Nein, ich bin nicht grundsätzlich gegen einen
"kompetenzorientierten" Unterricht, der im Rahmen des neuen Lehrplans
21 eingeführt werden soll. Im Gegenteil: Ich bin Befürworter der Verflechtung
von Wissen und Kompetenz, weil - richtig umgesetzt - das die Unterrichtsform
wäre, die das Lernen für den Schüler greifbar und sinnerfüllt macht und somit
am ehesten Lernfreude (und folglich Lernerfolg) bedeuten würde.
soaktuell, 28.4. Leserbrief von André Wyss
Genau deshalb bin ich begeistert von "Liveschooling"
(natürliches, lebendiges Lernen), was insbesondere im Alltag und weniger auf
einer Schulbank geschieht. Warum ich dennoch sehr skeptisch bin, dass der LP21 der richtige Ansatz
für die öffentliche Schule ist? Die bereits gemachten, schlechten Erfahrungen
in anderen Ländern und Kantonen sollten eigentlich schon Alarmzeichen genug
sein. Weshalb dieses Modell in der Umsetzung nicht funktioniert hat und auch
nicht funktionieren wird, liegt auf der Hand:
Wenn zukünftig mehr Zeit für den kompetenzorientierten Unterricht
verwendet wird, so bleibt weniger Zeit für die Wissensvermittlung. Der Schüler
wirkt dann bestenfalls zwar "kompetent", ist es aber aufgrund des
fehlenden (Basis-)Wissens doch nicht wirklich. Damit sowohl genügend Wissen und Kompetenz
unterrichtet werden könnte, gäbe es nur eine Lösung: mehr Unterrichtszeiten.
Dies ist aber aus verschiedenen Gründen nicht umsetzbar.
Kompetenzorientierter Unterricht verlangt von der Lehrperson zudem viel
Zeit und Flexibilität. Es ist unmöglich 20 Schüler gleichzeitig individuell,
gut und intensiv zu betreuen. Somit ist klar, dass die Schüler (mangels nötiger
Betreuung) bei dieser Unterrichtsform zu kurz kommen werden. Die Lösung hier
wäre: mehr Lehrpersonen. Aber auch das ist – in einer Zeit, in der über ein
Aufstocken der Klassen-Schülerzahlen diskutiert wird - nicht umsetzbar.
Die Solothurner/innen haben die Chance, ein Konzept, das (im Rahmen
einer öffentlichen Schule) aus genannten Gründen keine Erfolge aufweisen kann
und wird und das vor allem zum Wohle von ein paar (Wirtschafts-)Verbänden –
nicht aber zum Wohle unserer Kinder – entwickelt wurde, zu stoppen. Fragt sich:
Haben wir den Mumm, uns gegen den Trend zu wehren? Oder fallen wir auch in den
Modus von "man muss es halt machen, weil die anderen es auch tun"?
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