21. Dezember 2016

1. April zu Weihnachten?

Eine St. Galler Schule sorgt mit einem neuen Bewertungssystem für Schüler über die Landesgrenzen hinaus für Aufsehen. Seit diesem Schuljahr erhalten die Drittklässler der Primarschule Rotmonten-Gerhalde keine Noten mehr, sondern Farben.
"Konstruktive, positive Feedbackkultur", Bild: zvg
St. Galler Schulversuch macht Schlagzeilen, Blick, 21.12. von Lea Hartmann
Lehrer vergeben Farben statt Noten, Spiegel, 20.12. von Verena Töpper


Hatte das Experiment erst lokal Schlagzeilen gemacht, berichtet nun mit «Spiegel.de» eines der grössten deutschen Nachrichtenportale über die neue Beurteilungspraxis. Auch ein deutsches Radio ist auf den neuen Schweizer Ansatz aufmerksam geworden. 
Er sei «sehr erstaunt» über das breite Echo, das die Entscheidung seiner Schule ausgelöst habe, sagt Schulleiter Marius Ettlinger. Allerdings hatte der neue Ansatz bereits bei den Eltern heftig zu reden gegeben – und für kritische Rückmeldungen gesorgt. Von «Kuschelpädagogik» war die Rede und einer «Verweichlichung» der Schüler.

Konstruktive Rückmeldung mit Farben statt Noten
Das Farbenkonzept basiert auf einem Beurteilungskonzept des Kantons und den neuen Beurteilungskriterien des Lehrplans 21, der die Kompetenzen von Schülern ins Zentrum stellt. Ein brauner Klecks auf einer Prüfung bedeutet an der St. Galler Schule demnach: «Das klappt noch nicht. Ich brauche noch Unterstützung.» Gelb steht für eine besonders gute Leistung. 

Die Farben orientieren sich an den Wachstumsstadien einer Sonnenblume, dahinter steht das Konzept einer konstruktiven, positiven Feedbackkultur. «Eigentlich geht es weniger um die Farben, als darum, dass wir den Schülern förderorientierte, differenzierte Rückmeldungen geben können», sagt Ettlinger. Nur im Zeugnis würden aufgrund kantonaler Vorgaben auch weiterhin Noten stehen.

Notenspektrum 1 bis 6 bleibt vorerst
Im Rahmen der Einführung des neuen Lehrplans hat der Kanton St. Gallen dieses Jahr auch über die Abschaffung der Noten 1 und 2 diskutiert. Eine Idee, die in der Vernehmlassung für harsche Kritik und eine Menge Fragen sorgte – auch bei den Lehrern. Der Erziehungsrat hat den Plan deshalb vorerst auf Eis gelegt. 
Die Schule Rotmonten-Gerhalde hat bereits das nächste Projekt im Blick. Bald sollen auch die Erst- und Zweitklässler bewertet werden. Aber natürlich nicht mit Noten – sondern mit einem Frosch, der eine Leiter hochklettert.


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