In kaum einem Bereich
verändert sich die Lehrerausbildung in den letzten Jahren stärker als beim
Thema Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT). «Zurzeit macht kein
Jahrgang in diesem Bereich das Gleiche, wie noch der Jahrgang davor», sagt
Thomas Meinen, Rektor der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen (PHSH). Die
Entwicklung verlaufe rasant, denn von den angehenden Lehrerinnen und Lehrern
werde viel erwartet. «Der Umgang mit ICT ist eine Kulturtechnik wie Handschrift
und Kopfrechnen, eine Kulturtechnik, welche die Schule vermitteln muss.»
Tablet im Unterricht: Das meinen Pädagogische Hochschule und Lehrerschaft, Schaffhauser Nachrichten, 2.12. von Mark Liebenberg
Die Grundanforderungen
an die Kompetenzen im Umgang mit ICT seien wie in fast allen anderen Berufen ja
auch, gestiegen. Selbstverständlich gehöre die Anwendung digitaler Hilfsmittel
im Alltag an der PHSH dazu, von der Bedienung von Lernsoftwares bis zum
Herstellen medialer Inhalte.
Thomas Meinen, Rektor PHSH
Aber auch im Pflichtteil
der Lehrveranstaltungen nehme Medien und Informatik eine immer wichtigere Rolle
ein, erklärt Meinen. «Dabei richten wir uns grundsätzlich stark auf das
gleichnamige Modul im Lehrplan 21 aus, also einer Sammlung von Kompetenzen, die
nicht zwingend in einem eigenen Fach unterrichtet werden», sagt
Meinen. Die PHSH sei massgeblich beteiligt an der Entwicklung von
Ausbildungsmaterialien, die von weiteren elf PHs genutzt werden.
Sind
die angehenden Lehrer fit?
In ihrer Ausbildung
begegnen die angehenden Lehrpersonen dem Thema Digitalisierung mehrfach. Das
beginnt mit einer Selbstevaluation zu Studienbeginn. Wo steht ein
Studierender und wo besteht Aufholbedarf. Im dritten Semester gibt es
einen Grundlagenkurs zu Medien und Informatik: vom Leben in der
Mediengesellschaft bis hin zum Verstehen von Algoritmen und Robotik-Grundlagen
werden die Studierenden fit gemacht. Im vierten Semester kommen ICT je nach
Ausbildungsart im Bereich Fachdidaktik noch einmal ins Spiel. Mediendidaktik,
Informatische Bildung und Grundlagen des Programmierens.
Sind die
PHSH-Absolventen damit fit für den Einzug der Digitalisierung ins Schulzimmer –
zum Beispiel in Form von Tabletklassen, wie sie jetzt an der Schule Hallau
geplant sind? Ja, sagt Thomas Meinen. Aber man dürfe eines nicht vergessen:
«Das Lernen ist nicht identisch mit dem Lehrmittel!». Zentral – gerade in der
Ausbildung junger Lehrpersonen – seien die übergeordneten Bildungsziele. «In
der Volksschule darf Kreativität, Autonomie, Individualität oder
Problemlösungskompetenz auch ohne digitale Hilfsmittel nicht zu kurz kommen.»
Lernen
mit Herz, Hand, Kopf
Und natürlich darf die
PH dabei nicht nur die «Digital Natives» im Auge haben (also jene jungen
Lehrerinnen und Lehrer, die bereits mit der Digitalisierung aufgewachsen sind),
sondern auch jene Lehrpersonen, die schon länger im Beruf stehen. «Da ist
eine regelrechte Weiterbildungsoffensive geplant», sagt Meinen. Das
Weiterbildungsangebot zu Medien und Informatik werde derzeit ausgebaut im
Hinblick auf die Einführung des Lehrplans 21. Der soll im Kanton Schaffhausen
auf das Schuljahr 2019/20 eingeführt werden.
Cordula Schneckenburger, Präsidentin des
Lehrervereins
In der Schaffhauser
Lehrerschaft herrscht grundsätzlich Offenheit gegenüber dem Einsatz von
Digitalgeräten im Unterricht. Cordula Schneckenburger, Präsidentin des
Lehrervereins (LVS) sagt: «Das ist eine gesellschaftliche Entwicklung, der wir
auch als Schule Rechnung tragen müssen.»
Das Pilotprojekt in
Hallau findet sie eine lässige Sache für die involvierten Lehrer und Schüler.
«Mir scheint aber wichtig, dass diese Hilfsmittel nicht schon auf der
Unterstufe zum Einsatz kommen.» In den ersten Schuljahren müssten ganz andere
Dinge vermittelt werden. Schneckenburger macht ein Beispiel: «Was ist ein
Deziliter, wie weit ist ein Kilometer? Ich glaube nicht, dass man das am
Bildschirm besser lernen kann».
Man müsse technische
Hilfsmittel wie ein Tablet oder Lernsoftware als ein neues Medium verstehen,
das man anstelle etwa eines Schulbuchs nutze. «Studien zeigen aber auch, dass
sich die Lernleistung nicht automatisch verbessert, weil man mit Tablets
arbeitet.» Das analoge Lernen mit Hand, Herz und Kopf – nach Pestalozzi – es
wird also auch künftig der Kernbestand des Unterrichtens sein.
Schaffhauser
Lehrer: Aufholbedarf
Wissenslücken und
fehlende Erfahrung im Umgang mit digitalen Hilfsmitteln seien in der
Lehrerschaft natürlich vorhanden, räumt die Lehrerpräsidentin ein. Hinsichtlich
der Einführung des Moduls Medien und Informatik mit dem Lehrplan 21 gebe es
teilweise erheblichen Aufholbedarf.
Cordula Schneckenburger, Präsidentin des
Lehrervereins
«Das Modul erstreckt
sich ja über alle Schulfächer, das heisst es betrifft alle Lehrkräfte.» Das sei
schon eine Umstellung; viele Lehrpersonen müssten bald eine Standortbestimmung
vornehmen. Weiterbildungsmassnahmen seien zentral, um die Lehrer fit für die
neuen Herausforderungen zu machen. «Es bringt aber nichts, alle 900 Lehrpersonen
im Kanton Schaffhausen in die gleiche Weiterbildung zu schicken», sagt die
Lehrerpräsidentin. Die Unterschiede zwischen einzelnen Lehrkräften seien zum
Teil sehr gross. «Permanente Weiterbildung gehört aber nun einmal zum
Lehrerberuf und dem werden sich alle stellen müssen.»
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