8. Juni 2016

Neue Studie zeigt Wirkung des Frühenglischen

Die Pädagogische Hochschule Thurgau (PHTG) hat im Auftrag des Amtes für Volksschule den Englischunterricht im Kanton Thurgau ausgewertet. Der Schlussbericht liegt nun vor. Die Ergebnisse zeigen: Die Thurgauer Schüler sind besser geworden im Englisch. Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen das neue Sprachlernparadigma, zum anderen die Einführung des Frühenglisch. «Beide Aspekte gemeinsam haben ihre Wirkung gezeigt», sagt Peter Steidinger, Co-Autor der Studie.
Schüler lernen besser Englisch, St. Galler Tagblatt, 8.6. von Michèle Vaterlaus
Entwicklungen im Fach Englisch auf der Sekundarstufe I nach der Einführung des Englischunterrichts an der Primarschule des Kantons Thurgau, Schlussbericht der Evaluation, Peter Steidinger und Margarida Marques Pereira, Januar 2016 


Seit August 2009 werden die Schülerinnen und Schüler ab der dritten Primarklasse in Englisch unterrichtet. Seit 2013 wird zudem nach einem neuen Sprachlernparadigma unterrichtet, das den Sprachgebrauch in den Vordergrund stellt. «Es wurde also ein ganzes Paket eingeführt und getestet», sagt Steidinger. Die PHTG hat zwei Erhebungen durchgeführt, eine im Jahr 2013 und eine im Jahr 2015. Dabei wurden die Englisch-Leistungen von zwei Testgruppen, sogenannten Kohorten, untersucht, damit die Englischkenntnisse von Achtklässlern mit und von Achtklässlern ohne Frühenglisch verglichen werden konnten.

Die erste Kohorte war eine Gruppe von Schülern am Ende der sechsten Klasse, die bereits Frühenglisch hatte. Die Gruppe wurde im Jahr 2013 und im Jahr 2015 getestet. Eine zweite Kohorte war eine Gruppe von Achtklässlern, die 2013 getestet wurde. Diese hatten kein Primarschulenglisch und dienten dem Vergleich. Die Gruppe mit Frühenglisch wurde zudem nach dem neuen Sprachlernparadigma unterrichtet. In der Studie wurden die Schreib- und Sprechkompetenzen, die sogenannte Sprachproduktion untersucht. Zudem wurden das Hörverstehen und das Leseverstehen bei beiden Gruppen analysiert.

Unterschiedliche Studien

Über alle Tests hinweg zeigt sich, dass die Schüler der ersten Kohorte über alle getesteten Bereiche die besseren Leistungen zeigen, als jene der zweiten Kohorte. So resümieren die Autoren Peter Steidinger und Margarida Marques Pereira die Ergebnisse der Studie. «Es gibt Indizien, dass beide Aspekte, sowohl Frühenglisch als auch das neue Sprachlernparadigma, Wirkung gezeigt haben», sagt Steidinger. «Doch es ist nicht exakt bestimmbar, wie stark die einzelnen Faktoren gewirkt haben.»

Die Resultate von anderen Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass Fremdsprachenunterricht auf der Primarschule nichts nützt. Eine vielbeachtete Studie, die eben dies besagt, stammt von der Zürcher Linguistin Simone Pfenninger. Steidinger kennt diese Untersuchungen. «Wir haben in unserer Studie natürlich verschiedene Quellen zu Rate gezogen», sagt er. Darunter sind aber auch solche Studien, die zeigen würden, dass sich Frühenglisch langfristig ausbezahlt. Und zwar dann, wenn der Fremdsprachenunterricht nach der Primarschule und der Sekundarstufe I konsequent – dem neuen Sprachlernansatz entsprechend – weitergezogen wird. Konsequent weiterziehen bedeute, dass auch nach der obligatorischen Schulzeit Unterricht stattfinde, beispielsweise in der Lehre oder an der Kantonsschule.

Die PHTG habe zwar nur den Englischunterricht untersucht, grundsätzlich sei die Studie aber auf andere Fremdsprachen übertragbar – also auch auf das Französisch. Angesprochen darauf, ob es denn aus dieser Sicht ein Fehler war, das Frühfranzösisch im Thurgau abzuschaffen, erklärt Steidinger: «Beginnt der Unterricht erst auf Sekundarstufe I und wird dafür intensiviert, dann ist bei den 18- bis 20-Jährigen nicht zwingend ein Unterschied in der Sprachkompetenz zu erwarten.»

Weitere Studie wäre teuer

Um dies aber für den Englischunterricht zu überprüfen, müsste man die Kenntnisse der 18- bis 20-Jährigen untersuchen. Eine solche Studie wäre aber aufwendig und damit teuer.


1 Kommentar:

  1. Die Studie vergleicht zwei Schülergruppen. Eine Schülergruppe hat 4 Jahre Englischunterricht mehr als die andere. Das Resultat: Die Schülergruppe mit zusätzlichen 4 Jahren Englischunterricht zeigt die besseren Leistungen.

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