5. Juli 2016

Bildung Thurgau will neue Stundentafel

Die Abschaffung des Frühfranzösisch' hat zur Folge, dass die Thurgauer Schülerinnen und Schüler auf der Sekundarstufe mehr Französischlektionen haben. Statt wie bisher 10 Wochenlektionen werden es – über die drei Jahre gezählt – 14 Lektionen sein. So haben die Schüler am Ende der obligatorischen Schulzeit gleich viele Französischlektionen, wie sie es im alten Lehrplan hatten. Doch genau das stösst bei Parteien und Verbänden nun auf Kritik. Die Stundentafel im dritten Schulzyklus, also in der Oberstufe, sei überladen. Die Industrie- und Handelskammer Thurgau (IHK) fürchtet, dass die berufliche Orientierung zu kurz kommt und fordert darum das Frühfranzösisch zurück.
Verschiedene Verbände wünschen sich Frühfranz zurück, Bild: Gaetan Bally

IHK will Frühfranzösisch zurück, Thurgauerzeitung, 5.7. von Michèle Vaterlaus

Flexible Fächerwahl

In der Oberstufe müsse mehr Flexibilität im Stundenplan möglich sein, so die Begründung. Um im Thurgau trotz «Spätfranzösisch» bis Ende Schulzeit die gleichen Kompetenzen wie in den anderen Kantonen zu erreichen, müssen Wahlfächer im dritten Zyklus gekürzt werden, um dem Französisch Platz zu machen. Das sei für das duale Bildungssystem und für MINT, also die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, hinderlich, schreibt die IHK. Insbesondere bei den Wahlfächern könnten Schüler nämlich aufgrund ihrer persönlichen Neigungen und Begabungen Wege einschlagen, die berufsweisend sein könnten. Diese Flexibilität will auch die SVP wahren. Sie plädiert deshalb für weniger Französischlektionen in der Sekstufe. Der Unterricht soll aber nicht zurück auf die Primarstufe verschoben werden. Vielmehr rechnet die Partei damit, dass durch den intensiveren Fremdsprachenunterricht und durch die Kenntnisse der Methodik zum Lernen einer Fremdsprache durch das Frühenglisch, Synergieeffekte entstehen und deshalb Lektionen eingespart werden können. Die CVP ist zwar für die Abschaffung des Frühfranzösisch' in dem Sinne, wie es der neue Lehrplan vorsieht. Und die Partei ist auch der Meinung, dass die Lektionenzahl nicht gekürzt werden soll. Trotzdem will sie, dass für G-Klassen, also jene mit grundlegenden Anforderungen für leistungsschwächere Schüler, eine Anpassung in der Stundentafel möglich wird. Sprich: Die Reduktion der Lektionenzahl soll hier möglich sein, oder gewisse Fächer sollen abgewählt beziehungsweise ersetzt werden können. Der Thurgauer Gewerbeverband fordert keine Änderung. Dennoch äussert er sich dahingehend, dass der hohe Anteil an Französischunterricht zu Frustrationen führen könnte – bei Jugendlichen und Lehrkräften. «Die Schulen sind gefordert, hier mit guten Lösungen einer Schulunlust zu einem frühen Zeitpunkt entgegenzuwirken.»

Bildung Thurgau fordert, dass Frühfranzösisch unter bestimmten Umständen wieder eingeführt wird. Der Lehrerverband stört sich nämlich daran, dass die Sprache kostenneutral in die Sekstufe verschoben werden soll. Er befürchtet Kosteneinsparungen auf den Schultern der Lehrpersonen. Der Verband fordert deshalb, dass die nötigen Gelder für diese Verschiebung gesprochen werden. Sonst soll der parlamentarische Entscheid zur Abschaffung des Frühfranzösisch' rückgängig gemacht werden.

Neue Stundentafel gefordert

Der Verband lehnt die vorgeschlagene Gesamtverteilung der Lektionen in der Sekundarschule ab. Die Stundentafel sei zu sprachlastig, zu wenig Platz bekämen musische und praktisch ausgerichtete Fächer, so die Begründung. Die Lektionenzahl sei vor allem in der ersten Sek zu hoch. Bildung Thurgau will, dass eine neue Stundentafel für die Sek erarbeitet wird.


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