Als Präsidentin des
Aargauer Lehrerverbandes kämpfte Elisabeth Abbassi an vorderster Front gegen
den Bildungsabbau. Dass der Grosse Rat weitere Massnahmen ablehnt, ist in ihren
Augen auch das Verdienst der Protestbewegung.
Oberste Aargauer Lehrerin: "Kundgebung hat den Grossen Rat beeinflusst", Aargauer Zeitung, 30.11. von Christoph Zehnder
«Fast schon wie Weihnachten» war für Elisabeth
Abbassi, Präsidentin des Aargauer Lehrerverbandes (ALV), der Entscheid des
Grossen Rates, das Kantonsbudget nicht weiter auf Kosten der Bildung
aufzupolieren.
In
einer Marathon-Budgetdebatte hatte sich der Grosse Rat am Dienstag nämlich
gegen weitere Sparmassnahmen im Bildungsbereich ausgesprochen. Die Reduktion
von Stundentafel und Halbklassenunterricht wurde deutlich abgeschmettert und
für den gestalterischen Vorkurs gibt es eine Gnadenfrist.
Wirklich
überraschend kam diese Entwicklung für die oberste Lehrerin im Kanton
allerdings nicht: «Es hat sich abgezeichnet. Der Widerstand gegen die Reduktion
war im Volk extrem gross», sagt Elisabeth Abassi gegenüber Tele M1 und erinnert
auch an das Nein zur Streichung des Beurfswahljahres am vergangenen Sonntag.
Zur
Erinnerung: Aus Protest gegen den Bildungsabbau haben die Lehrer 50'000
Unterschriften gesammelt. An einer Kundgebung vor drei Wochen verschafften
verschafften rund 8000 von ihnen ihrem Unmut Luft.
Die
Wirkung dieser Lehrer-Demo auf den Entscheid der Grossräte schätzt Abbassi
als «recht gross» ein. «Wenn 8000 Leute vor dem Grossratsgebäude zeigen, dass
sie nicht einverstanden sind, kann man das nicht einfach übersehen.»
SVP fand Demo unnötig
Diese
Lorbeeren gesteht die SVP den Protestierenden nicht zu. Zwar habe es ein
grosses öffentliches Echo gegeben, findet Bildungsdirektor Alex Hürzeler.
Die Meinungsbildung habe aber in den Kommissionen stattgefunden. «Die Resultate
waren Regierung und Parlament seit Wochen bekannt. Die Demonstration hätte es
nicht gebraucht», so Hürzeler.
Das
findet auch SVP-Grossrätin Maya Meier und beschuldigt die Lehrer, hauptsächlich
die eigenen Interessen im Auge gehabt zu haben: «Das war eine rein
gewerkschaftlich orientierte Demo. Mit dem Wohl der Schüler hatte das nichts zu
tun, sondern mit höheren Löhnen für die Lehrer.»
Bildungsdirektor
Hürzeler erinnert zudem daran, dass durch die Ablehnung der Reduktionen die
Probleme nicht gelöst seien. «Das Parlament wird auf die Differenz eine Antwort
finden müssen. Wir sind gespannt.»
Bildung nicht unantastbar
Trotz
Grossratsentscheid ist die Schule kein Tabu wenn es ums Sparen geht. «Es gibt
im Bildungsbereich durchaus andere Positionen», hält Hürzeler fest. Das
Parlament werde nicht darum herumkommen, dort nach weiteren Sparmöglichkeiten
zu suchen.
Politexperte
Hans-Peter Widmer pflichtet ihm dem Bildungsdirektor bei. Denn der
Bildungsbereich werde sonst zum «geschützten Raum»: «Wenn man dort
nicht auch sinnvoll zu sparen versucht, kann man am Ende vielleicht
noch bei den Blumensträussen für Hundertjährige sparen.»
Wo
der Kanton noch weiter Sparen kann, entscheidet sich in der Fortsetzung der
Budget-Debatte am kommenden Dienstag. Der Bildungsbereich ist davon nicht mehr
betroffen. Übrigens ebensowenig wie die Jubiläumsblumensträusse – der Grosse
Rat hat auch diese Massnahme (Sparpotenzial: 10'000 Franken) abgelehnt.
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