11. Juli 2016

Kantone haben Bildungshoheit und nicht der Bund

Der Bundesrat will den Deutschschweizern vorschreiben, dass sie Französisch in der Primarschule lehren müssen – und die Welschen Deutsch. Damit stilisiert Kulturminister Alain Berset die Fremdsprachenfrage unnötigerweise zu einer Grundsatzfrage hoch, an der angeblich der Zusammenhalt unseres Landes hängt. Das ist masslos übertrieben. Die Autobahn 1 und der Schnellzug von St. Gallen nach Genf sind wichtiger für die nationale Kohäsion als die Verteilung des Fremdsprachenunterrichts über die Schuljahre. Denn: Niemand in der Deutschschweiz will das Französisch aus den Schulen verbannen – selbst die Thurgauer nicht. Es ist unbestritten wertvoll, dass unsere Kinder eine zweite Landessprache lernen. Daran wollen auch die in einigen Kantonen eingereichten Initiativen nicht rütteln, die nun in Bundesbern für Hektik sorgen. Es geht lediglich darum, ob zwingend Französisch und Englisch schon auf Primarstufe unterrichtet werden müssen. Oder ob es nicht sinnvoller wäre, zuerst das eine intensiv zu lernen und dann das andere ebenso intensiv in der Oberstufe. Das ist eine rein pädagogische Diskussion, keine politische. Diese zu führen, ist Sache der Kantone. Sie haben die Bildungshoheit, nicht der Bund. 
Der Bundesrat lädt die Sprachenfrage unnötig auf, NZZaS, 10.7. von René Donzé

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