21. Mai 2017

Zürcher wollen zwei Primarfremdsprachen

Die Zürcher Initiative für eine Fremdsprache an der Primarschule wurde überraschend deutlich mit 61 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt. Damit ist die Taktik der Erziehungschefin Silvia Steiner aufgegangen: Sie hatte davor gewarnt, die Initiative anzunehmen, weil dann nämlich Englisch an die Oberstufe verschoben werde.
Kommentar von Urs Kalberer, 21.5.


Der heutige Entscheid löst aber keine Probleme, im Gegenteil: Die ungenügenden Leistungen, besonders im Französisch, werden anhalten. Die Chance, endlich etwas für das angeschlagene Fach Deutsch zu tun, wurde vergeben. Das fragwürdige und teure Sprachenkonzept wird beibehalten.

Verlierer des Tages sind die Primarschulkinder, die mit ungenügenden Lehrmitteln und zu wenigen Lektionen den Kopf hinhalten müssen für abstrakte Konstrukte wie die "Mehrsprachendidaktik" oder den "nationalen Zusammenhalt". Verlierer ist aber auch der stolze Kanton Zürich, der damit seine bildungspolitische Handlungsfähigkeit ans eidgenössische Mittelmass abdelegiert hat. 

1 Kommentar:

  1. So tendenziös wie der Titel "Zürcher Primarschüler lernen weiterhin zwei Fremdsprachen" waren auch sonst Medienmitteilungen im Abstimmungskampf, die von "Abschaffung" usw. sprachen. Für Zeitungsleser, die heute nur noch die Titel lesen, heisst das, die Zürcher Schüler hätten bei Annahme der Fremdspracheninitiative nur noch eine Fremdsprache lernen können. Dabei war das Gegenteil der Fall, die Initiative der Lehrerverbände wollte das vernachlässigte Deutsch (Pisa 2015) und die gescheiterten Frühfremdsprachen wieder stärken, durch teilweise Verlagerung auf die effizientere Oberstufe. Falsch oder tendenziös informierte Stimmbürger würden vielfach anders stimmen, wenn sie richtig informiert worden wären.
    Leider ist es nicht gelungen, die breite Lehrerschaft und die Eltern zu mobilisieren. Das müsste für die anspruchsvolleren LP21-Abstimmungen berücksichtigt werden.

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