Markus Somm schreibt in der Basler Zeitung über die Ablehnung der USR III. Doch seine Analyse liest sich unwillkürlich wie eine Zusammenfassung des Prozesses der Einführung und Durchsetzung des Lehrplans 21.
Anarchie ist machbar, Frau Nachbar, Basler Zeitung, 18.2. Kommentar von Markus Somm
Die Schweiz hat ein einzigartiges politisches
System, das im Ergebnis sich meistens konservativ und freiheitlich auswirkt.
Dazu trägt nicht bloss die direkte Demokratie bei, eine Demokratie des
institutionalisierten Misstrauens gegenüber den Eliten, sondern auch die
unverwüstliche Neigung zum Dezentralen, die unser Land seit dem 13. Jahrhundert
prägt. Vielleicht hat nichts unsere Freiheit mehr geschützt als der so oft
belächelte Kantönligeist, den im Übrigen nur die Eliten so gerne verspotten,
indem sie vorgeben, es handelte sich um einen alten Zopf, dabei sind sie
diejenigen, die so insgeheim hoffen, sich bald die Zöpfe der Gnädigen Herren
wieder wachsen lassen zu können. Nichts sichert und vermehrt die Macht der
Mächtigen mehr als die Zentralisierung, weswegen es keine einzige Diktatur in
der Geschichte gab, die nicht auf die Zentralisierung gesetzt hätte. Eine
föderalistische Diktatur kommt nicht vor. Darin lodert das Subversive und
Anarchische des Kantönligeistes, eines Geistes des Aufruhrs und der Revolution
meistens, nicht immer: Wer in der Schweiz zentralisieren möchte und das auf
demokratischem Weg versucht, läuft oft in eine Wand; sodass die Regierungen und
ihre Beamten gelernt haben, es auf Schleichwegen zu versuchen, was es viel
schlimmer macht, weil das der Bürger selten bemerkt. Wenn unsere Freiheit
geröstet wird, dann in Bern in den Amtsstuben der zentralen Bürokratie.
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http://bazonline.ch/schweiz/standard/anarchie-ist-machbar-frau-nachbar/story/18289917
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