Die 15-Jährigen in der Schweiz sind zufrieden mit ihrem Leben –
zufriedener als Gleichaltrige in den meisten anderen OECD-Ländern. Das zeigt
eine heute veröffentlichte Pisa-Studie.
Schweizer Schüler sind wenig ehrgeizig, aber zufrieden, Tages Anzeiger, 19.4.
«Pisa» steht für den Vergleich von Leistungen. In der neusten Studie
aber geht es um das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler. Gute Leistungen
machen nicht zwingend glücklich: In manchen Ländern bringen die Jugendlichen
Topleistungen in Mathematik und Naturwissenschaft, sind aber relativ
unzufrieden mit ihrem Leben. Das trifft auf die Schweiz jedoch nicht zu:
«Finnland, den Niederlanden und der Schweiz scheint es zu gelingen, gute
Lernergebnisse mit einer hohen Zufriedenheit zu verbinden», heisst es im
Vorwort zur Studie.
Rang 5 in Zufriedenheit
Auf einer Zufriedenheitsskala von 0 bis 10 gaben die Schülerinnen und
Schüler in der Schweiz im Schnitt 7,72 an. Im Vergleich der 35 OECD-Staaten ist
das ein hoher Wert: Zufriedener sind nur die Jugendlichen in Mexiko, Finnland,
den Niederlanden und Island.
39,6 Prozent der Schweizer Schülerinnen und Schüler sind mit ihrem Leben
«sehr zufrieden» (9 oder 10 auf der Skala). Im Durchschnitt der OECD-Länder
sind lediglich 34,1 Prozent sehr zufrieden. Unzufrieden (0 bis 4 auf der Skala)
zeigten sich in der Schweiz 7,4 Prozent. Im Durchschnitt der OECD-Ländern sind
es 11,8 Prozent.
Prüfungsangst verbreitet
Schweizer Jugendliche gehen auch vergleichsweise entspannt mit Prüfungen
in der Schule um. Zwar gaben 33,5 Prozent an, auch dann vor einem Test sehr
nervös zu sein, wenn sie gut vorbereitet seien. Im Durchschnitt der OECD-Länder
sagten das aber mehr als die Hälfte (55,5 Prozent). In sämtlichen Ländern haben
Mädchen grössere Angst vor Prüfungen und schlechten Noten als Knaben.
Zufriedenheit, Unzufriedenheit und Angst hängen laut der Studie nicht
mit der Anzahl Schulstunden oder Prüfungen zusammen. Wichtig sei dagegen eine
gute Beziehung zu den Lehrerinnen und Lehrern, schreiben die Autoren.
Unterstützung der Eltern
Auch die Eltern spielen eine zentrale Rolle. Diese sollten sich für
Schulisches interessieren und die Jugendlichen ermuntern, an ihre Fähigkeiten
zu glauben. Teenager wünschten sich starke soziale Bindungen, Verständnis und
Unterstützung, heisst es in der Studie. Sie möchten sich nicht ausgeschlossen
fühlen.
In der Schweiz tun das die meisten auch nicht: Über 88 Prozent zeigten
sich überhaupt nicht einverstanden mit der Aussage «ich fühle mich wie ein
Aussenseiter». Nur in Spanien, Italien, Südkorea und den Niederlanden fühlen
sich noch weniger Jugendliche ausgeschlossen.
Mobbing und Gewalt
Mobbing ist für Jugendliche in der Schweiz aber ein ähnlich grosses
Problem wie für ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen Ländern. 16,8 Prozent
gaben an, in der Schule regelmässig gemobbt zu werden, beispielsweise
ausgelacht. Im Durchschnitt der OECD-Länder sind es 18,7 Prozent.
Regelmässig geschlagen oder geschubst werden laut der Studie 2,8 Prozent
der 15-Jährigen in der Schweiz. Im Durchschnitt der OECD-Länder sagten 4,3
Prozent, solches geschehe ihnen mehrmals im Monat. Die Untersuchung kommt zum
Schluss, dass Mobbing weniger verbreitet ist an Schulen, in welchen die
Schülerinnen und Schüler gute Beziehungen zu ihren Lehrern haben.
Weniger ehrgeizig
Ferner zeigt die Studie, dass die Schülerinnen und Schüler hierzulande
weniger ehrgeizig sind als anderswo: Nur 40 Prozent wollen zu den Besten der
Klasse gehören. Im Durchschnitt der OEDC-Länder sind es fast 60 Prozent.
Markant unter dem Durchschnitt liegen die Jugendlichen in der Schweiz
ausserdem bezüglich ihrer Bildungserwartungen. Nur 27 Prozent gehen davon aus,
einen Universitätsabschluss zu erlangen. Das dürfte mit dem dualen
Bildungssystem zusammenhängen. Im Durchschnitt der OECD-Länder erwarten über 44
Prozent einen Universitätsabschluss.
Sport statt Internet
Untersucht wurde auch der Umgang mit dem Internet. Die 15-Jährigen in
der Schweiz verbringen ausserhalb der Schule weniger Zeit im Internet als
Gleichaltrige in anderen Ländern. Während der Woche sind es 126 Minuten am Tag,
an Wochenenden 168 Minuten.
Der OECD-Durchschnitt liegt bei 146 beziehungsweise 184 Minuten. Am
wenigsten Freizeit im Internet verbringen Jugendliche in Südkorea und Japan mit
90 beziehungsweise 55 Minuten an Wochentagen.
Während andere im Internet surfen, treiben Schweizer Jugendliche Sport.
73,1 Prozent gaben an, vor oder nach der Schule zu trainieren. Im
OEDC-Durchschnitt sind es 69,8 Prozent. Den höchsten Wert erzielte Ungarn mit
80,2 Prozent Sportlichen.
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