Die
Lehrerinnen und Lehrer im Kanton Aargau konnten sich bis jetzt nicht
grundsätzlich zu den angekündigten Reformen rund um den Lehrplan 21 (LP 21)
äussern. Eine Debatte an der Basis fand praktisch nicht statt. Der Aargauische
Lehrerinnen und Lehrer-Verband (alv), der für alle Lehrpersonen sprechen will,
förderte – ausser mit einer kurzen Konsultation – keine breite Diskussion. Der
alv ging stattdessen ein Bündnis mit dem Departement BKS ein und versucht alle
Lehrpersonen «auf Linie» zu bringen. Ein Vorgang, der auch in anderen Kantonen
zu beobachten ist.
Umfrage bei Lehrpersonen im Kanton Aargau - Ergebnisse sind brisant! Medienmitteilung Komitee "Ja zu einer guten Bildung - Nein zum Lehrplan 21", 14.12.
Eine
kritische Diskussion lässt der alv auch im Schulblatt nicht zu. Obwohl die
Abstimmung über unsere Bildungsinitiative vom 12. Februar 2017 erst noch
ansteht, führt das Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) mit
Unterstützung des alv und den Schulpflegen, sogenannte
«Informationsveranstaltungen» durch, um die Linientreue zu erreichen. Diesem in
einer Direktdemokratie äusserst fragwürdigen Vorgang wollen wir als Komitee
etwas entgegensetzen.
Deshalb
lancierten wir – nebst anderen Aktivitäten – eine Lehrerumfrage (siehe
Beilagen). Schliesslich sind es die Lehrpersonen, die tagtäglich mit den
laufenden Reformvorhaben konfrontiert sind und die den neuen Lehrplan, der
zahlreiche bereits laufende Schulreformen zementiert, in ihrem Schulalltag
umsetzen müssten.
Die
Mail-Adressen der Lehrpersonen beschafften wir auf legalem Weg übers Internet.
Das war zwar eine aufwendige Fleissarbeit, gewährt uns aber nun den autonomen
Zugang zur Lehrerschaft im Kanton.
Die Ergebnisse der Umfrage sind geradezu eine
Sensation!
An der
anonymen Umfrage nahmen über 1‘200 Lehrpersonen (von rund 6‘000
Angeschriebenen) teil. Es ist aber davon auszugehen, dass viele Lehrpersonen
nicht abstimmten, weil sie vom BKS und alv eingeschüchtert wurden. Beide haben
relativ schnell auf unsere Umfrage reagiert und davor gewarnt, an der
Abstimmung teilzunehmen.
Die
Auswertung erfolgte extern über ein Umfrage-Tool, welches von einem
Ostschweizer ETH-Studenten entwickelt und von ihm mit Server-Standort Schweiz
erfolgreich betrieben wird.
Kurz
zusammengefasst (siehe auch Detailauswertung nach Schulstufen in der Beilage)
lässt sich zu den Antworten der Lehrpersonen folgendes aussagen:
FRAGEN:
1.
Befürworten Sie, dass bereits auf der Primarstufe zwei Fremdsprachen (Franzö-
sisch und Englisch) unterrichtet werden?
Ergebnis:
Die Lehrpersonen sind mit 52.4% gegen eine zweite Fremdsprache auf der
Primarschulstufe. Nur 35.5% sind für zwei Fremdsprachen auf der Primarschulstufe.
2.
Befürworten Sie an der Oberstufe statt der Einzelfächer Geografie, Geschichte,
Biologie, Physik und Chemie die beiden Sammelfächer «Räume, Zeiten,
Gesellschaften» und «Natur und Technik»?
Ergebnis:
Die Lehrpersonen sind mit 58.3% gegen Sammelfächer auf der Oberstufe. Nur 27.8%
sind für Sammelfächer auf der Oberstufe.
3.
Befürworten Sie den zentralen Punkt des LP21, das «selbstorganisierte Lernen»,
welches Stoffauswahl und Lernprozesse (Stichwort Lernlandschaften) weitgehend
den Schülern überlässt?
Ergebnis:
Die Lehrpersonen sind mit 66.5% gegen das „selbstorganisierte Lernen“. Nur
21.3% sind für selbstorganisiertes Lernen.
4. Sind
Sie der Meinung, dass die Lehrerpersönlichkeit zentral ist für den Lernerfolg
in der Klasse und bei der Stoffvermittlung eine aktive Rolle spielen muss?
Ergebnis:
Die Lehrpersonen sind mit 88.8% dafür, dass die Lehrerpersönlichkeit zentral
ist für den Lernerfolg in der Klasse und bei der Stoffvermittlung eine aktive
Rolle spielen muss. Nur 5.5% sind gegen eine aktive Rolle der Lehrperson.
5.
Wollen Sie auch in Zukunft mit Jahreszielen arbeiten?
Ergebnis:
Die Lehrpersonen sind mit 67.3% dafür, auch in Zukunft mit Jahreszielen zu
arbeiten. Nur 13.7% sind gegen Jahresziele.
Ausser
der Frage 1 zielen alle Fragen auf zentrale Elemente des Lehrplans 21. Mit der
Annahme der Initiative «Ja zu einer guten Bildung – Nein zum Lehrplan 21»
könnte der LP 21 nicht eingeführt werden. Mit unserem Vorschlag eines neuen
Gesetzesparagraphen fordern wir anstatt der neuen Sammelfächer den Fächerkanon
(u.a. mit nur einer Fremdsprache auf der Primarschulstufe!) und anstatt Zyklen
klare Jahrgangsziele. In zentralen Begleitpapieren für den LP 21, erstellt und
abgesegnet durch die Eidgenössischen Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK), wird
zudem das «selbstorganisierte Lernen» propagiert und die Lehrperson als blosser
«Coach» abgewertet.
Fazit:
Eine Mehrheit der Lehrpersonen im Kanton Aargau unterstützt damit wesentliche
Teile unserer Initiative und stellt sich gegen den Lehrplan 21.
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