Mehrere tausend Lehrerinnen und Lehrer aus dem
ganzen Aargau versammelten sich am 8.
November in Aarau, um gegen den von der Regierung geplanten
Bildungsabbau zu protestieren. Unter den Demonstranten befanden sich auch
Lehrpersonen aus Döttingen. Für diese Abwesenheit während der Unterrichtszeit
haben sie inzwischen von der Schulpflege die überraschende Quittung erhalten.
Den Lehrpersonen, die wegen der Teilnahme an der Kundgebung an jenem
Dienstagnachmittag im November keinen Unterricht in Döttingen erteilt haben,
wurden die ausgefallenen Lektionen vom Lohn abgezogen. Betroffen vom Lohnabzug
sind 16 Lehrpersonen.
Lohnabzug für Lehrer - weil sie während der Schulzeit demonstriert hatten, Schweiz am Wochenende, 25.3. von Jörg Meier
Beim Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverband (alv) sorgt der Lohnabzug für
Irritation. «Für mich ist es unverständlich, dass die Schulpflege Döttingen mit
einer solchen Massnahme auf die Lehrpersonen reagiert, die nichts anders getan
haben, als das ihnen zustehende Streikrecht wahrzunehmen», sagt Kathrin Scholl,
die stellvertretende Geschäftsführerin des Verbandes. Es hätte doch genug
andere Möglichkeiten gegeben, um den Stundenausfall zu kompensieren.
«Ich halte diese
Form der Konfrontation für nicht besonders hilfreich», sagt Scholl. Der Verband
hat beschlossen, den Mitgliedern des alv aus Döttingen den Lohnverlust durch
Zahlungen aus dem Hilfsfonds zu ersetzen; es geht dabei um einen Betrag von 200
Franken pro Person.
Grundsätzlich
darf die Schulpflege in einem solchen Fall Lohnkürzungen vornehmen. Dies
bestätigte das kantonale Bildungsdepartement schon im Vorfeld des 8. Novembers.
«Es gibt kein Streikverbot für Lehrpersonen», sagte Simone Strub, Leiterin
Kommunikation. Aber Strub hielt damals auch fest: «Für die Dauer eines Streiks
besteht für den Arbeitgeber keine Lohnzahlungspflicht.» Gleichzeitig riet das Bildungsdepartement
den Schulbehörden auch, man solle Vernunft walten lassen und die ausgefallenen
Lektionen im Rahmen der Jahresarbeitszeit kompensieren.
Kompensation verweigert
Was ist da in
Döttingen passiert? Die Nachfrage bei Claudia Simon, der Schulpflegepräsidentin
von Döttingen ergibt, dass der Lohnabzug nicht aus heiterem Himmel passierte,
sondern eine Vorgeschichte hat, die bis in die Zeit vor der Kundgebung
zurückreicht: «Die Schulpflege hat es ausdrücklich begrüsst, dass auch
Lehrpersonen von unserer Schule an der Kundgebung teilnehmen», sagt Simon. Aber
man habe von Anfang an klar kommuniziert, dass die ausgefallene Unterrichtszeit
kompensiert werden müsse. Doch nach der Kundgebung hätten viele Lehrpersonen
von der Kompensation nichts mehr wissen wollen. Der auch an einem Dienstag als
Kompensation geplante Adventsnachmittag habe deshalb nicht stattfinden können.
«Viele
Lehrpersonen wollten einfach nicht mitmachen», erklärt Simon. «Der Schulpflege
blieb deshalb gar keine andere Wahl als der Lohnabzug für die verpassten
Lektionen», sagt die Präsidentin. Man habe sich dabei konsequent an die
Vorgaben des Bildungsdepartements gehalten. Diese Massnahme kam
erwartungsgemäss bei den Betroffenen überhaupt nicht gut an und das Verhältnis
zwischen Schulpflege und Lehrpersonen sei dadurch belastet worden, sagt Claudia
Simon. Es habe ein Gespräch am runden Tisch mit einem externen Moderator
gebraucht, um die Angelegenheit endlich abschliessen zu können. Höchst erstaunt
zeigt sich Simon über den Umstand, dass der Lehrerverband nun seinen
Mitgliedern den abgezogenen Lohn zurückerstatten wird.
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