Kostenlose Smartphones, gratis Pausenmilch und gesponserte
Unterrichtsmaterialien: Immer mehr Verbände und Firmen drängen in die Schule.
Dieses Sponsoring ruft nach Ansicht des Lehrerverbandes nach Regeln. Nun hat er
einen Leitfaden vorgestellt.
Die öffentlich finanzierte Bildung müsse inhaltlich ausgewogen sein und
ohne Beeinflussung stattfinden, forderte der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer
Schweiz (LCH) anlässlich der Eröffnung der Swiss Education Days in Bern. Eltern
bräuchten die Gewissheit, dass ihre Kinder nicht einseitig beeinflusst oder mit
Werbung eingedeckt würden.
Sponsoring an Schulen: Ja, aber die Lehrer sagen wie, SRF Tagesschau, 8.11.
Datenschutz im Vordergrund
Als besonders heikel wertet der Verband das verdeckte «bezahlen» von
kostenlosen Angeboten, etwa durch die Nutzung persönlicher Daten, die Schüler
preisgeben. Daher spiele der Datenschutz eine zentrale Rolle im
Bildungssponsoring.
Nicht alle gesponserten Lernangebote seien problematisch. Es gebe viele
gute und innovative Schulprojekte, welche die wichtigsten Verhaltensregeln an
öffentlichen Schulen respektierten, schreibt der Lehrerverband in seiner
Mitteilung.
Sponsoren profitieren von Sparrunden
Grundsätzlich sieht der Verband aber die Gefahr, dass Organisationen auf
den Unterricht inhaltlich Einfluss nehmen. Die Abhängigkeiten würden durch
Sparrunden noch verstärkt. Je mehr öffentliche Schulen finanziell unter Druck
gerieten, desto eher seien sie bereit, kostenlose Angebote zu nutzen. Damit
steige die Gefahr der verdeckten und offenen Werbung im Unterricht. «Es gibt
Unternehmen, die in den Schulen Product Placement machen. Dagegen müssen wir
uns wehren», sagt Beat W. Zemp, Präsident des Lehrerverbandes.
In dem Leitfaden zeigt der Verband anhand von Fallbeispielen den
richtigen Umgang mit Sponsoring an Schulen auf. Darunter finden sich Themen wie
Sachspenden, kostenlose Smartphones für Klassen, Werbung an Schulen oder den
«Tag der Pausenmilch».
Microsoft, Swisscom und Co.
unterzeichnen Charta
Bereits tätig geworden sind 18 zivilgesellschaftliche Organisationen,
Stiftungen und Unternehmen. Sie haben am heutigen Dienstag eine Charta zum
Engagement von Privaten in der Bildung unterzeichnet. Unter den
Erstunterzeichnern befinden sich neben der Post und Swisscom auch Samsung und
Microsoft.
Mit der Charta verpflichten sie sich dazu, kantonale
Datenschutzregelungen einzuhalten und auf Produktwerbung zu verzichten. Eltern müssen
zudem vorgängig informiert werden, wenn ihrem Kind bestimmte kostenlose
Nahrungsmittel in der Schule abgegeben werden. Damit könnten sie deren Abgabe
verhindern.
Kantone in der Pflicht
In der Pflicht sieht der Lehrerverband aber auch die Kantone. Sie
müssten gemeinsame Vorstellungen entwickeln, wie das Sponsoring an Schulen
geregelt werden könnte.
Keinen Handlungsbedarf sieht vorerst der Westschweizer Lehrerverband
Syndicat des enseignants romands (SER). Man habe sich aus dem Projekt des LCH
zurückgezogen, hiess es auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Der Verband
werde aber in den nächsten Jahren ein ähnliches Projekt prüfen.
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