3. April 2016

Problem ist die Lernmethode

Endlich bestätigen Studien, was viele Eltern schon seit Jahren predigen: Die neue Sprachendidaktik, welche ab der 3. Klasse angewendet wird, taugt nichts. Das Problem ist nicht das Frühfranzösisch an sich und auch nicht die zweite Fremdsprache ab der 5. Klasse. Das Problem ist die Lernmethode. Besonders untauglich ist das System «Mille feuilles». «C’est traumatiser les enfants», meinte eine französischsprachige Bekannte, als sie einen Blick in dieses Lehrmittel warf. Keine klare Struktur, kein klarer Sprachaufbau, wenig Grammatik, weltfremder Wortschatz, viel zu komplizierte Texte, teilweise «bireweiche» Projekte und Aufgaben. 
Leserbrief, Basler Zeitung, 2.4. von Susanne Stettler


Mir tun aber nicht nur die Kinder leid, sondern auch die Lehrkräfte, die mit «Mille feuilles» arbeiten müssen. Sie haben einen gigantischen Aufwand, damit sie überhaupt Französisch unterrichten dürfen, und bekommen dann die ganze Kritik und den ganzen Frust ab, die sich ­eigentlich an die Adresse der «Mille feuilles»-Erfinder und -Abnicker richten.

Als Eltern hat man keine Ahnung, was die Kinder können müssen, auch wenn man sich noch so bemüht, es herauszufinden. Dabei müsste ein Sprachlehrmittel eigentlich selbsterklärend sein. Ist es das nicht, ist dies eine Bankrotterklärung. Wer sachlich und argumentativ Kritikpunkte und Schwächen von «Mille feuilles» zusammenträgt und diese bei den verantwortlichen Stellen – und damit sind weder Lehrer/-innen noch Schulleiter/-innen gemeint – anbringt, wird mit der Begründung abgespeist, er habe das System nicht verstanden. Doch auch Lehrern ergeht es nicht besser: Im Kanton Solothurn haben Sekundarlehrer bei der kantonalen Erziehungsdirektion ihr Befremden über die kläglichen Französischkenntnisse der Primarschulabgänger deponiert. Und was passierte? Man wertete dies nicht als Alarmzeichen und ging der Ursache dieses Phänomens nach. Nein, man rüffelte die Sekundarlehrer und verbot ihnen weitere Proteste.


In der neuen Fremdsprachen­didaktik läuft also so ziemlich alles falsch. Doch leider scheint niemand den Mut zu haben, diesen Wahnsinn zu stoppen. Denn dann müsste man erstens zugeben, Fehler gemacht, und zweitens eingestehen, einen riesigen Millionenbetrag in den Sand gesetzt zu haben. Davon, was «Mille feuilles» bei den Schulkindern anrichtet, sprechen wir da noch nicht einmal.

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