8. März 2016

Zürcher Ratlosigkeit bei Mint-Förderung

«Wenn es um das Langgymnasium geht, rauchen im Kanton Zürich schnell die Köpfe», hat Moritz Spillmann (sp., Ottenbach) am Anfang der Kantonsratsdebatte über die Einführung einesmathematisch-naturwissenschaftlichen Profils für die ersten zwei Klassenfestgestellt. Als Präsident der vorbereitenden Kommission für Bildung und Kultur (KBIK) hat er einschlägige Erfahrung. Es ging zwar nur um die Abschreibung eines Postulats von EDU, SP und SVP aus dem Jahr 2011. Eine intensive Debatte löste aber auch am Montag die Art aus, wie die Regierung den Wünschen der Postulanten nachzukommen gedachte: Statt das Profil generell einzuführen, schlug sie vor, es vorläufig bei einem Versuch an einer einzigen Schule - interessiert ist das Zürcher Rämibühl - zu belassen.
Kein Gymi nur für Mathe-Genies, NZZ, 8.3. von Walter Bernet

Damit waren die Postulanten und ihre Fraktionen nicht einverstanden. Beim Vorschlag der Regierung handle es sich um ein Projekt der Begabtenförderung, nicht um ein Projekt der Förderung von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (Mint) im Gymnasium. Ein solches Projekt müsste breiter angelegt sein und schon im Versuch mindestens vier Schulen auf dem Land und in der Stadt umfassen. Dagegen führten die Gegner nicht nur das Kostenargument an, sondern auch die erheblichen Auswirkungen auf das Gesamtsystem von Volks- und Mittelschulen. So wäre es Sekundarschülern angesichts der geförderten Konkurrenz aus den Untergymnasien kaum mehr möglich, sich in einem Gymnasium mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Profil zu behaupten. Das Untergymnasium müsse den allgemeinbildenden Charakter behalten.


Am Ende ist man etwas ratlos. Zwar stimmte der Rat der Variante «Breite» der Mehrheit aus EDU, SP und SVP mit 91 zu 75 Stimmen zu, aber auch aus diesen Reihen war herauszuhören, dass es nicht mit Versuchen eile und zuerst eine gründliche Analyse nötig sei. Umgekehrt waren sich die Gegner nicht einig, ob der Versuch an einer Schule nun ein kluger Ausweg oder ein Holzweg sei. Ein gemeinsamer Nenner könnte sein, Mint-Fächer auch in den unteren Gymnasialklassen zu fördern, aber nicht mit einem eigenen Profil, sondern durch Anpassungen an den Stundentafeln, wie es einige Schulen bereits getan haben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen