericht
lobt zudem, dass sich viele öffentliche und private Institutionen um jene
Schülerinnen und Schüler kümmern, denen der Übergang von der Volksschule in die
Berufsbildung schwerfällt. Allerdings sei es schwierig, hier die Übersicht zu
behalten und die Angebote zu koordinieren.
Vielversprechend
angelaufen ist zudem das 2010 gestartete Projekt Neugestaltung der dritten
Sekundarklasse. Es verstärkt die Zusammenarbeit der Schule mit der
Berufsberatung und bezieht die Eltern vermehrt in die Berufswahl ein.
Im
Moment herrscht ein Lehrstellen-Überangebot, insbesondere deshalb, weil die
Betriebe in den letzten Jahren deutlich mehr Lehrstellen anbieten. Allerdings
ist dies nicht in allen Branchen spürbar. Betroffen sind vor allem gewerbliche
Berufe, das Baugewerbe und Dienstleistungen.
Die Studie
rechnet zudem mit einem künftigen Fachkräftemangel im Gesundheitsbereich. Diese
Ausbildung ist zwar derzeit bei den Jugendlichen recht beliebt, doch werden
künftig noch mehr ausgebildete Pflegerinnen und Pfleger benötigt, weil die
Menschen immer älter werden.
Während man
sich in den letzten Jahren stark mit der Förderung schulisch schwächerer
Jugendlicher beschäftigt hat, muss nun die Talentförderung mehr Gewicht
bekommen. Denn die Lehrbetriebe haben Mühe, anspruchsvolle Lehrstellen zu
besetzen, da gute Schülerinnen und Schüler häufiger das Gymnasium besuchen als
früher.
Wichtige
Instrumente dazu sind laut Studie die Attraktivität der Berufsmaturität, der
bilinguale Unterricht, also die Förderung der Fremdsprachen, und die Angebote
von Auslandaufenthalten und für sprachlichen und kulturellen Austausch.
Orientierung nach unten
Zwei Trends
sind besorgniserregend: Rund ein Fünftel aller Lehrverträge wird im Kanton
Zürich vorzeitig aufgelöst. Und die hohe Durchlässigkeit innerhalb des
Bildungssystems wird eher für Abstufungen genutzt als zum Aufsteigen in ein
anspruchsvolleres Niveau.
Dies gilt
auch bei schulisch begabteren Jugendlichen: Seit ein paar Jahren kommen mehr
Verzögerungen und vorzeitige Austritte bei der Berufsmaturität vor. Der Kanton
will deshalb Massnahmen treffen, um die Erfolgsquote in stark betroffenen
Berufen zu erhöhen. Ein Trost: Die Auflösungsquote liegt immer noch um 2 bis 4
Prozentpunkte tiefer als das Landesmittel.
Männer
brechen ihre Stifti häufiger ab als Frauen, Personen mit ausländischem Pass
häufiger als Schweizerinnen und Schweizer. Überdurchschnittlich hoch sind die
Quoten in der Coiffeur- und Schönheitsbranche und im Bereich Gastgewerbe und
Catering. Unterdurchschnittlich fallen sie in den Ausbildungsfeldern
Sozialarbeit und Beratung sowie Wirtschaft und Verwaltung aus.
55 Prozent
der Lehrvertragsauflösungen erfolgten im ersten Ausbildungsjahr. Es wurden
meist persönliche Gründe und eine berufliche Neuorientierung angeführt. So
haben 42 Prozent der Jugendlichen, die ausgestiegen sind, unmittelbar
anschliessend eine neue Berufsausbildung begonnen.
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