Der Luzerner Regierungsrat empfiehlt,
die Fremdsprachen-Initiative abzulehnen. Bei einem Ja will er Französisch in
der Primarschule belassen – «aus Gründen des nationalen Zusammenhalts».
Unterstützung erhält er von einem neuen Komitee.
Fremdsprachen-Initiative: Regierung will bei Ja Englisch in Sek verschieben, Luzerner Zeitung, 22.8. von Alexander von Däniken
Nur noch eine Fremdsprache auf der Primarstufe: Das fordert ein
überparteiliches Komitee, unter anderem getragen vom Luzerner Lehrerinnen- und
Lehrerverband. Am 24. September wird im Kanton Luzern darüber abgestimmt. Schon
im Dezember 2016 erklärte der Regierungsrat, dass er am heutigen Modell
festhalten wolle und die Initiative ohne Gegenvorschlag ablehne. Heute stellt
er die Abstimmungsbotschaft vor, die in den nächsten Tagen an die Haushalte
verschickt wird. Unsere Zeitung erhielt bereits einen Einblick in die
Botschaft. Darin steht unter anderem, was bei einem Ja zur Initiative passieren
würde.
Konkret heisst es: «Wenn im Kanton Luzern in der Primarschule in Zukunft
nur eine Fremdsprache unterrichtet würde, müsste dies Französisch sein.» Dies
wäre «aus Gründen des nationalen Zusammenhalts» notwendig. Zudem geht die
Regierung davon aus, dass der Bund den Kantonen vorschreiben würde, eine zweite
Landessprache in der Primarschule zu unterrichten. Hintergrund dieser Annahme
ist, dass sich die Kantone seit einem Jahrzehnt darum bemühen, das Schulwesen
zu harmonisieren. Dazu sind sie per Verfassung verpflichtet. Dort steht unter
Artikel 62, dass der Bund «die notwendigen Vorschriften» erlässt, wenn sich die
Kantone nicht auf die Harmonisierung des Schulwesens einigen können.
Luzern als
«Sprachinsel»
Die Annahme der Initiative hätte nicht nur rechtliche Auswirkungen, sie
würde den Kanton Luzern auch «zu einer Sprachinsel» werden lassen, wie die
Regierung schreibt. Tatsächlich wäre Luzern der bislang einzige Kanton, der vom
bisherigen 3/5-Modell – eine Fremdsprache in der dritten, die andere in der
fünften Klasse – abweichen würde. Ähnliche Initiativen wie in Luzern sind in
den Kantonen Thurgau, Zürich und Nidwalden gescheitert.
Schliesslich führt die Regierung auch die erwarteten Kosten ins Feld.
Die Umsetzung der Initiative würde bis zu 9 Millionen Franken kosten. Dies,
weil neue Lehrmittel entwickelt und produziert, zahlreiche Lehrerinnen und
Lehrer weitergebildet und für einzelne Fächer neue Lehrpläne ausgearbeitet
werden müssten.
Pünktlich zur heissen Phase vor der Abstimmung formieren sich zudem die
Gegner der Initiative. Das Komitee, zusammengesetzt aus Vertretern aller
Parteien ausser der SVP, wird in den nächsten Tagen und Wochen mit Inseraten
und Plakaten aktiv.
Im Komitee sitzt unter anderem Ludwig Peyer, CVP-Fraktionschef im
Kantonsrat und Parteikollege von Bildungsdirektor Reto Wyss. Peyer sagt auf
Anfrage: «Wenn den Kindern in der Primarschule eine Fremdsprache genommen wird,
werden ihnen auch die Chancen genommen, sich zu entwickeln.» Die Fremdsprachen-Initiative
lasse offen, ob Französisch oder Englisch weichen müsste. «Damit müssen sich
die Initianten dem Vorwurf aussetzen, dass sie keine Lösungen anbieten.» Das
Kind werde nicht beim Namen genannt.
Komme es zu einem Ja und würde Englisch auf die Oberstufe verbannt, so
wäre dies «in der heutigen Zeit unverständlich», sagt Peyer. Bei der Beratung
im Kantonsrat habe sich bereits eine Mehrheit der CVP-Fraktion gegen die
Initiative ausgesprochen. Aber auch aus persönlicher Sicht hält Peyer nichts von
der Initiative. «Vor allem, weil viele Schüler gefordert werden wollen, und
der Kanton Luzern bei einem Ja zu einer Insellösung wird», sagt Peyer.
Dieser Meinung sind nicht alle CVP-Kantonsräte: Priska Galliker und Pius
Kaufmann unterstützen die Fremdsprachen-Initiative; genauso wie alt Kantonsrat
Jakob Lütolf.
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