Der
Thurgauer Grosse Rat hat am Mittwoch die Volksinitiative "Ja zu einer
guten Thurgauer Volksschule" beraten. Sie verlangt unter anderem, dass
künftig das Parlament den Lehrplan genehmigen muss. Nach längeren Diskussionen
wurde die Initiative mit 97 gegen 22 Stimmen abgelehnt.
Grosser Rat lehnt Volksinitiative gegen Lehrplan 21 ab, sda, 15.6.
Die
Volksinitiative "Ja zu einer guten Thurgauer Volksschule" verlangt
konkrete Änderungen im aktuellen Lehrplan, die innerhalb von zwei Jahren
umgesetzt werden müssten: So sollen darin neu Lesen, Schreiben, Rechnen sowie
"eine positive Arbeitshaltung" als elementare Ziele festgeschrieben
werden. Künftig müssten die Lehrpläne durch den Grossen Rat genehmigt und einem
fakultativen Referendum unterstellt werden.
Die
Thurgauer Regierung hatte die Gültigkeit der Initiative in Frage gestellt. Sie
bemängelte, dass sich die Forderungen rückwirkend auf den aktuellen Lehrplan
auswirken würden. Den "nachträglichen Entzug von Kompetenzen"
betrachtete sie als "heikel". Die Initiative sei zwar aus
inhaltlicher Sicht als problematisch einzustufen, solle aber trotzdem für
gültig erklärt werden, lautete die Schlussfolgerung der Regierung.
Gültigkeit
unbestritten
Die
Gültigkeit wurde am Mittwoch im Grossen Rat nicht bestritten und mit 111:2
Stimmen bestätigt. Man wünsche die Abstimmung, damit nachher wieder Ruhe
einkehre, erklärte etwa der Sprecher der FDP-Fraktion.
Die
Regierung hatte die Initiative zur Ablehnung empfohlen, weil sie
"systemfremd und nicht zweckmässig" sei. Die Ausarbeitung eines
Lehrplans würde sich damit massiv verkomplizieren, argumentierte sie. Die
vorberatende Kommission wies die Initiative mit neun gegen fünf Stimmen zurück.
Deutliche
Ablehnung
In der
Debatte lehnten die meisten Fraktionen die Initiative klar ab. Bei der SVP
waren zwei Dritteln der Fraktionsstimmen dagegen. Entscheidend für die Schule
seien die Lehrerinnen und Lehrer - und nicht der Lehrplan, der nur das
Grundgerüst bilde, hiess es von der CVP/EVP-Fraktion. Bei den von den
Initianten geforderten Zielen komme ihm die Dorfschule von früher in den Sinn,
erklärte etwa der Sprecher der Grünen Partei.
Reto
Lagler (CVP, Ermatingen) wehrte sich für die Initiative. Er plädierte dafür, dass
der Kantonsrat über den Lehrplan beraten und bestimmen solle. Die Ziele und
Inhalte sollten in Augenhöhe mit den Bürgerinnen und Bürgern ausgehandelt
werden, forderte er. Bei der Beratung gab es zwar einzelne kritische Voten zum
Lehrplan 21. Schliesslich sprach sich aber nur die EDU-Fraktion geschlossen für
die Initiative aus.
Regierungsrätin
Monika Knill betonte, es gebe immer kritische Stimmen gegen die Volksschule.
Hier gehe es aber um den Lehrplan, nicht um andere Themen. In der
Schlussabstimmung lehnte der Grosse Rat die Volksinitiative "Ja zu einer
guten Thurgauer Volksschule" mit 97 gegen 22 Stimmen ab.
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