9. Februar 2017

Gehirnwäsche an Minderjährigen

Der Bund finanziert und begleitet die Ausarbeitung eines ­Lehrmittels zur humanitären Hilfe. Die Schüler werden so auf politische Korrektheit getrimmt.
Entwicklungshilfe im Schulzimmer, Weltwoche, 9.2. von Peter Keller


Früh übt sich, wer ein Gutmensch werden will . . . oder werden sollte. Am besten schon in der Schule und unter gütiger Anleitung des Staates. «Menschlichkeit ist lernbar» nennt sich die Lernplattform, die an der Pädagogischen Hochschule Zug entwickelt worden ist.
Und weil’s auf Englisch noch etwas schicker tönt, heisst das Lehrmittel «Project Humanity».
Wer glaubt, es gehe dabei um die ganz persönlich gelebte Mitmenschlichkeit, vielleicht sogar um das christliche Gebot der Nächstenliebe und Barmherzigkeit, täuscht sich. Das «Project Humanity» ist eine PR-Aktion für die mit Milliarden Franken Steuergeldern ausgestattete öffentliche Entwicklungshilfe. «Das Lehrmittel», ist der Einleitung zu entnehmen, «soll Lehrpersonen dabei unterstützen, Lernräume zu gestalten, in denen Schülerinnen und Schüler für ­humanitäre Kontexte sensibilisiert ­werden.» Denn die humanitäre Gemeinschaft, «darunter relevante Akteure wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), die ­Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) sowie die offizielle Schweiz», betrachte die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die «Humanitären Prinzipien» als eine wichtige Aufgabe unserer Zeit.

Die Liste dieser «relevanten Akteure» ist nicht zufällig zustande gekommen. Das Lehrmittel ist eine Auftragsarbeit, finanziert («powered by») von der eidgenössischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza), zusammen mit dem IKRK, dem IFRC und dem SRK, und entwickelt durch das Institut für Internationale Zusammenarbeit in Bildungsfragen, welches der Pädagogischen Hochschule Zug angegliedert ist. Um wenigstens den Anschein der Unparteilichkeit zu erwecken, wird betont, dass die Schüler «eigene Antworten» entwickeln und «eigene Sichtweisen» einbringen könnten.

Kritische Hinweise fehlen

Von dieser kritischen Herangehensweise bleibt im konkreten Lehrmittel kaum etwas übrig, schliesslich haben Experten der Deza und der anderen involvierten Organisationen das Projekt begleitet – «zwecks Gewähr­leistung der inhaltlichen und begrifflichen Genauigkeit», wie die Macher einräumen. ­ ­Andernorts würde man von staatlicher Indoktrinierung reden. Was unter «Gewährleistung der inhaltlichen und begrifflichen Genauigkeit» zu verstehen ist, ist auf den folgenden Seiten zu erfahren: Man übernimmt unkritisch das Selbstbild der Entwicklungshilfeorganisationen: «Die humanitäre Hilfe, die von der Deza im Namen der offiziellen Schweiz erbracht wird, ist Ausdruck der Solidarität mit Menschen in Not.» So geht es weiter, von «eigenen» Sichtweisen und Antworten keine Spur, auch die Literaturliste am Schluss enthält keinen einzigen Hinweis auf eine kritische Quelle.

Fair Trade, Migration und Klimawandel

Die Deza rettet Leben, sie stellt die Versorgung mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln sicher, leistet medizinische Nothilfe und Katastrophenvorsorge. Dagegen kann man natürlich nichts haben. Dass Lehrer und Schüler erfahren, wie die Deza viele Millionen Franken ­direkt in die Staatsbudgets hochkorrupter ­afrikanischer Staaten einspeist oder Gelder verlocht für Projekte wie die «Bewertung der genderspezifischen Fragen in der georgischen Landwirtschaft» und die «Etablierung von ­sozialer Verantwortung in der mongolischen Gesellschaft», ist in dieser «ergiebigen ­Zusammenarbeit zwischen Staat, Bildungsinstitution und international tätigen humanitären Organisationen» (Selbstbeschreibung) nicht vorgesehen.

Für die ideologische Absicherung sorgt ­zusätzlich der dritte Partner im Bunde, die Stiftung Education 21, die dem Projekt ­«beratend» zu Verfügung gestanden sei. Der Begriff «Stiftung» ist irreführend: Auch diese Einrichtung lebt fast ausschliesslich von Steuergeldern. Sie hat sich der Förderung der BNE-Kompetenzen (Bildung für nachhaltige Entwicklung) verschrieben. Direktor der ­Stiftung Education 21 ist Jürg Schertenleib, der sich früher praktischerweise als stell­vertretender Generalsekretär und Mediensprecher der Schweizerischen Flüchtlingshilfe verwirklichen konnte, einer gemeinnützigen Organisation, die ebenfalls hauptsächlich von öffentlichen Geldgebern lebt (sie bekommt u. a. auch Mittel von der Stiftung Education 21, womit sich der Kreis wieder schliesst).


Rund um den Bereich «Bildung für ­nach­haltige Entwicklung» wird verlässlich links-grünes Gedankengut in die Schulzimmer eingeschleust. Da geht es um «Klimawandel», Fair Trade, Migration und die «Energiewerte des Schulhauses», um das Hinterfragen «traditioneller Rollenbilder», um Menschenrechte, Globalisierung und Konsumkritik. Ziel sei es, den «Blick der ­Heranwachsenden» für die Konsequenzen des eigenen Handelns ­hinsichtlich der «sozialen und ökologischen Umwelt» zu schärfen. Typische Kaugummisprache. In Wahrheit geht es um eine ­politisch korrekte Gehirn­wäsche an Minderjährigen.

1 Kommentar:

  1. Gemäss Tagesanzeiger vom 13.11.2016 spendete die Deza eine halbe Million (Steuergelder) an die Clinton Foundation. Die Wohltätigkeitsstiftung der Clintons steht im Fokus einer Ermittlung des FBI. Auch die Schweiz könnte in den Fall verwickelt sein. In seinem Bestseller „Clinton Cash“ verfolgt Peter Schweizer eine Spur, die ihn erst nach Kasachstan, dann nach Kanada und schließlich direkt ins State Department führt. Protagonisten sind der Unternehmer Frank Giustra, Bill Clinton und seine Frau Hillary.

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