Die Abschaffung des Frühfranzösisch'
hat zur Folge, dass die Thurgauer Schülerinnen und Schüler auf der
Sekundarstufe mehr Französischlektionen haben. Statt wie bisher 10
Wochenlektionen werden es – über die drei Jahre gezählt – 14 Lektionen sein. So
haben die Schüler am Ende der obligatorischen Schulzeit gleich viele
Französischlektionen, wie sie es im alten Lehrplan hatten. Doch genau das
stösst bei Parteien und Verbänden nun auf Kritik. Die Stundentafel im dritten
Schulzyklus, also in der Oberstufe, sei überladen. Die Industrie- und
Handelskammer Thurgau (IHK) fürchtet, dass die berufliche Orientierung zu kurz
kommt und fordert darum das Frühfranzösisch zurück.
Verschiedene Verbände wünschen sich Frühfranz zurück, Bild: Gaetan Bally
IHK will Frühfranzösisch zurück, Thurgauerzeitung, 5.7. von Michèle Vaterlaus
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Flexible Fächerwahl
In der
Oberstufe müsse mehr Flexibilität im Stundenplan möglich sein, so die
Begründung. Um im Thurgau trotz «Spätfranzösisch» bis Ende Schulzeit die
gleichen Kompetenzen wie in den anderen Kantonen zu erreichen, müssen
Wahlfächer im dritten Zyklus gekürzt werden, um dem Französisch Platz zu
machen. Das sei für das duale Bildungssystem und für MINT, also die Fächer
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, hinderlich, schreibt die
IHK. Insbesondere bei den Wahlfächern könnten Schüler nämlich aufgrund ihrer
persönlichen Neigungen und Begabungen Wege einschlagen, die berufsweisend sein
könnten. Diese Flexibilität will auch die SVP wahren. Sie plädiert deshalb für
weniger Französischlektionen in der Sekstufe. Der Unterricht soll aber nicht
zurück auf die Primarstufe verschoben werden. Vielmehr rechnet die Partei
damit, dass durch den intensiveren Fremdsprachenunterricht und durch die
Kenntnisse der Methodik zum Lernen einer Fremdsprache durch das Frühenglisch,
Synergieeffekte entstehen und deshalb Lektionen eingespart werden können. Die
CVP ist zwar für die Abschaffung des Frühfranzösisch' in dem Sinne, wie es der
neue Lehrplan vorsieht. Und die Partei ist auch der Meinung, dass die
Lektionenzahl nicht gekürzt werden soll. Trotzdem will sie, dass für G-Klassen,
also jene mit grundlegenden Anforderungen für leistungsschwächere Schüler, eine
Anpassung in der Stundentafel möglich wird. Sprich: Die Reduktion der
Lektionenzahl soll hier möglich sein, oder gewisse Fächer sollen abgewählt
beziehungsweise ersetzt werden können. Der Thurgauer Gewerbeverband fordert
keine Änderung. Dennoch äussert er sich dahingehend, dass der hohe Anteil an
Französischunterricht zu Frustrationen führen könnte – bei Jugendlichen und
Lehrkräften. «Die Schulen sind gefordert, hier mit guten Lösungen einer
Schulunlust zu einem frühen Zeitpunkt entgegenzuwirken.»
Bildung Thurgau fordert, dass
Frühfranzösisch unter bestimmten Umständen wieder eingeführt wird. Der
Lehrerverband stört sich nämlich daran, dass die Sprache kostenneutral in die
Sekstufe verschoben werden soll. Er befürchtet Kosteneinsparungen auf den
Schultern der Lehrpersonen. Der Verband fordert deshalb, dass die nötigen
Gelder für diese Verschiebung gesprochen werden. Sonst soll der
parlamentarische Entscheid zur Abschaffung des Frühfranzösisch' rückgängig
gemacht werden.
Neue Stundentafel gefordert
Der Verband
lehnt die vorgeschlagene Gesamtverteilung der Lektionen in der Sekundarschule
ab. Die Stundentafel sei zu sprachlastig, zu wenig Platz bekämen musische und
praktisch ausgerichtete Fächer, so die Begründung. Die Lektionenzahl sei vor
allem in der ersten Sek zu hoch. Bildung Thurgau will, dass eine neue
Stundentafel für die Sek erarbeitet wird.
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