Das Komitee «Starke Schule Baselland« schielt auch
in den Stadtkanton. Hier wollen nun Grossräte Korrekturen am Schulsystem
anbringen, bevor es Initiativen hagelt.
Basler Grossräte wollen "Starke Schule Baselland" zuvorkommen, Basellandschaftliche Zeitung, 22.2. von Nicolas Drechsler
«Ich habe bereits im Dezember angefangen, meinen
Vorstoss zu schreiben», sagt Annemarie Pfeifer, Grossrätin der EVP. Sie will
ihre Kritik an der Integrativen Schule nicht als reine Reaktion auf das Komitee
«Starke Schule» verstanden wissen, welche das Bildungssystem grundsätzlich
umgestalten, respektive zurückwandeln will. Aber: «Ich denke schon, dass wir
nötige Justierungen am System machen sollten, bevor uns Baselbieter alles über
den Haufen werfen.»
Die Kritik Pfeifers und ihrer Mitunterzeichner aus
allen Fraktionen richtet sich auch nicht gegen Sammelfächer oder Ähnliches. Sie
strebt Verbesserungen bei der Integrativen Schule an. Also am System, dass
grundsätzlich alle Kinder zusammen die Schule besuchen sollen. Auch Kinder mit
einer Hochbegabung, oder physisch oder psychisch behinderte Kinder. Der
Zeitpunkt sei ideal, nun, da ein neuer Bildungsdirektor – Conradin Cramer (LDP)
– angefangen habe, einige Korrekturen daran anzubringen. «Von allen Kantonen im
Sonderpädagogik-Konkordat geht Basel-Stadt am weitesten», sagt Pfeifer. Und
meint, mit diesem Maximum sei man wohl über das Ziel hinausgeschossen. Es sei
nicht richtig, dass alle Förderstunden während des Regelunterrichts abgehalten
werden.
Sorge um Angebote
«Ich erlebe immer wieder Eltern, die sich beklagen,
ihr Kind verpasse so den regulären Unterricht und sei dadurch sozusagen doppelt
benachteiligt», sagt die Psychologin. Es gehe in den Unterrichtsstunden dadurch
auch viel zu unruhig zu und her «wie in einem Bahnhof». Ein Kind habe
Förderunterricht, eines einen Termin bei einem Heilpädagogen und die anderen
sässen in der Mathestunde. Pfeifer befürchtet auch, dass die speziellen,
gewachsenen Strukturen ausserhalb der Schulen darunter so stark leiden würden,
dass sie geschlossen werden müssen. So wie etwa die Gehörlosen- und
Sprachheilschule, die sie in Gefahr sieht. Und das Angebot dieser
Spezialschulen gehe weit darüber hinaus, was man an der Regelschule mit ein
paar Extrastunden leisten könne. «Auch wenn sich die Teams hervorragend
einsetzen». Die Sorge um die Spezialschulen war auch im Grossen Rat in den
vergangenen Debatten ein Dauerbrenner.
Pfeifer und ihre Mitunterzeichner fordern deshalb
zu allererst eine weitere Evaluation der Integrativen Schule. Eine erste hatte
2014 stattgefunden. Man solle dabei aber nicht nur darauf achten, wie es den
Kindern mit einer Einschränkung oder einer Hochbegabung gehe, sondern auch die
Entwicklung beim Lernerfolg der «normalen» Schüler genau beobachten.
Ein zweites Anliegen der Anzugsteller ist ein
Vergleich mit den anderen Kantonen im Konkordat Sonderpädagogik. Wer schult
wann wen in eine Regelklasse ein, wie viele ausserschulische Angebote gibt es,
was hält man dort von den in Basels System verpönten Einführungsklassen für
schwache Schülerinnen und Schüler?
Und zu guter Letzt folgt auch ein Vorschlag, wie
man den Schulalltag beruhigen könnte, etwa durch sogenanntes «Teamteaching»,
also die Unterrichtsgestaltung durch mehrere Lehrer oder Pädagoginnen.
Für Pfeifer und Konsorten ist eine Einschränkung
des integrativen Ansatzes kein Tabu. Ganz im Gegensatz zum offiziellen Credo
des Erziehungsdepartementes, das auf seiner Internetpräsenz schreibt: «Die
Integrative Schule nimmt alle Kinder auf. Oder anders formuliert: Sie schliesst
kein Kind aus.» Pfeifer würde diese Gegensätze gerne überbrücken, bevor von
jenseits der Birs die Breitseiten von Initiativen abgefeuert werden, für die
das Komitee «Starke Schule» bekannt wurde.
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