Irgendwie
ist es nachvollziehbar, dass SP-Fraktionspräsidentin Miriam Locher undJungpolitiker Jan Kirchmayr frustriert sind. Ihre Bildungspolitik befindet sich
in einer Sackgasse und ein Ausweg muss her, notfalls auch mit Anschwärzen und
Verunglimpfen. Zu spüren bekommt das auch die Starke Schule Baselland
beziehungsweise ihre Vorstandsmitglieder, die hin und wieder auf eine etwas
hilflose Art schlechtgeredet werden.
Frustrierte SP schwärzt Starke Schule an, Basler Zeitung, 15.10. von Alina Isler
Der
erfolgreiche Reformstopp, den Regierungsrätin Monica Gschwind in den
vergangenen eineinhalb Jahren mit ihrer wohlüberlegten Strategie der
«Konsenssuche» realisieren konnte, ist bemerkenswert: Statt dem
Lehrplan 21 haben die Sekundarschulen einen brauchbaren Übergangslehrplan
mit einer neuen, leicht angepassten Stundentafel erhalten, was zu einer starken
Beruhigung an den Schulen führte. Zurzeit arbeitet die Bildungsdirektion an der
Ausarbeitung des neuen Lehrplans Volksschule Baselland, der frühestens ab Mitte
2018 in Kraft gesetzt werden soll und klar definierte Stoffinhalte und Themen
enthält.
Lehrplan 21 ein Risiko
Den
entsprechenden Auftrag erhielt die Bildungsdirektorin vom Landrat, der die
Motion Stufenlehrpläne mit transparentem Inhalt von Landrätin Regina
Werthmüller zur Umsetzung überwies. Die 3500 abstrakten, kaum umsetzbaren
Kompetenzbeschreibungen hingegen verlieren an Bedeutung. Im Gegenzug werden
Stoffinhalte und Themen im neuen Lehrplan Volksschule Baselland an Wichtigkeit
gewinnen.
Dass
den beiden SP-Politikern dieser Reformstopp und die kooperative und gute
Zusammenarbeit zwischen der Regierung und der Starken Schule sauer aufstösst,
liegt auf der Hand: Die immer klarer werdende Erkenntnis, dass ihre
SP-Bildungspolitik der letzten zehn Jahre gescheitert ist, schmerzt heftig. Zu
gerne würden die beiden an der Bildungsideologie festhalten, die nach der
Harmos-Abstimmung von der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) unter Ausschluss
der Öffentlichkeit ausgetüftelt wurde und mit dem kompetenzorientierten
Lehrplan 21 endete.
Die
Mehrheit der Lehrpersonen erachtet den Lehrplan 21 jedoch als kaum
umsetzbar: Er berge für die Schüler/-innen sogar ein erhebliches Risiko und
führe zu einem Bildungsabbau – so das Fazit der Pädagoginnen und
Pädagogen. Dies muss die SP-Spitze zur Kenntnis nehmen, wenn sie auch in
Bildungsfragen wieder ernst genommen werden möchte.
Urs Wüthrich blieb zu lange
Die
SP konnte die Bildungslandschaft unter der Führung von alt Regierungsrat Urs
Wüthrich während vielen Jahren nach ihrem Gutdünken formen. Mit
verhängnisvollen Folgen: Frust und Demotivation breiteten sich bei den
Lehrpersonen aus, die Unruhe an den Schulen wuchs und wuchs. Urs Wüthrich
geriet beim Lehrpersonal zunehmend ins Abseits.
Das
Fass zum Überlaufen brachten dann seine Sparvorschläge kurz vor seinem Abgang,
mit denen er den Lehrpersonen scheinbar nochmals so richtig eins auswischen
wollte: Mit der vorgeschlagenen Erhöhung der Pflichtstundenzahl für
Fachlehrpersonen, der Streichung der Altersentlastung sowie der Reduktion des
Freifachangebotes schürte er den Konflikt erneut und legte der neuen
Bildungsdirektorin ein richtig dickes Ei ins Nest.
Die
Parteileitung der SP Baselland hingegen hatte es verpasst, Regierungsrat Urs
Wüthrich frühzeitig zum Einsehen zu bewegen – ein verhängnisvoller Fehler,
der letztlich der SP den berechtigten und wichtigen Regierungsratssitz kostete.
Die Bevölkerung hatte schlichtweg genug von diesen unsäglichen
Bildungsreformen, die ohne Not die Schullandschaft verändern sollten. Immerhin
haben wir unseren Wohlstand der guten Schulbildung unserer Gesellschaft zu
verdanken. Das Urteil des Stimmvolkes war voraussehbar und klar: Ein Wechsel an
der Spitze der Bildungsdirektion musste her.
Zunehmend
zeigt sich, wie klug und wertvoll die Einsetzung der sogenannten
«Marschhaltgruppe» zu Beginn der Amtszeit der neuen Bildungsdirektorin war.
Praktisch alle wichti- gen Bildungsgruppen (Amt für Volksschule, Präsidium der
Schulleitungen, Bildungsrat, Amtliche Kantonalkonferenz, Starke Schule
Baselland, Lehrerverband, VPOD und so weiter) nahmen unter Leitung der
Bildungsdirektion an den Sitzungen teil. Die Lehrpersonen wurden erstmalig
wirklich umfassend angehört. Sie konnten in einer breit angelegten Umfrage ihre
Bedenken zu den Reformen äussern und diese wurden von der Bildungsdirektorin
ernst genommen.
Bei
den Lehrpersonen kehrte Ruhe ein – wissend, dass die Reformen überprüft und
gestoppt werden.
Alina
Isler ist Vorstandsmitglied Starke Schule Baselland und arbeitet seit drei Jahren
im Sekretariat der Starken Schule.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen