Dies ist eine Reaktion auf Ihren Artikel „Die Vermessung derBildung“, der in der heutigen Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung erschienen ist.
Ich glaube, meine beinahe dreissigjährige Tätigkeit in der Altersforschung zum
Zweitspracherwerb befähigt mich, zu Ihren Aussagen und Beschreibungen Stellung
zu beziehen.
Leserbrief NZZ, 29.6. von David Singleton
Zuerst einmal möchte ich
betonen, dass in der psycholinguistischen und neurolinguistischen Forschung
seit Jahrzehnten keine fundierten Erkenntnisse existieren, welche auf
langfristige Erfolge beim frühen Fremdsprachenlernen hinweisen. Ganz im
Gegenteil schneiden spätere Lernende auf lange Sicht gesehen konstant gleich
gut ab, und zwar in Bezug auf Lerngeschwindigkeit wie auch in Bezug auf
Endstand (auf die vielen Gründe dafür kann ich hier aus Platzgründen nicht
eingehen). Dementsprechend decken sich Dr. Pfenningers Ergebnisse zu 100% mit
denjenigen anderer grosser europäischer Studien.
Was die Qualität von Dr.Pfenningers Arbeit anbelangt: Es sollte hier doch angefügt werden, dass die
Gruppe von „Experten“, die Sie im Artikel erwähnen, in keiner Weise auf Dr.
Pfenningers Langzeitstudie Bezug genommen hat, deren Datenerhebung notabene
erst 2015 abgeschlossen wurde (also 1.5 Jahre nach der Datenerhebung der
dänischen CORECHED-Studie). Die Autoren dieser Studie beziehen sich lediglich
auf zwei „Snapshot“-Artikel, welche zwar ebenfalls in angesehen
Mehrsprachigkeitszeitschriften erscheinen sind und auf grosse internationale
Resonanz gestossen sind, aber keine direkte Relevanz zur Langzeitstudie und der
darin behandelnden Themen haben. In Forschungskreisen herrscht allgemeine
Einigkeit darüber, dass Pfenningers Langzeitstudie inhaltlich und
methodologisch einwandfrei und von exzellenter Qualität ist.
Die
Aarhaus-"Studie" kommt übrigens zu folgendem Schluss:
“Findings from the studies included in the theme “Impact of age/early introduction to foreign language instruction in school" seem to indicate that late starters in most cases outperform early starters in regards to third language proficiency when the amount of instruction time is held constant. This gap does not appear to close within the short/medium term,although it might disappear in the long term.” (152-153).
“Findings from the studies included in the theme “Impact of age/early introduction to foreign language instruction in school" seem to indicate that late starters in most cases outperform early starters in regards to third language proficiency when the amount of instruction time is held constant. This gap does not appear to close within the short/medium term,although it might disappear in the long term.” (152-153).
Dr. PfenningersKommentar am Schluss («Wir brauchen endlich eine sachliche und keine
ideologische Debatte über das Thema») können wir als Forscher mit allem Nachdruck
unterstützen. Es ist unerlässlich, einen sachlichen Dialog zu führen und
wichtige Forschungsergebnisse nicht einfach mit unqualifizierten Kommentaren
abzutun.
Prof.
Dr. David Singleton, Fellow Emeritus, Trinity College, University of Dublin
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