Die Pädagogische
Hochschule Thurgau (PHTG) hat im Auftrag des Amtes für Volksschule den
Englischunterricht im Kanton Thurgau ausgewertet. Der Schlussbericht liegt nun
vor. Die Ergebnisse zeigen: Die Thurgauer Schüler sind besser geworden im
Englisch. Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen das neue Sprachlernparadigma,
zum anderen die Einführung des Frühenglisch. «Beide Aspekte gemeinsam haben
ihre Wirkung gezeigt», sagt Peter Steidinger, Co-Autor der Studie.
Schüler lernen besser Englisch, St. Galler Tagblatt, 8.6. von Michèle Vaterlaus
Entwicklungen im Fach Englisch auf der Sekundarstufe I nach der Einführung des Englischunterrichts an der Primarschule des Kantons Thurgau, Schlussbericht der Evaluation, Peter Steidinger und Margarida Marques Pereira, Januar 2016
Seit August 2009 werden die Schülerinnen und Schüler ab der dritten Primarklasse in Englisch unterrichtet. Seit 2013 wird zudem nach einem neuen Sprachlernparadigma unterrichtet, das den Sprachgebrauch in den Vordergrund stellt. «Es wurde also ein ganzes Paket eingeführt und getestet», sagt Steidinger. Die PHTG hat zwei Erhebungen durchgeführt, eine im Jahr 2013 und eine im Jahr 2015. Dabei wurden die Englisch-Leistungen von zwei Testgruppen, sogenannten Kohorten, untersucht, damit die Englischkenntnisse von Achtklässlern mit und von Achtklässlern ohne Frühenglisch verglichen werden konnten.
Die
erste Kohorte war eine Gruppe von Schülern am Ende der sechsten Klasse, die
bereits Frühenglisch hatte. Die Gruppe wurde im Jahr 2013 und im Jahr 2015
getestet. Eine zweite Kohorte war eine Gruppe von Achtklässlern, die 2013
getestet wurde. Diese hatten kein Primarschulenglisch und dienten dem
Vergleich. Die Gruppe mit Frühenglisch wurde zudem nach dem neuen
Sprachlernparadigma unterrichtet. In der Studie wurden die Schreib- und
Sprechkompetenzen, die sogenannte Sprachproduktion untersucht. Zudem wurden das
Hörverstehen und das Leseverstehen bei beiden Gruppen analysiert.
Unterschiedliche Studien
Über
alle Tests hinweg zeigt sich, dass die Schüler der ersten Kohorte über alle
getesteten Bereiche die besseren Leistungen zeigen, als jene der zweiten
Kohorte. So resümieren die Autoren Peter Steidinger und Margarida Marques
Pereira die Ergebnisse der Studie. «Es gibt Indizien, dass beide Aspekte,
sowohl Frühenglisch als auch das neue Sprachlernparadigma, Wirkung gezeigt haben»,
sagt Steidinger. «Doch es ist nicht exakt bestimmbar, wie stark die einzelnen
Faktoren gewirkt haben.»
Die
Resultate von anderen Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass
Fremdsprachenunterricht auf der Primarschule nichts nützt. Eine vielbeachtete
Studie, die eben dies besagt, stammt von der Zürcher Linguistin Simone
Pfenninger. Steidinger kennt diese Untersuchungen. «Wir haben in unserer Studie
natürlich verschiedene Quellen zu Rate gezogen», sagt er. Darunter sind aber
auch solche Studien, die zeigen würden, dass sich Frühenglisch langfristig
ausbezahlt. Und zwar dann, wenn der Fremdsprachenunterricht nach der
Primarschule und der Sekundarstufe I konsequent – dem neuen Sprachlernansatz
entsprechend – weitergezogen wird. Konsequent weiterziehen bedeute, dass auch
nach der obligatorischen Schulzeit Unterricht stattfinde, beispielsweise in der
Lehre oder an der Kantonsschule.
Die
PHTG habe zwar nur den Englischunterricht untersucht, grundsätzlich sei die
Studie aber auf andere Fremdsprachen übertragbar – also auch auf das
Französisch. Angesprochen darauf, ob es denn aus dieser Sicht ein Fehler war,
das Frühfranzösisch im Thurgau abzuschaffen, erklärt Steidinger: «Beginnt der
Unterricht erst auf Sekundarstufe I und wird dafür intensiviert, dann ist bei den
18- bis 20-Jährigen nicht zwingend ein Unterschied in der Sprachkompetenz zu
erwarten.»
Weitere Studie wäre teuer
Um
dies aber für den Englischunterricht zu überprüfen, müsste man die Kenntnisse
der 18- bis 20-Jährigen untersuchen. Eine solche Studie wäre aber aufwendig und
damit teuer.
Die Studie vergleicht zwei Schülergruppen. Eine Schülergruppe hat 4 Jahre Englischunterricht mehr als die andere. Das Resultat: Die Schülergruppe mit zusätzlichen 4 Jahren Englischunterricht zeigt die besseren Leistungen.
AntwortenLöschen