Mit 65 zu 19 Stimmen hat der Landrat gestern
beschlossen, auf die Vorlage zur Streichung der Schulgelder für Schülerinnen
und Schüler von Privatschulen einzutreten. Das Parlament behandelte die Vorlage
gestern in erster Lesung. Sollte in der Schlussabstimmung nach der zweiten
Lesung die Vorlage mit der gleichen Sperrminorität verabschiedet werden, müsste
das Volk an der Urne definitiv darüber abstimmen, ob es die
Unterstützungsbeiträge von 2500 Franken pro Schüler und Jahr abschaffen will.
Privatschulen können weiter hoffen, Basler Zeitung, 17.3. von Thomas Dähler
Die kompromisslose Sparvorlage der Regierung wurde bereits in der
Bildungs-, Kultur- und Sportkommission mit einer Härteklausel aufgeweicht.
Diese schlägt vor, Familien mit niedrigen Einkommen und Vermögen die Pauschale
von 2500 Franken weiter zukommen zu lassen. Dabei will sie aber der Regierung
freie Hand lassen, wo sie die Grenze für die Unterstützungsbeiträge setzen
will. Caroline Mall (SVP) pries diese Lösung als «Beitrag zur
Chancengleichheit» und warb dafür, sich einhellig dahinter zu stellen.
Kampf um Vierfünftelmehr
Die Härtefallklausel decke alle Fälle ab, die aus pädagogischen
oder sozialen Gründen auf eine Unterstützung angewiesen seien, sagte Paul Hofer
(FDP). Er verlangte vom Rat, dass dieser mit einem qualifizierten
Vierfünftelmehr eine Volksabstimmung vermeide. Mall meinte dazu gar, ein
«emotionaler Abstimmungskampf» über die Schul- gelder sei «unfair». Auch Jan
Kirchmayr (SP), der in einer Interpellation kritische Fragen zur Sparmassnahme
gestellt hatte, bezeichnete die Härteklausel als «praktikable Lösung». Alle
Befürworter stellten den Privatschulen trotz der einschneidenden
Finanzmassnahme das Zeugnis aus, mit alternativen Schulmodellen einen
wertvollen Beitrag zur Bildung zu leisten. «Die Staatsschule ist nicht für
jedes Kind optimal», sagte Roman Brunner (SP).
In der Debatte zeigte sich jedoch, dass die Grünen und die
Grünliberalen, mit Unterstützung von Abweichlern aus anderen Parteien, gewillt
sind, für die Privatschulen zu kämpfen. «Pädagogische und soziale Aspekte
kommen zu kurz», sagte Florence Brenzikofer (Grüne). Die Härtefallklausel sei
eine «Blackbox», denn es sei nicht bekannt, wie viele Schülerinnen und Schüler
weiterhin unterstützt würden. Der Wechsel in eine Privatschule sei oft ein
positiver Ausweg aus einer schwierigen Situation, wie dies die hohe Anzahl
Quereinsteiger belege. Streiche man die Unterstützungsbeiträge, würden Schulen,
vor allem im Oberbaselbiet, in ihrer Existenz gefährdet.
Sparvolumen infrage gestellt
Jürg Wiedemann (GU) meinte, die Rechnung mit dem Sparvolumen von
3,7 Millionen Franken gehe nicht auf. 2500 Franken koste allein das
Schulmaterial, wenn jemand aus finanziellen Gründen zurück in die Staatsschule
müsse. Sollte eine Privatschule schlies-sen, kämen enorme Mehrkosten auf den
Staat zu. Marie-Theres Beeler (Grüne) bezeichnete das Sparvolumen gar als
«Vortäuschung falscher Tat- sachen». Der Schüler, der mit einem
Unterstützungsbeitrag von 2500 Franken eine private Schule besuche, sei der mit
Abstand billigste Schüler, erklärte Andreas Dürr (FDP). Die 2500 Franken seien
oft auch für Besserverdienende für den Besuch einer Privatschule
ausschlaggebend.
Regierungsrätin Monica Gschwind verteidigte die Sparmassnahme
resolut und wehrte sich gegen «Schwarzmalerei». Der Kanton konzentriere sich
auf seine Kernaufgabe. Es sei besser, bei den Privatschulen statt bei den
öffentlichen Schulen zu sparen: «Wir müssen das eine gegen das andere abwägen.»
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