Für die Quizsendung Wer wird Millionär? hätte ich eine
prächtige 16.000-Euro-Frage: Heißt der Bundesernährungsminister mit Nachnamen
Müller, Meier, Schulz oder Schmidt? Richtige Antwort: Christian Schmidt, CSU.
Heiner Müller und Martin Schulz sind nur zwei Beweise dafür, dass jemand trotz
eines weitverbreiteten Nachnamens recht bekannt werden kann, aber dafür muss
man halt auch was tun. Der Minister Schmidt hat jetzt gefordert, ein neues Schulfach "Ernährung"
einzuführen, gemeint ist: gesunde Ernährung. Den gleichen Vorschlag hat auch
schon Renate Künast gemacht, grün, eine seiner Vorgängerinnen. Wenn es eine
schwarz-grüne Koalition gibt, käme demnach vermutlich das Fach "Ernährung".
Die Einführung dieses Schulfaches dürfte den endgültigen Untergang des
deutschen Bildungssystems bedeuten, dieser Tropfen bringt das Fass zum
Überlaufen.
Über symbolische Schulfächer, Zeit, 28.2. von Harald Martenstein
Seit einiger Zeit führen sie an vielen Schulen die Inklusion ein, alle behinderten und alle
nicht behinderten Kinder sollen gemeinsam unterrichtet werden. Es handelt sich
um ein Projekt, das nur mit gewaltigen finanziellen Anstrengungen umsetzbar
ist, falls überhaupt. Ich rede relativ oft mit Lehrern, fast alle erzählen
Horrorstorys über die Inklusion. Ein Kind mit starken Verhaltensauffälligkeiten
kann eine Klasse total lahmlegen. Die meisten Lehrer haben nicht die
Ausbildung, die sie dazu brauchen, und selbst wenn sie diese hätten, immer
stellt sich eine unbequeme moralische Frage: Darf man, um einem einzigen Kind
ein bisschen zu helfen, zwanzig andere Kinder links liegen lassen? Wir brauchen
viel mehr Leute, und zwar qualifizierte, damit es klappen kann, rufen die
Lehrer. Kriegen sie aber nicht. Parallel dazu müssen jetzt ziemlich viele
Flüchtlingskinder integriert werden, die kein Deutsch können, manche waren
überhaupt noch nie in einer Schule. Man könnte also sagen, dass die Schulen
schon mehr als genug Aufgaben am Hals haben. Es kommt aber noch etwas hinzu.
Seit Jahren funken die Betriebe permanent SOS, weil zahlreiche deutsche
Schulabgänger weder des Lesens noch des Schreibens und Rechnens kundig sind,
trotz zum Teil hervorragender Noten in den dafür zuständigen Fächern. Wenn man
also unbedingt neue Fächer einführen will, dann müssten die ersten neuen Fächer
"Echt lesen und schreiben erlernen (Else)" heißen und "Ganz im
Ernst rechnen (Gier)". Die neuen Fächer Else und Gier könnten meinetwegen
parallel zu den alten, eher symbolischen Fächern Deutsch und Mathe unterrichtet
werden.
Ein Kind, das nicht gut lesen kann, kommt mit all den gesunden Kochrezepten nämlich
gar nicht zurecht. Bei der Zucchinipfanne mit Tofu genügt es doch schon, dass
ein leseschwacher Schüler statt der Zucchini Zucker nimmt und statt des Tofu
diese Toffifee-Pralinen. Zuckerpfanne mit Toffifee – schon ist der
gesundheitliche Mehrwert verpufft. Mir ist auch ein Rätsel, wieso Christian
Schmidt nur "Ernährung" einführen will und nicht auch das Fach
"Schlafen". Ein gesunder Schlaf ist für das Wohlergehen genauso
wichtig wie gesundes Essen, das sagt jeder Schlafforscher. Millionen Bürger
leiden unter Schlafproblemen. Wieso tut der Staat nichts dagegen? Meine letzte
Hoffnung für die deutschen Schulen bestünde im Falle von Schwarz-Grün darin,
dass sie sich in den Koalitionsverhandlungen zerfleischen. Die CSU würde
nämlich darauf bestehen, dass ganz oft mit Schweinefleisch gekocht wird,
während die Grünen verlangen, dass während des Fastenmonats Ramadan der
Ernährungsunterricht ausfällt.
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