Neben dem Streichen des Primarfranzösisch weist der Thurgauer Lehrplan 21 noch weitere Spezialitäten auf: Neu gehört das Thurgauerlied zum obligatorischen Schulstoff. Der neue Lehrplan bringt der Oberstufe insgesamt mehr Wochenlektionen.
Grosses Medieninteresse in Frauenfeld anlässlich der Medienkonferenz zum neuen Lehrplan, Bild: Reto Martin
Thurgauerlied steht im Lehrplan, Thurgauer Zeitung, 2.4. von Michèle Vaterlaus
Das Medieninteresse war gross: Radio-und Fernsehvertreter aus der ganzen
Schweiz waren gestern im Regierungsgebäude des Kantons Thurgau. Doch was
Regierungsrätin Monika Knill zu sagen hatte, war eigentlich nichts Neues: Das
Französisch auf Primarstufe wird aus dem Thurgauer Lehrplan gekippt. Das hat
der Grosse Rat bereits im August 2014 beschlossen. Nun wird dieser Entscheid
mit dem neuen Lehrplan 21 – der im Thurgau Lehrplan Volksschule Thurgau heisst
– umgesetzt.
Gestern haben Monika Knill, Beat Brüllmann, Chef des Amtes für
Volksschule, und Sandra Bachmann, Gesamtprojektleiterin des Lehrplans
Volksschule Thurgau, den neuen Lehrplan vorgestellt.
14 statt 10 Lektionen
Erstmals wurde konkret ausformuliert, wie sich die Lektionenzahl des
Französischunterrichts in Zukunft gestaltet. Die Abschaffung des
Frühfranzösisch' hat zur Folge, dass die Thurgauer Schülerinnen und Schüler in
der Stufe Sek I mehr Französischlektionen haben. Statt wie bisher 10
Wochenlektionen werden es – zusammengezählt über die drei Jahre – 14 Lektionen
sein. So haben die Schüler am Schluss der obligatorischen Schulzeit gleich
viele Französischlektionen, wie sie es im alten Lehrplan hatten. Damit
verstosse der Thurgau nicht gegen den Sprachenkompromiss aus dem Jahr 2006, wie
Monika Knill sagt (siehe Text unten). «Bereits der Begriff Kompromiss
beinhaltet ja, dass der Vielfalt der Kantone Rechnung getragen wird.
Verschiedene Wege führen zum Ziel. Wir wählen einen anderen Weg als die meisten
Kantone.» Sie betont, dass der Kompromiss keine gesetzliche Vorgabe sei. «Er
steht daher nicht über einem Entscheid des Grossen Rates.» Und dieser hat 2014
entschieden, das Frühfranzösisch abzuschaffen.
Die Thurgauer Schüler haben in der Oberstufe nicht nur wegen der
Französischlektionen mehr Unterricht. Über die drei Jahre gesehen haben sie 106
Lektionen pro Woche statt wie bisher 98. Das kommt daher, dass unter anderem
künftig auch die Fächer «Medien und Informatik» und «berufliche Orientierung»
auf der Stundentafel stehen. Damit reagiere man auf Ansprüche der heutigen
Zeit. Genau gleich wie bisher bleibt die Lektionenzahl in der Primarschule
gleich.
Etwas Besonderes beinhaltet dort der Lehrplan zum Musikunterricht. Die
Schüler müssen das Thurgauerlied lernen. Das ist eine der Anpassungen, die
Thurgau-spezifisch sind. Begründet wird dies in der Medienmitteilung des
Kantons damit, dass die musikalische Förderung im Thurgau eine grosse Bedeutung
geniesst. Lerninhalte mit Bezug zum Thurgau gibt es aber noch andere,
beispielsweise zu Überschwemmungen der Thur oder zum Verhalten beim Schwimmen
in der Thur. Neu im Lehrplan sind übrigens auch Basisanforderungen im
Schwimmen, die vermittelt werden müssen. Deren Erarbeitung sei auch an Schulen
möglich, die nicht regelmässig ein Hallen- oder Freibad nutzen können.
Viel Übereinstimmung
Bei der Vorstellung betonte Sandra Bachmann, dass der Thurgauer Lehrplan
zu 98 Prozent mit der Vorlage des Lehrplans 21 übereinstimme. Monika Knill
betonte, dass das Lesen, Schreiben und Rechnen weiterhin Priorität haben und
auch der Lehrer als Erfolgsfaktor weiterhin zentral ist.
Beat Brüllmann erläuterte die nächsten Schritte: Der Lehrplan geht nun
in Vernehmlassung. Diese dauert bis zum 30. Juni. Im kommenden Herbst will der
Regierungsrat den Lehrplan erlassen. Inkrafttreten wird er im August 2017. Das
Frühfranzösisch wird es jedoch erst ab August 2018 nicht mehr geben. Der Grund
ist der Übergang von einzelnen Klassen vom alten zum neuen Lehrplan.
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