Baden bleibt nun einziger Standort einer "Regionalen Spezialklasse", Bild: Keystone
Viertelmillion für einen Schüler - Kanton streicht Spezialklasse, Aargauer Zeitung, 1.4.
Vor
rund dreieinhalb Jahren startete in Baden und Wohlen ein Pilotprojekt für
verhaltensauffällige Jugendliche. Aargauer Schülerinnen und Schüler,
die mit sich, der Klasse und/oder den Lehrpersonen zeitweilig nicht
zurechtkommen, besuchen hier regionale Spezialklassen (RSK). Durch eine
kurzfristige räumliche Trennung von ihren Klassen und Schulhäusern soll eine
Besserung der Situation erzielt werden.
Seit
dem Schuljahr 2014/15 sind diese nun fester Bestandteil
der Aargauer Volksschule. Im Sommer wird nun aber der Standort im
Chappelehof in Wohlen bereits wieder ersatzlos geschlossen, wie der
«Wohler Anzeiger» am Dienstag berichtete.
Erfolgreich, aber zu teuer
Grund
für die Schliessung sei nicht Qualität der regionalen Spezialklasse,
erklärt Christian Aeberli, Leiter Abteilung Volksschule beim Kanton.
Seit September 2011 besuchten insgesamt 28 Schülerinnen und Schüler die
RSK in Wohlen, wovon über 80 Prozent erfolgreich wieder in die Regelschule
integriert wurden.
Der
Departementsentscheid stützt sich vielmehr auf die Auslastung der RSK. Die
Schülerzahlen sanken stetig; nach den Frühlingsferien zählt die Wohler
Klasse nur noch einen Schüler – zu wenig.
Der Wohler
Schulleiter Rolf Stadler zeigt zwar Verständnis für die Konzentration des
Angebots auf den zentralen Standort Baden. Dennoch gibt er zu Bedenken,
dass die Distanz aus dem Oberfreiamt gross sei und sich auf die Nutzung
auswirken könnte.
Für
Thomas Leitch, Wohler SP-Grossrat und Präsident der Kommission für
Bildung, Kultur und Sport, kam die Schliessung plötzlich.
Seine Kommission war am Beschluss nicht beteiligt, jedoch habe man
aufgrund der geringen Belegung am Standort Wohlen bereits im September 2014
eine Verlegung an einen zentraleren Ort diskutiert.
Thomas Leitch sieht
im Departementsentscheid, der am Montag einzig auf dem Schulportal kommuniziert
wurde, eine Sparmassnahme. «Mit der Aufhebung des Standorts Wohlen werden
zwei Stellen und 250'000 Franken gestrichen.» Den beiden
Lehrpersonen wird gekündigt.
Unbeliebter Sparkurs
Trotz
Verständnis bedauert Rolf Stadler besonders den aktuellen Sparkurs im
Bildungsbereich: «Bei der Abstimmung Stärkung Schule Aargau waren einst vier Spezialklassen
geplant, zwei wurden eingeführt, jetzt gibt es noch eine.» Zudem würde auch bei
den Zusatzlektionen Abstriche gemacht.
Das
bezeichnet auch Bildungsexperte Thomas Leitch als «heikel». So sieht der
Grossrat für Zusatzlektion in sozial erheblich belasteten Schulen ab
2016/17 jährlich nur noch 17 Millionen Franken vor.
«Dies
obwohl der Regierungsrat in der Abstimmungsvorlage vorgeschlagen hatte, ab
dann jährlich 30 Millionen Franken einzusetzen», sagt Leitch.
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