Eine St. Galler Schule sorgt mit
einem neuen Bewertungssystem für Schüler über die Landesgrenzen hinaus für
Aufsehen. Seit diesem Schuljahr erhalten die Drittklässler der
Primarschule Rotmonten-Gerhalde keine Noten mehr, sondern Farben.
"Konstruktive, positive Feedbackkultur", Bild: zvg
St. Galler Schulversuch macht Schlagzeilen, Blick, 21.12. von Lea Hartmann
Lehrer vergeben Farben statt Noten, Spiegel, 20.12. von Verena Töpper |
Hatte das Experiment erst lokal
Schlagzeilen gemacht, berichtet nun mit «Spiegel.de» eines
der grössten deutschen Nachrichtenportale über die neue Beurteilungspraxis.
Auch ein deutsches Radio ist
auf den neuen Schweizer Ansatz aufmerksam geworden.
Er sei «sehr erstaunt» über das
breite Echo, das die Entscheidung seiner Schule ausgelöst habe,
sagt Schulleiter Marius Ettlinger. Allerdings hatte der neue
Ansatz bereits bei den Eltern heftig zu reden gegeben – und für kritische
Rückmeldungen gesorgt. Von «Kuschelpädagogik» war die Rede und einer
«Verweichlichung» der Schüler.
Konstruktive
Rückmeldung mit Farben statt Noten
Das Farbenkonzept basiert auf
einem Beurteilungskonzept des Kantons und den neuen Beurteilungskriterien
des Lehrplans 21, der die Kompetenzen von Schülern ins Zentrum stellt. Ein
brauner Klecks auf einer Prüfung bedeutet an der St. Galler Schule
demnach: «Das klappt noch nicht. Ich brauche noch Unterstützung.» Gelb steht
für eine besonders gute Leistung.
Die Farben orientieren sich an den
Wachstumsstadien einer Sonnenblume, dahinter steht das Konzept einer
konstruktiven, positiven Feedbackkultur. «Eigentlich geht es weniger um
die Farben, als darum, dass wir den Schülern förderorientierte, differenzierte
Rückmeldungen geben können», sagt Ettlinger. Nur im Zeugnis würden aufgrund
kantonaler Vorgaben auch weiterhin Noten stehen.
Notenspektrum 1 bis
6 bleibt vorerst
Im Rahmen der Einführung des neuen
Lehrplans hat der Kanton St. Gallen dieses Jahr auch über die
Abschaffung der Noten 1 und 2 diskutiert. Eine Idee, die in der Vernehmlassung
für harsche Kritik und eine Menge Fragen sorgte – auch bei den Lehrern. Der
Erziehungsrat hat den Plan deshalb vorerst auf Eis gelegt.
Die Schule Rotmonten-Gerhalde hat
bereits das nächste Projekt im Blick. Bald sollen auch die Erst- und
Zweitklässler bewertet werden. Aber natürlich nicht mit Noten – sondern mit
einem Frosch, der eine Leiter hochklettert.
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