Zum Glück
haben Sie als Berner Erziehungsdirektor das von den Erziehungsbürokraten desLehrplans 21 ausgedachte Bewertungsschema der «personalen und sozialenKompetenzen» der Schüler wieder schubladisiert. Allerdings erst nach
energischem Protest von Praktikern, die es absurd finden, Schüler
auf einer Skala von 1 bis 10 im Charakter zu «vermessen» und Qualitäten wie
Selbstreflexion, Eigenständigkeit, Dialog- und Konfliktfähigkeit,
Pünktlichkeit, Ordnungssinn und Umgangsformen zu beurteilen sowie den «Umgang
mit Vielfalt» einzuschätzen. Vielfalt in der Kunst, in Fauna und Flora? Oder
war das etwa migrationspolitisch gemeint? Heikel, heikel.
Lieber Bernhard Pulver, Schweizer Illustrierte, 26.2. Kolumne von Peter Rothenbühler
Da waren wieder mal
neunmalkluge Gutmenschen am Werk. Bedenklich auch, dass diese
Charakterbewertung offenbar von der Wirtschaft gewünscht wird, wo ja diverse
Human-Resources-Direktoren längst die Mode der Personalbewertungsblätter
eingeführt haben, die jeden Chef verpflichten, Mitarbeiter nach
pseudopsychologischen Kriterien zu katalogisieren, fast so wie einst die Bundespolizei
unbedarfte Polizisten aussandte, unbescholtene Bürger auf der Skala Mitte bis
linksextrem zu taxieren. Nein, so geht es nicht. Die Schule soll den Schülern
Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen, die Leistung fördern und diese auch
abfragen und benoten. Nicht mal ein Psychiater ist in der Lage, den Charakter
seiner Kunden zu «vermessen».
Geschweige
denn all die guten Lehrer, die in meiner Erinnerung zu zwei Dritteln
charakterlich auf der Skala von 1 bis 10 knapp auf eine 6 kamen, aber den
Lehrstoff einfach saugut rüberbrachten. Ganz ohne Schema.
Mit
freundlichen Grüssen
Peter
Rothenbühler
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