Der Bildungsrat wird nicht abgeschafft.
Dieses Fazit lässt sich nach dem zu Ende gegangenen Vernehmlassungsverfahren
ziehen. Zwar unterstützen SVP und FDP die bei der Baselbieter Regierung
bestellte Vorlage zur Einführung eines Beirats anstelle des Bildungsrats. Doch
die übrigen, durchwegs negativen Stellungnahmen lassen darauf schliessen, dass
das Unterfangen spätestens in der Volksabstimmung bachab geschickt wird. Dafür
bürgt allein die Opposition der Gemeinden. Die Verschiebung von Kompetenzen vom
Bildungsrat zur Bildungsdirektion schwächt nicht zuletzt die Gemeinden, in
deren Zuständigkeit sich die Primarschulen befinden.
Experten fernab von der realen Schulwelt, Basler Zeitung, 3.3. von Thomas Dähler
In der Tat spricht vieles dafür, dass es ein auf Bildungsfragen
spezialisiertes Gremium mit Entscheidungskompetenzen sinnvollerweise auch in
Zukunft geben muss. Vor allem die Primar- und Sekundarschulen sind heute zu
stark zum Spielball der kantonalen Politik geworden. Zwar nimmt der Bildungsrat
für sich selber in Anspruch, als Fachgremium unabhängig von politischen und
ideologischen Interessen zu entscheiden. Doch von einem Fachgremium kann nicht
die Rede sein.
Heute setzt sich der Bildungsrat aus Vertretern von
Wirtschaftsverbänden, Arbeitnehmerorganisationen und Parteien zusammen:
mehrheitlich keine wirklichen Experten. Im Gegenteil: In der Vergangenheit hat
sich der Bildungsrat vor allem dadurch ausgezeichnet, dass er Vorgaben der
Bildungsdirektion beklatschte. Heute, nachdem das Volk bei den Wahlen für einen
politischen Wechsel an der Spitze der Bildungsdirektion gesorgt hat, profiliert
sich der Bildungsrat mit Obstruktionspolitik gegen den veränderten Kurs. Die
Entscheide des Bildungsrats haben regelmässig einen ideologischen und
politischen Beigeschmack.
Dass der Bildungsrat kein Fachgremium ist, hat er erst kürzlich
bewiesen: Die Stundentafel, die der Bildungsrat in die Vernehmlassung geschickt
hat, orientiert sich weder am Volksentscheid zu den Einzelfächern, noch an den
realen Gegebenheiten im Schulalltag. Die Antwort des Bildungsrats auf die an
der Urne besiegelte Stärkung naturwissenschaftlicher Fächer wie Chemie,
Biologie, Physik oder Geografie besteht darin, diese Fächer künftig während
einer einzigen Lektion pro Woche unterrichten zu lassen – ein Unterfangen,
das gemäss Bildungsexperten keine grossen Lernfortschritte ermöglicht. Selbst
die Hauswirtschaft hat in der vom Bildungsrat verabschiedeten Stundentafel den
doppelten bis dreifachen Stellenwert erhalten. Wer Hausmännern statt
Naturwissenschaftlern das Wort redet, entscheidet an den tatsächlich wichtigen
Bildungsaufgaben vorbei.
Selbst die SP Baselland, die dem Bildungsrat grundsätzlich
wohlgesinnt ist, schreibt in ihrer Vernehmlassungsantwort: «Über die
Zusammensetzung des Bildungsrats kann und soll diskutiert werden.» Die SP
bemängelt, dass Schulleitungen und Schulräte nicht vertreten sind. Damit liegen
die Sozialdemokraten richtig. Schulleiter sind Experten und kennen den
Schulalltag, Schulräte sind zwar Laien, aber sie sind in den Gemeinden gut
verankert, als Ansprechpersonen für Eltern und Gemeinderäte verfügbar. Ein auf
diese Weise zusammengesetztes Gremium stünde auf dem Boden der realen Schulwelt
und wäre sowohl für Gemeindebehörden als auch für die Bildungsdirektion in
Liestal ein Gewinn.
Kein Wunder, dass sich die heutige Bildungsdirektorin längst
anders beholfen hat! Zusätzlich zum Bildungsrat in seiner heutigen
Zusammensetzung führt Monica Gschwind regelmässig Gespräche mit Praktikern in
der selber ins Leben gerufenen «Plattform Bildung» – eine indirekte Kritik
an der fehlenden Praxisnähe des Bildungsrats in seiner heutigen
Zusammensetzung.
Es ist unabdingbar, dass der Bildungsrat personell anders
zusammengesetzt und mit einem neuen Katalog von Aufgaben und Kompetenzen
ausgestattet wird. Die Gelegenheit ist günstig, dies mit dem Ansinnen zu
verbinden, den Gemeinden mehr Autonomie zuzugestehen: Der Vorschlag des
Verbands Basellandschaftlicher Gemeinden (VBLG), die Vorlage unter Einbezug der
Gemeinden neu zu erarbeiten, verdient Unterstützung.
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