Mit
längst überholten Theorien über das Fremdsprachenlernen versuchen
Bildungspolitiker das sprachliche Kurzfutterkonzept der Primarschule zu retten.
Doch das Festklammern an einem gescheiterten Konzept führt bei der Umsetzung
des neuen Lehrplans zu überladenen Lektionentafeln und verhindert vernünftige
Lösungen.
Für zwei Fremdsprachen fehlt der Platz, Tages Anzeiger, 1.6., Leserbrief von Hanspeter Amstutz
An
der Tatsache, dass es in der Mittelstufe für einen intensiven Unterricht in Englisch und Französisch einfach
keinen Platz hat, kommt man nicht vorbei. Mit der Einführung von Medienkunde
und Informatik und dem Ausbau des Bereichs Natur und Technik soll die
Primarschule einen grossen Schritt in die Moderne machen. Gleichzeitig wird
aber eisern am doppelten Sprachenlernen festgehalten. Ungeachtet der Obergrenze
bei der Lektionenzahl wird gar noch eine zusätzliche Lektion Französisch
festgeschrieben.
Diese
Rechnung kann nie aufgehen, da durch die Erhöhung der Lektionenzahl erhebliche
Mehrkosten entstehen. Zur finanziellen
Kompensation wird der enorm wichtige Halbklassenunterricht gekürzt und gewisse
Leistungen auf die Gemeinden überwälzt. Damit rücken die versprochenen besseren
Rahmenbedingungen für intensives Sprachenlernen in weite Ferne. Statt den oft masslosen Erwartungsdruck
durch ein schülergerechtes Bildungskonzept etwas abzubauen, wird noch mehr
versprochen.
Die
Primarschule soll sich auf ihre pädagogischen Kernaufgaben besinnen, die weit
mehr umfassen als das Lernen zweier Fremdsprachen. Viele Kinder würden lieber in
einem Fach mit naturkundlichen oder technischen Aufgabenstellungen richtig
gefördert werden als die Frösche und Kaulquappen auf Englisch zu benennen.
Hören
wir endlich auf, das frühe doppelte Sprachenlernen als grosse Bildungschance zu
bezeichnen. Gut Deutsch lernen, den Einstieg in naturwissenschaftliche Fächer
mit kindgerechtem Unterricht erfolgreich gestalten, die Informatik sorgfältig
einführen und die musischen und handwerklichen Fächer als pädagogische
Bereicherung sehen, all das bringt auf der Mittelstufe weit mehr. Hoffen wir,
dass sich die pädagogische Vernunft durchsetzt.
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